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Titan 13

Titan 13

Titel: Titan 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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knipste die Deckenbeleuchtung an und wies auf den Besuchersessel.
    »Bitte, setzen Sie sich. Ich muß Ihnen jetzt sagen, was hier geschieht – und wohin Sie gehen.« Barker setzte sich gleichgültig. »Da wär’ ich Ihnen dankbar, Doktor.« Hawks hob die Brauen. »Wirklich?« Er setzte sich und musterte Barker über seinen Schreibtisch hinweg, so wie er Rogan gegenübergesessen hatte. »Das wird jetzt eine lange Geschichte. Es fängt damit an, daß wir einen Materiesender haben – das heißt ein elektronisches Gerät, welches einen Gegenstand von einem Punkt zu einem anderen befördert. Und zwar mit Lichtgeschwindigkeit.«
    Hawks blickte auf und sah Barker an.
    »Und den wollen Sie jetzt an mir ausprobieren«, sagte Barker.
    »Er ist Hunderte von Malen ausprobiert worden. Dutzende von Männern sind ohne sichtbare Schwierigkeiten durch ihn gegangen. Er ist jetzt schon seit einem Jahr in Betrieb. Ich bin noch lange nicht bei der Rolle, die Sie spielen sollen. Aber da ist eine Sache, die Sie sich gut merken müssen; wie jedes andere elektronische Gerät sendet diese Anlage in Wirklichkeit nichts anderes als ein Signal. Es ist ein Kommunikationsgerät, kein Güterwagen. Diese Tatsache gestattet es uns auch, mehr damit zu tun, als einfach nur einen Menschen von einem Ort zu einem anderen zu schicken. Wie jedes andere Kommunikationsgerät überträgt es Informationen, die der Empfänger in ein systematisches Resultat überträgt, das die menschlichen Sinne ohne jedes Hilfsmittel verstehen können.
    Ein Radio beispielsweise sendet keine Stimmen. Es nimmt die Luftschwingungen von einer Stimme, die die Membrane seines Mikrofons erreichen, verwandelt diese in elektronische Bewegung und überträgt das Ergebnis an einen Empfänger. Jede Schallschwingung hat eine ihr entsprechende elektronische Signatur, und diese Signaturen – diese Informationsteile – sind es, mit denen der Empfänger seine Arbeit tut. Der Empfänger nimmt sie auf und verwandelt sie in die Bewegungen einer Lautsprechermembrane. Die Membrane schwingt in der Luft und erzeugt die Laute, die das menschliche Ohr als menschliche Sprache interpretiert. Und so ist ein Radio ein Sprachübermittler – oder, besser gesagt, ein Schallübermittler. Aber die eigentliche Arbeit geschieht durch die Bewegungen subatomarer Partikel, die weder Sie noch ich bei der Arbeit sehen oder in ihren Bewegungen verfolgen können.
    Beim Fernsehen geschieht etwas ganz Ähnliches mit Abstufungen von Licht und Schatten, die auf die Objektive der Kameras fallen. Der TV-Empfänger nimmt seine Information auf und erregt systematisch den Phosphor der Bildröhre. Wir sehen ein sich bewegendes Bild, und so ist in gewissem Sinne ein Fernsehgerät ein Bildübermittler. Aber in Wirklichkeit ist das, was tatsächlich übermittelt wird, Information.
    Es wird nicht physisch eine Stimme oder ein Bild durch ein elektronisches Gerät übertragen, sondern eine komplexe Signalfolge. Und in demselben Sinne wird auch durch den Apparat dort unten nicht ein Mensch bewegt.
    Die Scanner, die jedes Partikel der Atome abtasten, aus denen der Mensch besteht, nehmen die Bewegung und die Anordnung dieser Partikel auf. Diese werden als Daten in Form von Elektronenströmen ausgedrückt, welche die Maschine dann an einen Empfänger überträgt. Der Empfänger nimmt ähnliche Partikel aus örtlich vorhandenem Vorrat auf und manipuliert sie zu identischen Anordnungen und Bewegungen. Der Vorgang läuft mit Lichtgeschwindigkeit über fast unendliche Bandbreite ab. Bei der Geschwindigkeit findet im menschlichen Körper keinerlei Aktivität statt. Deshalb wird der ursprüngliche Mensch von dem Scanner in Stücke zerlegt, und im Empfänger baut sich so schnell ein identischer Mensch auf, daß es praktisch nicht zum Gefühl der Auflösung kommen kann. Ein Mann, der den Transmitter betritt, kann einen halb abgeschlossenen Gedanken haben – das heißt eine halb abgeschlossene Bewegung von Elektronen durch eine Kette von Gehirnzellen –, und der Mann im Empfänger wird ihn zu Ende denken. Er wird ihn ohne einen Ruck abschließen, selbst wenn die Übertragungsdauer Augenblicke oder Tage oder selbst Jahre betragen hat – wenn wir nämlich von einem Band übertragen –, denn für ihn wird der Vorgang simultan abgelaufen sein. Er wird in jeder Hinsicht der ursprüngliche Mensch sein mit seinen Erinnerungen, seiner Persönlichkeit, seinem halb ausgeatmeten Atemzug – mit einer Ausnahme: Er ist der gleiche, aber nicht mehr

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