Titan 12
doch den Computer herüberschicken, und ich habe es völlig verschwitzt.«
Taine aß die Sandwiches und gab auch Towser sein Teil ab, der ihm seine Dankbarkeit auf ziemlich erdige Art bezeugte.
Als er fertig war, stand Taine auf und nahm die Schaufel wieder zur Hand.
»An die Arbeit«, sagte er.
»Aber du hast doch all dieses Zeug im Keller.«
»Das kann warten«, meinte Taine. »Zuerst müssen wir das hier zu Ende bringen.«
Es war schon dunkel, als sie fertig waren.
Taine stützte sich müde auf die Schaufel.
Dreieinhalb mal sechs Meter breit, drei Meter hoch – und bis auf den letzten Zentimeter aus jenem opalglasähnlichen Material, das einen glockenähnlichen Ton von sich gab, wenn man mit der Schaufel dagegenschlug.
Sie müssen sehr klein sein, dachte er, wenn viele von ihnen auf so kleinem Raum leben, vor allem, wenn sie es lange darin aushalten müssen. Seine Überlegungen stützten sich darauf, daß sie klein sein mußten, um in dem Zwischenraum zwischen Kellerdecke und Parterrefußboden leben zu können.
Wenn sie wirklich dort leben, dachte Taine. Wenn das alles nicht nur eine Ausgeburt seiner Fantasie war.
Wenn sie tatsächlich in seinem Haus untergekrochen waren, dachte er, brauchten sie jetzt vielleicht gar nicht mehr dort zu sein – denn Towser hatte sie am Morgen gerochen oder gehört oder sonstwie wahrgenommen, ihnen am darauffolgenden Abend jedoch keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt.
Taine legte sich die Schaufel über die Schulter und ergriff die Spitzhacke. »Komm«, sagte er, »gehen wir. Der Tag war lang und hart.«
Sie trotteten durch die Büsche und kamen zur Straße. Hier und dort glühten im dunklen Wald Leuchtkäfer, und die Straßenlampen schwankten in der Sommerbrise. Die Sterne schienen klar und hell.
Vielleicht waren sie immer noch im Haus, dachte Taine. Vielleicht hatten sie herausgefunden, daß sie Towsers Mißfallen erregten und es so eingerichtet, daß er sie jetzt nicht mehr wahrnahm.
Wahrscheinlich waren sie äußerst anpassungsfähig, was eine durchaus naheliegende Erklärung war. Sie hatten jedenfalls nicht sehr lange gebraucht, um sich einem von Menschen erbauten Haus anzupassen, überlegte er grimmig.
Er ging mit Beasly die mit Kies bedeckte Einfahrt entlang, um die Werkzeuge in die Garage zu stellen. Es war dunkel, und irgend etwas Seltsames war geschehen, denn es gab keine Garage mehr.
Keine Garage mehr, und auch die Vorderfront des Hauses fehlte, und die Einfahrt war abrupt abgeschnitten; es war nichts übrig als die gewölbte Wand von dem, was offensichtlich früher das Ende seiner Garage gewesen war.
Sie trotteten näher, blieben vor der gewölbten Wand stehen und starrten entgeistert in die Sommernacht.
Da gab es keine Garage mehr, keine Veranda, keine Hauswand. Es war so, als habe jemand die gegenüberliegenden Ecken der Vorderfront des Hauses genommen und sie zusammengebogen, bis sie sich berührten, wobei irgendwie die gesamte Vorderfront des Hauses innerhalb der Krümmung zwischen den Ecken verschwunden war.
Taine besaß nun ein Haus mit einer gewölbten Vorderfront. Allerdings lagen die Dinge nicht ganz so einfach, denn die Wölbung stand in keinem Verhältnis zu den Proportionen der verschwundenen Hausteile. Die Kurve wirkte dennoch elegant und schwungvoll, aber irgendwie irreal. Es war, als ob man die Vorderwand des Hauses abgerissen und ein Trugbild des restlichen Hauses geschaffen hätte, um das Verschwinden der Wand zu vertuschen.
Taine ließ Schaufel und Hacke fallen. Klappernd schlugen sie auf dem Kies der Einfahrt auf. Er hob die Hand und fuhr sich über die Augen, wie um etwas wegzuwischen, daß ganz einfach nicht dort sein konnte.
Doch als er die Hand sinken ließ, hatte sich gar nichts geändert.
Das Haus hatte keine Vorderwand mehr.
Im nächsten Moment rannte er um das Haus, kaum wissend, daß er überhaupt rannte, und in ihm wuchs die Furcht vor dem, was mit dem übrigen Haus geschehen sein mochte.
Doch die Rückseite des Hauses war völlig in Ordnung. Sie sah so aus wie immer.
Er taumelte die Stufen hoch; Beasly und Towser rannten hinterdrein. Er stieß die Tür auf, eilte durch die Diele und polterte die Stufen zur Küche hoch. Mit drei Schritten raste er durch die Küche, um zu sehen, was mit der Vorderfront des Hauses geschehen war.
An der Tür zwischen Küche und Wohnzimmer blieb er wie vom Schlag getroffen stehen und umklammerte die Klinke mit beiden Händen, während er ungläubig aus dem Wohnzimmerfenster
Weitere Kostenlose Bücher