Titan 13
Wenn Sie sterben, Sie und Ihre ganze Mannschaft von der IMT, dann denken Sie an Thor V.«
Heldons Gesicht nahm die Farbe von Papier an, und ebenso erging es den meisten seiner Bewaffneten. Dann stieg das Blut wieder langsam in die dicken Wangen des Büttels. »Hinaus«, krächzte er kaum hörbar. Und dann plötzlich mit höchster Lautstärke: »Hinaus! Hinaus!«
Amalfi ging auf die Strahlungsschleuse aus Blei zu. Er warf beiläufig eines der Eier in die Luft und fing es wieder auf. Karst schlurfte hinter ihm her und zuckte zusammen, als er an Heldon vorbeiging. Amalfi befürchtete schon, daß der Sklave übertreibe, aber Heldon bemerkte es nicht; Karst hätte ebensogut ein… ein Pferd sein können.
Die Bleitür schloß sich, und Heldons wütendes und zugleich verängstigtes Gesicht verschwand. Das Leuchten der Fluoreszenzröhren spiegelte sich auf den alten Spindizzies. Amalfi schob eine Hand in Karsts Bündel und deponierte ein Ei in dem Schaumgumminest, aus dem er es geholt hatte, dann kam die Hand wieder zum Vorschein mit einer häßlichen Schmeisser-Beschleunigungspistole. Er schob sie sich in den Gürtel.
»Die Treppe hinauf, Karst. Schnell. Das war ziemlich knapp. Nur zu, ich bin dicht hinter dir. Wo sind die Schaltanlagen für diese Maschinen? Das Kontrollkabel führte durch die Decke.«
»Oben im Tempel«, sagte Karst. Er rannte die schmalen Stufen in riesigen Sprüngen hinauf, aber es schien ihm nicht die geringste Mühe zu bereiten. »Dort oben ist die Sternkammer, wo die Großen Neun sich treffen. Aber ich weiß nicht, wie man hinkommt.«
Sie traten in die kalte steinerne Vorkammer. Der Lichtschein von Amalfis Lampe huschte über den Boden und fand die hervorstehende Pyramide; er trat danach. Ächzend schob sich die Steinplatte über die Treppe und wurde zu einer gewöhnlichen Platte im Boden. Es gab ganz sicher eine Möglichkeit, sie auch von unten zu bewegen, aber Heldon würde sich eine Weile Zeit lassen, ehe er sie benutzte; die Steinplatte bewegte sich ziemlich laut und würde Amalfi verraten, daß er ihn verfolgte. Beim ersten Geräusch würde Amalfi ein schwarzes Ei legen, und das wußte Heldon.
»Ich möchte, daß du die Stadt verläßt und so viele Sklaven mitnimmst wie nur möglich«, sagte Amalfi. »Aber es kommt auf den richtigen Zeitpunkt an. Jemand muß den Schalter dort unten betätigen, den du dir merken solltest, denn ich kann das nicht tun; ich muß in die Sternkammer. Heldon wird ahnen, daß ich dort hinaufgehe, und wird mir folgen. Und sobald er hier durchgekommen ist, Karst, mußt du hinunter und den Schalter betätigen.«
Hier war die niedrige Türe, durch die Heldon sie in den Tempel eingelassen hatte. Von ihr aus führte eine weitere Treppe nach oben. Tageslicht fiel in den Raum.
Amalfi schob die alte Tür vorsichtig auf und spähte hinaus. Trotz des hellen Nachmittaglichtes lag die Gasse draußen durch die dicht beieinanderstehenden alten Gebäude der IMT in tiefem Schatten. Ein halbes Dutzend Sklaven mit bleiernen Augen trottete vorbei und hinter ihnen ein Büttel, der halb eingeschlafen schien.
»Findest du in die Krypta zurück?« flüsterte Amalfi.
»Es gibt nur einen Weg.«
»Gut. Dann kehr um! Leg das Bündel hier vor der Tür ab; wir brauchen es nicht mehr. Sobald Heldons Leute diese Treppe heraufkommen, gehst du hinunter und legst den Schalter um. Und dann verlasse die Stadt; du hast etwa vier Minuten Zeit, bis die Röhren alle warm sind; du darfst keine Sekunde davon vergeuden. Verstanden?«
»Ja. Aber…«
Etwas jagte über den Tempel hinweg wie eine Lawine aus Kies und verhallte dann in der Ferne. Amalfi kniff ein Auge zu und spähte mit dem anderen zum Himmel. »Raketen«, sagte er. »Manchmal weiß ich wirklich nicht, warum ich auf einem so primitiven Planeten bestanden habe. Aber vielleicht werde ich ihn noch lieben lernen. Viel Glück, Karst.«
Er wandte sich der Treppe zu.
»Die werden Euch dort oben in die Enge treiben und festhalten«, sagte Karst.
»Nein, das werden sie nicht. Nicht Amalfi. Keine Einwände, Karst. Geh jetzt!«
Eine weitere Rakete jagte in den Himmel, und in der Ferne war eine schwere Explosion zu hören. Amalfi stürmte wie ein Bulle die Treppe zur Sternkammer hinauf.
Die Treppe war lang und gewunden und auch eng, und die einzelnen Treppenstufen waren schrecklich schmal. Amalfi erinnerte sich daran, daß die Büttel selbst keine Treppen stiegen; sie ließen sich von ihren Sklaven hinauftragen. Auf solchen winzigen
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