Titan 13
übergebe?«
Latourette wurde bleich. »Warum? Weshalb denn? Glaubst du, ich komme damit nicht klar?« Plötzlich rötete sich sein Gesicht. Dann murmelte er verlegen: »Schau, es stört mich, aber nicht so sehr. Ich hab’ noch ein paar Monate, bis ich – du weißt schon, ins Krankenhaus gehe. Ich meine, sicher, ich muß zur Zeit ‘ne Menge Aspirin nehmen, aber es ist nicht schlimm.«
Hawks schnitt eine Grimasse. »Sam, ich brauche ihn dringender als dich.« Er wandte sich plötzlich ab und starrte die Wand an. »Entweder mußt du jetzt ihn und mich in Frieden lassen, oder ich muß dich von diesem Projekt abziehen. Ein Fehler würde genügen – eine falsche Einstellung, eine Berechnung, die in der dritten Dezimalstelle nicht stimmt, und ich hätte ihn nicht mehr. Verstehst du, was ich sage, Sam? Wenn du dich nicht in eine Geisteshaltung versetzen kannst, in der es mit Sicherheit ausgeschlossen ist, daß du diesen Fehler machst – wenn du dich nicht beruhigen und uns in Frieden lassen kannst –, dann kann ich es nicht riskieren. Ist das klar, Sam? Verstehst du, was ich sagen will?«
»Ed… verdammt noch mal, Ed… !«
Hawks drehte sich um. »Fangen wir an, Sam.« Er ging auf den Transmitter zu. Er sah nun mehr denn je zuvor wie eine Vogelscheuche aus.
»Wir rollen Sie jetzt hinein, Barker«, sagte Hawks in das Mikrofon, das ihm auf der Brust hing.
»Roger, Doktor«, kam aus dem Lautsprecher über dem Portal des Transmitters.
»Wenn Sie drinnen sind, schalten wir die Elektromagneten der Kammer ein. Sie bleiben dann mitten in der Luft hängen, und wir ziehen den Tisch heraus. Sie werden sich nicht bewegen können, versuchen Sie es auch gar nicht – sonst brennen bloß die Anzugmotoren durch. Sie werden das Gefühl haben, als würden Sie in die Höhe gezogen, und Ihr Anzug wird ganz starr werden. Das ist das Magnetfeld. Wenn wir dann die Tür der Kammer schließen und die Magneten vorne und hinten in Funktion treten, spüren Sie einen weiteren Ruck.«
»Ich empfange laut und deutlich.«
»Wir simulieren jetzt die Bedingungen für einen Mondschuß. Ich möchte, daß Sie damit vertraut werden. Wir schalten also die Kammerbeleuchtung ab. Und in der Atemluft wird eine Spur von Formalin sein, um Ihren Geruchssinn etwas einzuschläfern.«
»Mhm. Der Geruch von verbranntem Fleisch ist mir nicht fremd, Doktor.«
»Und dann schalten wir den Scanner ein. Der Schalter reagiert mit dreißig Sekunden Verzögerung; derselbe Impuls wird vorher gewisse automatische Funktionen des Anzugs aktivieren. Wir geben uns große Mühe, jeden menschlichen Fehler auszuschalten, müssen Sie wissen.«
»Kapiert.«
»In Ihren Luftkreislauf wird ein Anästhetikum eingeführt werden. Das betäubt Ihr Nervensystem, ohne dazu zu führen, daß Sie das Bewußtsein verlieren. Ihre Temperatur- und Druckrezeptoren in der Haut wird das völlig lähmen. Nachdem Sie sich im Empfänger aufgelöst haben, hört das auf. Fünf Minuten nach der Auflösung sind alle Spuren der Anästhesie verschwunden.«
»Verstanden.«
»Also gut. Schließlich werde ich mein Mikrofon abschalten. Sofern es nicht zu irgend etwas Unvorhergesehenem kommt, schalte ich es nicht wieder ein. Von diesem Augenblick an kontrolliert der Mikrofonschalter die beiden servobetriebenen Ohrstöpsel in Ihrem Helm. Sie werden spüren, wie die Stöpsel sich in Ihre Ohren schieben; ich möchte, daß Sie den Kopf so weit bewegen, wie es notwendig ist, damit sie festsitzen. Sie werden Sie nicht verletzen und sich in dem Augenblick zurückziehen, wo ich Ihnen irgendwelche Notinstruktionen geben muß, falls das notwendig sein sollte. Ihr Mikrofon bleibt eingeschaltet, und für den Fall, daß Sie irgendwelche Hilfe brauchen, werden wir Sie hören können, aber Sie selbst werden sich nicht hören können.
Sie werden feststellen, daß Sie mit außer Funktion gesetzten oder betäubten Sinnen bald anfangen werden zu zweifeln, ob Sie überhaupt leben. Sie werden keine Möglichkeit haben, sich selbst zu beweisen, daß Sie irgendwelchen äußeren Stimuli ausgesetzt sind. Sie werden anfangen, sich zu fragen, ob Sie überhaupt einen Verstand haben. Wenn dieser Zustand lange genug andauern würde, würden Sie in Panik geraten. Die Zeit, derer es dafür bedarf, ist von Person zu Person unterschiedlich. Wenn die Ihre die paar Minuten übersteigt, die Sie heute im Anzug sein werden, dann reicht das. Wenn sie kürzer ist, werden wir Sie schreien hören, und dann werde ich sofort zu Ihnen
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