Titan 13
etwas gewundert.«
»Sie wissen ja, daß sie alt sind«, sagte der Büttel. »Ohne Zweifel baut man sie heutzutage viel größer.«
Das traf natürlich nicht zu. Moderne Spindizzies hatten höchstens ein Zehntel der Größe von diesen hier. Die Bemerkung erweckte in Amalfi neue Zweifel an Heldon. Er hatte angenommen, daß der Büttel ihm nicht gestatten würde, die Spindizzies zu berühren; daß es in der IMT genügend Männer gab, die nach detaillierten Anweisungen Reparaturen durchführen konnten; daß Heldon selbst und jeder andere Büttel genügend von Physik verstanden, um Amalfis Erklärungen verstehen zu können. Jetzt war er sich da nicht mehr so sicher – und an dieser Frage hing es, wieviel Freiheit Amalfi jetzt bei seinen Bemühungen haben würde, ohne daß man etwas bemerkte.
Der Bürgermeister erstieg eine stählerne Treppe zu einem Laufgang, der oben an den Generatoren entlangführte, blieb dann stehen und sah auf Karst herunter. »Nun, du Dummkopf, steh nicht herum«, sagte er. »Komm schon herauf und bring das Zeug!«
Gehorsam schlurfte Karst die Stahltreppe hinauf, dicht gefolgt von Heldon. Amalfi ignorierte die beiden und suchte eine Inspektionsklappe im Gehäuse, fand eine und öffnete sie.
Darunter sah er etwas, das wie ein Abstimmkreis aussah, sowie den Verstärker für eine Art Monitor – wahrscheinlich ein digitaler Computer. In dem Verstärker waren mehr Vakuumröhren versammelt, als Amalfi je auf einem Haufen gesehen hatte, und es gab eine separate Energiezufuhr für ihre Heizgitter. Zwei der Röhren waren jeweils so groß wie seine Faust.
Karst beugte sich vor und legte seine Last auf das Deck. Amalfi holte ein Stück dünnes schwarzes Kabel heraus und schob die beiden Pole in eine Steckdose in der Nähe. Eine winzige Birne am anderen Ende glühte rot auf.
»Ihr Computer geht noch«, erklärte er. »Ob er noch funktioniert oder nicht, ist eine andere Sache. Darf ich die Hauptbänke einschalten, Heldon?«
»Das mache ich«, sagte der Büttel. Er ging die Treppe wieder hinunter und durch die Kammer.
Sofort begann Amalfi mit reglosen Lippen zu murmeln, für Karst mußte das höchst seltsam klingen. Zu sprechen, ohne dabei die Lippen zu bewegen, bedeutete einfach, daß man ein paar Konsonanten austauscht und solche vermeidet, die Lippenbewegungen erfordern.
»aß auf eldon auf, arst. Achte darau, eichen Schalter er be’egt, und erk dir, o er ist. Klar? Gut.«
Die Röhren leuchteten auf. Karst nickte kaum merkbar. Der Büttel beobachtete sie von unten, während Amalfi die Leitungen überprüfte.
»Funktionieren sie?« rief er. Seine Stimme klang gedämpft, als hätte er Angst, laut zu sprechen.
»Ich denke schon. Eine dieser Röhren ist undicht, und es muß an einigen Stellen zu Schäden gekommen sein. Wir sollten das alles gründlich überprüfen, ehe wir etwas unternehmen. Sie haben hier doch die Einrichtungen zum Prüfen von Röhren, oder?«
Heldons Gesicht zeigte Erleichterung, obwohl er sich sichtlich Mühe gab, sich nicht zu verraten. Wahrscheinlich hätte er jeden seiner Kollegen ohne Mühe täuschen können, aber Amalfi, der wie jeder Okie-Bürgermeister der Meta-›Sprache‹ des Muskelspiels und der Haltung genauso gut folgen konnte wie dem gesprochenen Dialog, war Heldons Ausdruck ebenso klar wie ein unterschriebenes Geständnis.
»Sicher«, sagte der Büttel. »Ist das alles?«
»Nein, ganz und gar nicht. Ich denke, Sie sollten etwa die Hälfte dieser Leitungen herausreißen und Transistoren einbauen; wir können Ihnen das dafür nötige Germanium zu Festpreisen liefern. Sie haben hier nach meiner Schätzung zwei- oder dreihundert Röhren pro Einheit, und wenn es während des Fluges zu einem Röhrenausfall kommt… nun, das brauche ich Ihnen nicht zu sagen.«
»Werden Sie uns auch erklären können, wie man das macht?«
»Wahrscheinlich«, meinte der Bürgermeister. »Wenn Sie mir gestatten, das ganze System zu inspizieren, kann ich es Ihnen genau sagen.«
»Gut«, nickte Heldon. »Aber keine Verzögerungen. Ich habe höchstens einen halben Tag zur Verfügung.«
Das war besser, als Amalfi erwartet hatte – viel besser. Wenn er so viel Zeit zur Verfügung hatte, konnte er die Schaltzentrale ausfindig machen. Daß Heldons Ausdruck überhaupt nicht zu dem paßte, was er gesagt hatte, beunruhigte Amalfi zutiefst, aber daran ließ sich jetzt nichts ändern. Er holte Papier und Schreibstift aus Karsts Tasche und begann, sich Skizzen von den Schaltungen zu machen, die
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