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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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vierte Punkt – von dem Stern aus gesehen – kroch in den Mittelpunkt der Bildfläche, wuchs an und verdrängte die anderen. Dann begann er im Rhythmus von Sledges Händen zu erzittern.
    »Bleiben Sie ganz ruhig sitzen«, wies er Underhill leise an. »Halten Sie den Atem an. Nichts darf die Nadel stören.« Vorsichtig berührte er einen weiteren Knopf, und der grüne Punkt begann wie wild zu tanzen. Er zog seine Hand zurück, um sie mit der anderen zu kneten.
    »Passen Sie auf!« flüsterte er leise und nickte in Richtung Fenster. »Sagen Sie mir, wenn sie sich nicht mehr bewegen.«
    Zögernd wandte Underhill die Augen von dem helleuchtenden Punkt und dem so harmlos erscheinenden Spielzeug ab. Er sah wieder aus dem Fenster, wo zwei oder drei kleine schwarze Maschinen an dem hellen Dach des Gebäudes arbeiteten.
    Er wartete darauf, daß sie in ihren Bewegungen erstarrten, wagte nicht mehr zu atmen, vernahm das laute, schnelle Hämmern seines Herzens und spürte das nervöse Zittern seiner Muskeln. Während er versuchte, sich zu beruhigen, vermied er es, an die Welt zu denken, die jetzt explodieren sollte, eine Welt, die so weit entfernt war, daß der Explosionsblitz ein Jahrhundert und mehr benötigen würde, um auch auf der Erde sichtbar zu werden.
    »Bewegen sie sich nicht mehr?« riß die heisere Stimme ihn aus seinen Gedanken.
    Er schüttelte den Kopf, wagte wieder zu atmen. Die kleinen Maschinen bauten immer noch mit ihren seltsamen Werkzeugen an dem Haus und vollendeten die fantastische Kuppel.
    »Sie bewegen sich noch«, antwortete er.
    »Dann haben wir versagt.« Die Stimme des Alten klang schwach und krank. »Aber warum?«
    Plötzlich knarrte die Tür. Sie hatten sie verriegelt, aber das armselige Schloß war nur dazu geschaffen, Menschen aufzuhalten. Metall knirschte, und die Tür schwang zurück.
    Gewandt und geräuschlos trat eine kleine schwarze Maschine ein. »Zu Ihren Diensten, Mr. Sledge«, säuselte sie mit silberheller Stimme.
    Der alte Mann starrte sie mit überraschten, flackernden Augen an. »Raus hier!« knirschte er bitter. »Ich verbiete dir…«
    Die Maschine ignorierte ihn und trat auf den Küchentisch zu. Mit einer blitzartigen, zielsicheren Bewegung drehte sie zwei Knöpfe am Richtmechanismus. Das Oszilloskop verdunkelte sich, und die Palladiumnadel begann ziellos zu kreisen. Der Humanoide unterbrach die Verbindung zum Generator und richtete die blinden Stahlaugen auf Sledge.
    »Sie haben versucht, gegen die Primäre Direktive zu verstoßen.« Die helle, sanfte Stimme ließ weder Anklage noch Drohung oder Verärgerung erkennen. »Der Befehl, Ihre Freiheit zu respektieren, ist dem, die Primäre Direktive zu schützen, untergeordnet, wie Sie wissen. Daher sind wir gezwungen einzugreifen.«
    Der alte Mann war dem Zusammenbruch nahe. Sein Gesicht war eingefallen und bläulich und starr, so als ob eben das Leben aus ihm gewichen wäre, und seine Augen in den tiefliegenden Höhlen flackerten unstetig. Sein Atem kam in kurzen, heftigen Stößen.
    »Wie…?« murmelte er schwach. »Wie habt ihr…?«
    »Von jenem Mann, der Sie damals auf Wing IV töten wollte, haben wir das Geheimnis der rhodomagnetischen Abschirmung erfahren. Inzwischen ist die Zentrale gegen Ihren katalytischen Strahl abgeschirmt«, berichtete die kleine, schwarz schimmernde und völlig regungslos dastehende Maschine fast fröhlich.
    Am ganzen Leibe zitternd hatte der alte Sledge sich von seinem Stuhl erhoben. Schwankend blieb er stehen, nur noch eine trostlose menschliche Hülle, die keuchend um Atem rang. Verzweifelt starrte er in die blanken Stahlaugen des Humanoiden. Sein schlaffer, blau angelaufener Mund öffnete und schloß sich, aber er konnte nicht sprechen.
    »Wir haben schon von Anfang an von Ihrem gefährlichen Projekt gewußt«, fuhr der Humanoide sanft fort, »da unsere Sinne inzwischen schärfer sind, als Sie sie konstruiert haben. Wir haben Ihnen erlaubt, Ihr Vorhaben zu vollenden, da Ihr Integrator letztlich zur vollkommenen Durchführung der Primären Direktive erforderlich sein wird. Der Vorrat an Schwermetallen für unsere Kernkraftwerke ist schließlich begrenzt, aber nun werden wir in der Lage sein, durch katalytische Kernfusion unbegrenzte Energiemengen zu gewinnen.«
    Der Alte sank in sich zusammen, als ob ihm jemand einen Schlag versetzt hätte. »Wie?« fragte er zitternd. »Was meinst du damit?«
    »Nun können wir der Menschheit für immer dienen«, schnurrte die schwarze Maschine, »auf jeder Welt

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