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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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einer jeden Sonne.«
    Sledge taumelte zu Boden. Die schlanke, blinde Maschine blieb stehen und machte keine Anstalten, ihm zu helfen. Underhill stand zwar weiter entfernt, schaffte es aber, Sledge zu fassen, bevor er mit dem Kopf auf dem harten Boden aufschlug.
    »Mach schon!« Seine heisere Stimme klang erstaunlich ruhig. »Hole Doktor Winters!«
    Der Humanoide bewegte sich nicht.
    »Die Gefahr für die Primäre Direktive ist nun beendet«, erklärte er glatt. »Daher ist es uns nicht mehr möglich, Mr. Sledge irgendwie zu helfen.«
    »Dann hole Doktor Winters für mich«, sagte Underhill heftig.
    »Zu Ihren Diensten«, stimmte die Maschine zu.
    »Keine Zeit… keinen Sinn«, flüsterte da jedoch der alte Mann, der auf dem Boden lag und vergeblich nach Atem rang. »Ich bin… ein Narr. Mit mir geht’s zu Ende. Blind wie ein Humanoide. Sagen Sie ihnen… daß sie mir helfen sollen. Ich gebe… meine Immunität auf. Hat doch… keinen Zweck mehr. Die Menschheit… ist verloren!«
    Underhill wich zurück, als die schwarze Maschine diensteifrig neben dem Alten niederkniete.
    »Sie wünschen, Ihre besonderen Privilegien aufzugeben, Mr. Sledge?« fragte sie beflissen. »Sie wünschen, daß wir Ihnen unsere vollen Dienste unter der Primären Direktive zur Verfügung stellen?«
    »Jawohl«, flüsterte Sledge mit äußerster Anstrengung und nickte mühsam.
    In diesem Augenblick kamen scharenweise schwarze Maschinen in die schäbige kleine Wohnung geströmt. Eine legte Sledges Arm frei, eine andere setzte eine Spritze an. Dann hoben sie ihn äußerst vorsichtig hoch und trugen ihn rasch hinaus.
    Mehrere Humanoide blieben jedoch in der kleinen Wohnung, die jetzt kein verbotenes Territorium mehr darstellte. Die meisten von ihnen versammelten sich um den nun nutzlosen Integrator. Sorgfältig studierten sie mit ihren geschärften Sinnen jedes Detail, dann nahmen sie ihn auseinander.
    Eine Maschine kam zu Underhill herüber. Regungslos blieb sie vor ihm stehen und starrte ihn aus den blicklosen Metallaugen an. Seine Knie begannen zu zittern. Er schluckte unbehaglich.
    »Mr. Underhill«, fragte die Maschine wohlwollend, »warum haben Sie Mr. Sledge geholfen?«
    Er räusperte sich. »Weil ich euch nicht mag«, antwortete er verbittert, »euch nicht und auch nicht eure verdammte Primäre Direktive. Weil ihr das Leben aus der Menschheit herauspreßt. Ja, ich wollte euch das Handwerk legen.«
    »Auch andere haben sich gewehrt«, schnurrte die Maschine sanft. »Aber nur zu Anfang. In unserem totalen Einsatz für die Primäre Direktive haben wir gelernt, die Menschen glücklich zu machen.«
    Underhill starrte stur zurück. »Nein!« stieß er hervor. »Das habt ihr nicht. Überhaupt nicht!«
    Das wohlgeformte dunkle Gesichtsoval schien gütig und besorgt zu blicken. Etwas Erstaunen spiegelte sich darin. Die silberhelle Stimme blieb warm und freundlich.
    »Wie allen anderen Menschen mangelt es auch Ihnen, Mr. Underhill, an der Fähigkeit, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Ihr Vorhaben, die Primäre Direktive zu gefährden, beweist das. Nun werden Sie nicht umhin können, ohne weiteren Aufschub alle unsere Dienste zu akzeptieren.«
    »Schon gut«, gab er sich geschlagen, fügte aber noch trotzig hinzu: »Wenn man Menschen in Watte wickelt, werden sie dadurch bestimmt nicht glücklich!«
    »Warten Sie ab und lassen Sie sich überzeugen, Mr. Underhill.«
    Am nächsten Tag wurde es ihm erlaubt, Sledge im Stadthospital zu besuchen. Eine aufmerksame schwarze Maschine fuhr seinen Wagen, betrat hinter ihm das große neue Gebäude und folgte ihm auch in das Zimmer des alten Mannes – von nun an würden die blinden Stahlaugen ihn ohne Unterlaß überwachen.
    »Es freut mich, Sie zu sehen, Underhill«, begrüßte Sledge ihn herzlich von seinem Bett aus. »Danke, ich fühle mich heute schon viel besser. Die alten Kopfschmerzen sind völlig verschwunden.«
    Underhill war froh, neue Kraft in der Stimme des Mannes zu vernehmen. Auch hatte er ihn sofort erkannt – er hatte befürchtet, die Humanoiden würden an den Erinnerungen des Alten herumpfuschen. Aber von den Kopfschmerzen hatte er nichts gewußt. Verwirrt trat er näher.
    Sledge sah schon wesentlich besser aus. Er war sauber gewaschen und frisch rasiert, und die knorrigen alten Hände lagen gefaltet auf der makellos weißen Bettdecke. Die Augen lagen noch tief in den Höhlen, und die Wangen waren immer noch eingefallen, aber die krankhafte bläuliche Gesichtsfarbe war durch ein gesundes

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