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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Anton
     

AUF MARSIANISCHE ART
    (THE MARTIAN WAY)
     
ISAAC ASIMOV
     
     
1
     
    Mario Esteban Rioz sah mürrisch aus dem kurzen Korridor zwischen den zwei einzigen Räumen im Bug des Raumschiffes zu, wie Ted Long mühsam versuchte, den Fernseher scharfzustellen. Long versuchte es immer wieder, aber das Bild war und blieb lausig. Rioz wußte, daß es lausig bleiben würde. Sie waren zu weit von der Erde entfernt und standen in ungünstiger Position zur Sonne. Aber woher sollte Long das wissen. Rioz blieb noch eine Weile unter der Türe stehen, den Kopf gebeugt, um nicht oben am Türstock anzustoßen, den Körper halb zur Seite gedreht, um in die schmale Öffnung zu passen. Dann schoß er wie ein Korken aus der Flasche in die Kombüse.
    »Was willst du denn?« fragte er erbost.
    »Ich dachte, ich würde Hilder reinbekommen«, meinte Long.
    Rioz lehnte sich an den Regaltisch. Er nahm eine konisch geformte Milchdose von dem Regal darüber. Als er dagegen drückte, sprang die Spitze der Dose auf. Er drehte sie in der Hand und wartete darauf, daß der Inhalt warm wurde.
    »Weshalb denn?« fragte er. Dann führte er die kegelförmige Dose zum Mund und trank geräuschvoll.
    »Ich dachte, ich würde ihn mir anhören.«
    »Ich halte das für Energieverschwendung.«
    Long blickte auf und sah den anderen mit gerunzelter Stirn an. »Es ist üblich, den Gebrauch von privaten Fernsehern zu gestatten.«
    »In Grenzen«, gab ihm Rioz zurück.
    Ihre Blicke begegneten sich herausfordernd. Rioz’ schlanker sehniger Körper, sein schmales, hageres Gesicht mit den eingefallenen Wangen, ließen ihn fast wie das Urbild der marsianischen Müllsammler wirken, jener Raumfahrer, die geduldig die Raumrouten zwischen der Erde und dem Mars abkämmten. Seine hellblauen Augen saßen tief in dem braunen faltigen Gesicht, das seinerseits dunkel vor dem weißen Synthopelz hervorstand, mit dem der hochgeschlagene Kragen seiner Raumjacke gefüttert war.
    Long war wesentlich blasser und weicher. Er trug einige der typischen Merkmale des Flachländers, wenn auch kein Marsianer der zweiten Generation in dem Sinne Flachländer sein konnte, wie Erdenmenschen das waren. Er hatte den Kragen zurückgeschlagen, und sein dunkelbraunes Haar hing frei.
    »Was ist für dich ›in Grenzen‹?« wollte Long wissen.
    Rioz’ schmale Lippen wurden noch schmaler. »Wenn man bedenkt, daß wir auf dieser Fahrt, so wie die Dinge jetzt liegen, nicht einmal unsere Kosten decken werden, ist jeder Energieverbrauch unsinnig«, meinte er.
    »Wenn wir schon Geld verlieren, solltest du dann nicht besser an deinen Posten gehen?« fragte Long. »Es ist deine Wache.«
    Rioz grunzte und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über die Stoppeln am Kinn. Er stand auf und schlürfte zur Türe. Seine schweren, weichen Stiefel verschluckten das Geräusch seiner Schritte. Am Thermostaten blieb er stehen, warf einen Blick auf die Skala und drehte sich dann wütend um.
    »Ich hab mir doch gedacht, daß es heiß ist. Für wen hältst du dich eigentlich?«
    »Fünf Grad ist nicht übertrieben«, sagte Long.
    »Für dich vielleicht nicht. Aber wir sind hier im Weltraum, nicht in einem geheizten Büro in den Eisenbergwerken.« Rioz schaltete den Thermostaten mit einer schnellen Daumenbewegung auf Minimum. »Die Sonne ist warm genug.«
    »Die Kombüse liegt nicht auf der Sonnenseite.«
    »Die Wärme wird schon durchkommen, verdammt noch mal.«
    Rioz ging hinaus, und Long starrte ihm eine Weile nach und wandte sich dann wieder seinem Fernseher zu. Den Thermostaten schaltete er nicht um.
    Das Bild flackerte immer noch, aber es würde reichen müssen. Long klappte einen Stuhl aus der Wand. Er beugte sich vor, wartete die formelle Ansage ab, dann die kurze Pause, bevor sich der Vorhang langsam auflöste, und sah dann zu, wie der Scheinwerfer die bekannte bärtige Gestalt heraussuchte, die dann anwuchs, während sie auf den Bildschirm gezogen wurde, bis sie ihn ganz füllte.
    Und dann begann die Stimme, die selbst nach den Störgeräuschen und dem Knattern der Elektronenstürme von zwanzig Millionen Meilen eindrucksvoll blieb:
    »Freunde! Meine Mitbürger der Erde…«
     
     
2
     
    Als Rioz die Steuerkanzel betrat, sah er das Radiosignal blitzen. Einen Augenblick lang glaubte er, es wäre ein Radarsignal, und seine Handflächen wurden feucht; aber das war nur sein Schuldgefühl. Theoretisch hätte er die Steuerkanzel während seiner Wache nicht verlassen dürfen, obwohl das alle Müllsammler taten.

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