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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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ausmachen. »Aber womit hoffen Sie, sie stoppen zu können?« flüsterte er ängstlich.
    »Mit diesem Gerät, wenn wir es rechtzeitig fertigstellen können.«
    »Aber wie?« Underhill schüttelte den Kopf. »Es ist so winzig.«
    »Groß genug«, meinte Sledge. »Denn es ist etwas, das sie nicht verstehen. Bei logischen Schlußfolgerungen und in der Anwendung ihrer Kenntnisse sind sie perfekt, aber sie können nicht kreativ denken.«
    Er deutete auf die Apparatur auf dem Tisch. »Sie mag zwar nicht besonders eindrucksvoll aussehen, ist aber etwas Neues. Diese Maschine benutzt rhodomagnetische Energie, um Atome aufzubauen, und nicht, um sie zu spalten. Die stabileren Atome sind, wie Sie sicher wissen, die in der Mitte des periodischen Systems. Energie kann man aber genauso erzeugen, indem man leichte Atome verschmilzt, wie wenn man schwere auseinanderreißt.«
    Seine tiefe Stimme klang plötzlich wieder kraftvoll. »Diese Erfindung stellt den Schlüssel zu der Sternenenergie dar. Denn das Licht der Sterne entsteht durch die freiwerdende Energie verschmelzender Atome, die sich, kurz gesagt, im Kohlenstoffzyklus von Wasserstoff zu Helium umwandeln. Dieses Gerät wird einen solchen Fusionsprozeß auslösen und zu einer Kettenreaktion anwachsen lassen, mittels eines gebündelten rhodomagnetischen Strahls von bestimmter Stärke und Frequenz, der sozusagen als Katalysator wirkt.
    Die Humanoiden werden keinem Menschen erlauben, sich mehr als bis auf drei Lichtjahre der Zentrale zu nähern – aber sie können die Möglichkeit dieser Erfindung nicht abschätzen. Ich kann dieses Gerät von hier aus bedienen und den Wasserstoff in den Meeren von Wing IV damit in Helium verwandeln. Das meiste dieses Heliums und den Sauerstoff verwandle ich in schwerere Atome, und in einem Jahrhundert könnten die Astronomen dieses Planeten in der Richtung von Wing IV einen kurzen Blitz und dann eine neue Nova ausmachen. Aber in dem Moment, da wir den Strahl ausschicken, müßten die Humanoiden gestoppt sein.«
    Underhill war sehr nachdenklich geworden. Die Worte des Alten waren überzeugend, seine Geschichte klang äußerst glaubwürdig. Dann blickte er zu den schweigenden, schwarzen Maschinen hinaus, die ohne Unterlaß weiterarbeiteten und sich gegen das schwache Glühen des palastähnlichen Hauses deutlich abzeichneten. Er hatte seine Geringschätzung Auroras Untermietern gegenüber völlig vergessen.
    »Ich vermute, daß wir dabei getötet werden«, fragte er heiser. »Diese Kettenreaktion…«
    Sledge schüttelte den ausgemergelten Kopf. »Der Katalysationsprozeß erfordert eine sehr geringe Strahlungsintensität«, erklärte er. »In unserer Atmosphäre wird der Strahl viel zu stark sein, um irgendeine Reaktion einzuleiten. Wir können die Vorrichtung sogar hier aus dem Raum betätigen, da die Wände für den Strahl kein Hindernis darstellen.«
    Erleichtert nickte Underhill. Er war nur ein kleiner Geschäftsmann, wütend, daß seine Firma zerstört worden war, unglücklich, daß ihm seine Freiheit entglitt. Er hoffte, daß Sledge die Humanoiden stoppen könnte, wollte dabei aber nicht als Märtyrer enden.
    »Gut!« Er holte tief Atem. »Was müssen wir tun?«
    Sledge deutete auf den Tisch. »Der Integrator ist fast komplett«, sagte er. »Ein kleiner Fusionsreaktor innerhalb dieser Bleiabschirmung. Ein rhodomagnetischer Generator, Frequenzumwandler, Reflektoren für die Transmission, und die Bündelungsnadel. Uns fehlt nur noch der Richtmechanismus.«
    »Richtmechanismus?«
    »Die Peilvorrichtung«, erklärte Sledge. »Jede Art von Teleskopsucher wäre recht nutzlos, da der Planet sich in den letzten hundert Jahren um einiges weiterbewegt hat. Bei dieser Entfernung aber muß der Strahl sehr eng gebündelt sein. Wir müssen also einen rhodomagnetischen Suchstrahl von unendlicher Fortpflanzungsgeschwindigkeit benutzen, der mit einem elektronischen Bildumwandler gekoppelt ist, der ein Bild im sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums erzeugt. Sehen Sie, ich habe einen Oszillographen und Pläne für die anderen Teile.«
    Steifbeinig erhob er sich von dem Küchenhocker und schaltete nun endlich das Licht ein – billige Leuchtröhren, die man noch selber ein‐und ausschalten konnte, wie man wollte. Er breitete die Zeichnungen aus und erklärte Underhill, wie er helfen könne. Underhill versicherte, daß er früh am nächsten Morgen wiederkommen würde.
    »Ich kann ein paar Werkzeuge aus meiner Werkstatt mitbringen«, fügte er hinzu.

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