Titan 12
ruhig weiter.
Taine taumelte in die Küche und schaute aus dem Fenster. Draußen, auf den Stufen der Hintertür, saß Beasly, der Hausbursche der Hortons.
Taine ging zur Hintertür, um herauszufinden, was geschehen war.
»Ich hab’ ihnen gekündigt, Hiram«, berichtete Beasly. »Sie hat jede Minute auf mir herumgehackt und nichts, was ich tat, hat ihr gepaßt, deshalb bin ich abgehauen.«
»Nun, komm erst mal herein«, sagte Taine. »Ich glaube, du hast nichts gegen einen Happen zum Essen und einen Kaffee.«
»Ich hab’ halt gedacht, ich könnt’ vielleicht hierbleiben, Hiram. Nur bis ich was anderes finde.«
»Zuerst frühstücken wir«, sagte Taine. »Dann können wir darüber reden.«
Das war gar nicht angenehm, dachte er. Es gefiel ihm überhaupt nicht. Spätestens in einer Stunde würde Abbie antanzen und ein Riesengeschrei veranstalten, er hätte ihnen Beasly abspenstig gemacht. Denn so dumm Beasly auch sein mochte, er arbeitete tüchtig und ließ sich eine Menge gefallen. Außerdem gab es sonst im ganzen Dorf niemanden, der für Abbie Horton arbeiten würde.
»Deine Ma hat mir immer Plätzchen gegeben«, sagte Beasly. »Deine Ma war eine wirklich gute Frau, Hiram.«
»Ja, das war sie«, sagte Taine.
»Meine Ma sagte immer, ihr Leute seid in Ordnung, nicht so wie die anderen in der Stadt, auch wenn die noch so fein tun. Sie sagte, deine Familie war bei den ersten Siedlern. Ist das wirklich wahr, Hiram?«
»Nun, ich glaube, nicht gerade bei den ersten Siedlern, doch dieses Haus steht schon fast seit hundert Jahren hier. Mein Vater sagte immer, daß während all dieser Jahre keine Nacht vergangen ist, in der nicht zumindest ein Taine unter diesem Dach schlief. Ich glaube, solche Dinge bedeuteten Vater sehr viel.«
»Es muß schön sein«, sagte Beasly wehmütig, »so ein Gefühl zu haben. Du bist sicher stolz auf dieses Haus, Hiram.«
»Nicht wirklich stolz; eher gehöre ich einfach hierher. Ich könnte es mir nicht vorstellen, in einem anderen Haus zu wohnen.«
Taine stellte den Herd an und füllte den Wasserkessel. Als er den Kessel auf den Herd stellte, versetzte er ihm gewohnheitsmäßig einen Tritt. Doch es war gar nicht notwendig: Die Heizplatte zeigte bereits ein rötliches Glühen.
Zweimal hintereinander, dachte Taine. Das Ding bessert sich ja wirklich.
»He, Hiram«, sagte Beasly, »das ist aber ein schönes Radio.«
»Ganz im Gegenteil«, erwiderte Taine. »Es ist kaputt. Hab noch keine Zeit gehabt, es zu reparieren.«
»Das glaub’ ich nicht, Hiram. Ich hab’s gerade angestellt, und es wird schon warm.«
»Es wird schon… he, laß mich mal sehen!« rief Taine.
Beasly hatte die Wahrheit gesagt. Der Apparat begann leise zu summen.
Dann hörte man eine Stimme, die rasch lauter wurde, als das Radio warmlief.
Sie redete jedoch ein unverständliches Kauderwelsch.
»Was für eine Sprache ist das?« fragte Beasly.
»Ich weiß nicht«, erwiderte Taine, allmählich einer Panik nahe.
Zuerst der Fernseher, dann der Herd und nun das Radio!
Er drehte am Senderwahlknopf, und der Zeiger kroch langsam über die Skala, anstatt rasch darüberzustreichen, wie zuvor, und Sender um Sender klang auf und verstummte wieder.
Er stellte die nächste Station, die hereinkam, genau ein, und wieder erklang eine fremde Sprache. Nun wußte er genau, was er da vor sich hatte.
Anstatt des billigen Geräts, das er für ein paar Dollar gekauft hatte, stand ein leistungsstarker Universalempfänger der Art, wie sie dann und wann in teuren Magazinen angeboten wurde, auf seinem Küchentisch.
Er richtete sich auf und sagte zu Beasly: »Versuch einmal, einen Sender hereinzubekommen, bei dem Englisch gesprochen wird. Ich kümmere mich inzwischen um die Eier.«
Er schaltete die zweite Kochplatte ein und holte die Bratpfanne. Er stellte sie auf den Herd und holte Eier und Speck aus dem Eisschrank.
Beasly hatte einen Sender gefunden, der Tanzmusik spielte.
»Wie wär’s damit?« fragte er.
»Großartig«, sagte Taine.
Towser kam aus dem Schlafzimmer, streckte sich und gähnte. Er ging zur Tür und gab zu verstehen, daß er hinaus wollte.
Taine ließ ihn hinaus.
»Wenn ich du wäre«, riet er dem Hund, »würde ich das Murmeltier in Ruhe lassen. Du kannst doch nicht den ganzen Wald umgraben.«
»Er gräbt nicht nach einem Murmeltier, Hiram.«
»Nun, dann eben nach einem Kaninchen.«
»Auch kein Kaninchen. Als ich gestern die Teppiche klopfen sollte, hab’ ich einfach blau gemacht. Deshalb war Abbie auch
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