Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
dem Küchentisch betrachtete, die kleine Nadel und den winzigen Konverter, erschien ihm das gesamte Projekt als reinste Torheit. Wie könnte solch ein Gerät die Meere des Planeten detonieren lassen, der so weit entfernt war, daß selbst seine Muttersonne nur durch ein Teleskop ausgemacht werden konnte?
    Aber die Humanoiden heilten ihn jedesmal von seinen Zweifeln.
    Es fiel Underhill jedesmal schwer, den Schutz der kleinen Wohnung zu verlassen, da er sich in der hellen neuen Welt, die die Humanoiden errichteten, nicht wohl fühlte. Ihm lag nichts an dem strahlenden Glanz seines neuen Badezimmers, da er die Wasserhähne nicht betätigen konnte – irgendein Mensch, der Selbstmord verüben wollte, hätte sich ja in der Badewanne ertränken können. Er mochte die Fenster nicht, die nur eine Maschine öffnen konnte – ein Mensch könnte unbeabsichtigt hinausfallen oder in selbstmörderischer Absicht hinausspringen – und auch nicht das majestätische Musikzimmer mit den herrlichen glitzernden Instrumenten, die nur ein Humanoide spielen konnte.
    Es kam so weit, daß er die verzweifelte Ungeduld des Alten zu teilen begann, bis Sledge ihn eindringlich warnte. »Sie dürfen nicht zu viel Zeit bei mir verbringen. Sie müssen sie nicht ahnen lassen, daß unsere Arbeit so wichtig ist. Spielen Sie ihnen lieber etwas vor – Sie beginnen langsam, sie zu mögen und kommen nur zu mir, um Ihre Zeit totzuschlagen.«
    Underhill gab sich Mühe, aber er war kein Schauspieler. Pflichtgetreu nahm er seine Mahlzeiten zu Hause ein. Er versuchte unter allen Umständen, Konversation zu machen – über alles, nur nicht detonierende Planeten. Er versuchte, Begeisterung zu heucheln, wenn Aurora ihm die neuesten Verbesserungen des Hauses vorführte. Er applaudierte Gays Musikvorträgen und unternahm mit Frank ausgedehnte Wanderungen durch die wunderbaren neuen Parkanlagen.
    Und er sah, was die Humanoiden aus seiner Familie gemacht hatten. Das war genug, um sein schwindendes Vertrauen in Sledges Integrator zu erneuern, und seine Meinung, den Humanoiden müsse das Handwerk gelegt werden, zu bekräftigen.
    Anfangs sprudelte Aurora nur so über vor Lob für die Humanoiden. Die wunderbaren neuen Maschinen versorgten den Haushalt, kochten und paßten auf die Kinder auf. Sie stellten für sie wunderbare Kleider her und ermöglichten ihr, Karten zu spielen, wann sie es wollte.
    Aber nun hatte sie zu viel Zeit.
    Sie kochte eigentlich gerne – zumindest ein paar besondere Gerichte, die die Familie immer wieder gerne aß. Aber Öfen waren heiß und Messer scharf. Küchen waren zu gefährlich, als daß Menschen darin arbeiten durften.
    Ihr Hobby war die Stickerei gewesen, aber die Humanoiden hatten ihr die Nadeln weggenommen. Sie fuhr gerne mit dem Wagen, aber das war nun nicht mehr erlaubt. Sie versuchte, in den Fluchtwelten diverser Romane Zerstreuung zu finden, aber die Humanoiden nahmen sie ihr alle weg, da darin unglückliche Menschen in gefährlichen Situationen vorkamen.
    Eines Nachmittags begann sie zu weinen. »Das ist zuviel«, schluchzte sie bitterlich. »Ich hasse und verabscheue diese nackten Scheusäler. Anfangs schienen sie so wunderbar zu sein, aber jetzt wollen sie mich nicht einmal ein paar Bonbons essen lassen. Können wir sie nicht loswerden, Liebling? Nie mehr?«
    Eine kleine schwarze Maschine stand hinter ihm, und er mußte sagen, daß sie das nicht könnten.
    »Unsere Funktion liegt darin, allen Menschen für immer zu dienenォ, versicherte der Humanoide sanft. »Wir mußten Ihnen die Süßigkeiten wegnehmen, Mrs. Underhill, da das geringste Übergewicht die Lebenserwartung verkürzt.«
    Nicht einmal die Kinder entkamen dieser absoluten Fürsorge. Frank wurde einer ganzen Anzahl von gefährlichen Gegenständen beraubt – ein Fußball, Boxhandschuhe, ein Taschenmesser, Kreisel, Steinschleudern und Schlittschuhe. Er mochte die harmlosen Plastikspielzeuge nicht, die ihm dafür zur Verfügung gestellt wurden, und versuchte wegzulaufen, aber ein Humanoide erkannte ihn auf der Straße und brachte ihn zur Schule zurück.
    Gay hatte immer davon geträumt, einst eine große Musikerin zu werden. Seit ihrer Ankunft hatten die neuen Maschinen den menschlichen Lehrer ersetzt. Nun sagte sie eines Abends, als Underhill sie bat, doch etwas vorzuspielen, ernst: »Vater, ich werde nie mehr Violine spielen.«
    »Warum denn nicht, Liebes?« Erschrocken über die bittere Entschlossenheit in ihrem Gesicht starrte Underhill sie an. »Du hast doch so

Weitere Kostenlose Bücher