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Titan 13

Titan 13

Titel: Titan 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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ihm wieder angepaßt wurde. An dem fleischfarbenen Material waren frisch zugefräste Aluminiumplatten befestigt. Dann verpaßte man ihm den ersten Unteranzug.
    Barker saß auf der Kante des Ankleidetisches und schob sich die poröse Seide auf der Haut zurecht. Man sah an seinen Handgelenken und am Kragenausschnitt weißen Talkumpuder. Der Unteranzug war von grellem Orange.
    »Wie ein Zirkusakrobat seh’ ich aus.«
    Hawks blickte auf seine Armbanduhr. »Wir sind in zwanzig Minuten zum Scannen bereit. Ich möchte in fünf Minuten bei der Transmittermannschaft sein. Achten Sie auf das, was ich Ihnen sagen werde.«
    »Gibt es noch mehr?«
    »Einzelheiten. Ich habe Ihnen alles gesagt, was es mit dem Programm auf sich hat. Sie sind ein intelligentes menschliches Wesen und werden sich wahrscheinlich die Einzelheiten selbst ausdenken können. Einige oder vielleicht auch alle«, meinte Hawks. »Trotzdem«, fuhr er nach einem Augenblick fort, »möchte ich Sie daran erinnern, das ist der erste Scan-Vorgang. Wir haben kein Kontrollband von Ihnen – deshalb scannen wir Sie jetzt auch. Also hängt auch die Übertragungsgenauigkeit voll und ganz davon ab, wie gut unsere Geräte sind – davon also, wie wenig Rauschen wir im Lautsprecher zulassen, wenn Ihnen mit einer einfachen Analogie gedient ist. Und selbst nachdem wir Sie auf Band haben, müssen wir bei jeder Sendung eine statistische Korrektur einführen als Ausgleich für die Zeit, die zwischen der Herstellung des Bandes und dem Zeitpunkt der Sendung verstrichen ist.
    Aber dieses erste Mal sind Sie voll und ganz auf unsere Geschicklichkeit als Ingenieure angewiesen. Es wird keine groben Fehler geben. Aber möglicherweise gibt es Fehler, für deren Korrektur unsere Anlage zu primitiv ist – das können wir natürlich nicht wissen.
    Sie müssen verstehen – wir wissen nicht, wie der Scanner funktioniert. Wir haben auf diesem Gebiet noch keine befriedigende Theorie. Wir wissen nur, daß er funktioniert, und das reicht vielleicht nicht.
    Sobald der Abtast-Vorgang einmal angelaufen ist, können wir keine Fehler mehr korrigieren. Die Anlage arbeitet, und wir können nur dafür sorgen, daß sie weiterläuft. Wir sind blind. Wir wissen nicht, welches Bruchstück des Signales welches Bruchstück des Menschen beschreibt, ebensowenig wie Thomas Edison wußte, welche Furche auf seinem ersten Zylinder genau welche Takte von ›Mary had a little lamb‹ enthielt. Das wissen wir nie.«
    »Würden Sie jetzt bitte zur Sache kommen, Doktor?« sagte Barker geduldig. »Ich weiß, daß wir es alle eilig haben.«
    »Ein Mensch muß ein Phoenix sein, Barker«, fuhr Hawks unbeeindruckt fort. »Er muß aus seiner eigenen Asche wiedergeboren werden, denn im ganzen Universum gibt es nicht noch so ein Geschöpf wie ihn. Wenn der Wind die Asche zu einer Parodie des ursprünglichen Phoenix verändert, gibt es nichts, was wir dagegen tun können. Dann ist er endgültig und unwiederbringlich verloren.«
    »Und worauf soll das alles hinaus?« wollte Barker wissen. »Gehe ich das Risiko ein, so verdreht herauszukommen, daß ich ein Monstrum bin, das man töten muß?«
    Hawks schüttelte schnell den Kopf. »Oh, nein, nein – ich hab’ Ihnen doch gesagt, daß es keine groben Fehler gibt. Das ist eine ganz einfache Geschichte – wir senden durch ein Kabel zu dem Empfänger hier. Es kann sein, daß Sie sich vielleicht nicht daran erinnern, ob Ihre ersten Schulbücher einen roten oder einen blauen Einband hatten. Oder Ihre Erinnerung könnte etwas unbestimmt sein. Und wer könnte das überprüfen?«
    »Und das ist alles? Um Himmels willen, Doktor – was macht das schon?«
    Hawks zuckte unsicher die Schultern. »Ich weiß nicht. Ich glaube, alles hängt davon ab, wieviel von Ihrem Ich Sie Ihrer Ansicht nach zu verlieren bereit sind, ohne daß Sie glauben, als Individuum zu sterben.
    Aber denken Sie daran – die Anlage weiß es nicht, und es ist ihr auch gleichgültig, und wir zumindest wissen es nicht.«
    Barker lächelte boshaft. »Solange es Ihnen nur nicht gleichgültig ist, Doktor.«
    Hawks trat an den Transmitter, wo Sam Latourette ihn erwartete.
    »Alles bereit, Ed«, sagte Latourette. »Jederzeit«, fügte er dann nach einem verbitterten Blick auf Barker hinzu.
    Hawks atmete tief durch. »Sam, ich muß dich einen Augenblick sprechen.« Er ging in eine stille Ecke des Labors, und Latourette folgte ihm.
    »Was gibt’s denn, Ed?«
    »Sam, willst du, daß ich Ted Gersten jetzt die Projektleitung

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