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Titan 13

Titan 13

Titel: Titan 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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es klickte, und er sagte eifrig:
    »Hallo? Elizabeth? Hier spricht…hier spricht Ed. Hören Sie, Elizabeth… oh, gut geht es mir. Viel zu tun. Hören Sie, sind Sie heute abend frei? Es ist…ich hab’ Sie noch nie zum Abendessen eingeladen oder zum Tanzen oder so etwas… Ja? Ich…« Er lächelte die Wand an. »Danke.« Er hängte den Hörer auf und ging weg. Als er sich über die Schulter umsah, merkte er, daß Barker ihn beobachtet hatte.
     
     
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    »Elizabeth…«, begann er und machte dann eine unwillige Handbewegung. »Nein. Jetzt wäre fast alles auf einmal herausgekommen. So ist das oft.«
    Sie standen auf einem Felsvorsprung, der in die Brandung hineinragte. Hawks hatte den Kragen hochgeschlagen und hielt sich die Jacke mit der Hand zu. Elizabeth trug einen Mantel. Sie hatte die Hände in den Taschen vergraben und sich ein Tuch über das Haar gebunden. Der Mond, der dicht über dem Horizont stand, erleuchtete die Wolkenränder am Himmel. Elizabeth lächelte zu ihm auf, und ihr breiter Mund dehnte sich. »Da haben Sie uns aber an eine sehr romantische Stelle gebracht, Edward.«
    »Ich… ich bin bloß gefahren. Ich hatte kein bestimmtes Ziel.« Er sah sich um. »Da sind Dinge… Dinge, die ich sagen möchte. Heute abend. Nicht später.« Er trat einen Schritt vor, drehte sich um und sah sie an, blickte starr über ihre Schulter hinweg auf den leeren Strand, den Highway dahinter, wo sein Wagen parkte, und den östlichen Himmel. »Ich weiß nicht, wie sie sich entwickeln werden, welche Form sie annehmen. Diese Dinge, meine ich. Aber sie müssen heraus. Wenn Sie zuhören wollen.«
    »Bitte.«
    Er schüttelte den Kopf, und dann bohrte er seine Hände in die Jackentaschen und blieb ganz starr und aufrecht stehen.
    »Hören Sie – wenn ein Mann stirbt, sagen die Leute immer: ›Nun, er hatte ein erfülltes Leben, und als seine Zeit kam, ging er ganz friedlich.‹ Oder sie sagen: ›Der arme Junge – er hatte gerade erst angefangen zu leben.‹ Aber worauf ich hinaus will, ist, daß das Sterben nicht etwas ist, was einfach passiert, ein Zwischenfall. Es ist nicht etwas, das einem Mann an einem bestimmten Tag seines Lebens widerfährt, früher oder später. Es widerfährt dem ganzen Mann – dem Jungen, der er einmal war, dem jungen Mann, der er einmal war – seinen Freuden, seinen Sorgen und all den Augenblicken, in denen er laut gelacht hat oder in denen er lächelte. Ob es früh oder spät ist, wie kann der sterbende Mann denn fühlen, daß es genug von einem Leben war, das er gelebt hat, oder nicht genug? Wer mißt es? Wer kann bei seinem Tod entscheiden, daß es Zeit war? Nur der Körper erreicht einen Punkt, wo er sich nicht mehr bewegen kann. Der Geist – selbst der senile Geist, dessen Gehirn von den würgenden Zellen seines Körpers umnebelt ist – rational oder irrational, weltoffen oder engstirnig; der hört nie auf; ganz gleich, was geschieht, solange nur noch ein winziges Quantum Elektrizität von einer Zelle zur anderen sickern kann, solange funktioniert er; solange bewegt er sich – wie kann dann irgendein Geist je zu sich sagen: ›Nun, dieses Leben hat sein logisches Ende erreicht‹, und sich einfach abstellen? Wer kann sagen: ›Ich habe genug gesehen‹? Selbst der Selbstmörder muß sein Gehirn auspusten, weil er das physische Ding zerstören muß, um dem zu entgehen, was in seinem Bewußtsein ist und ihn nicht zur Ruhe kommen läßt.
    Der Geist, Elizabeth – die Intelligenz, die Fähigkeit, das Universum zu betrachten, darüber nachzudenken, wo der Schritt hinführt, was die Hand berührt – wie kann er etwas anderes tun als weiterleben und das in sich hineintrinken, was er um sich herum wahrnimmt?«
    Sein Arm beschrieb einen weiten Bogen, der den Strand und die See umschloß. »Sehen Sie sich das an! Ihr ganzes Leben lang werden Sie das jetzt besitzen! Und ich auch. Ich auch. In unseren letzten Augenblicken werden wir noch imstande sein zurückzublicken, wieder hier zu sein. Jahre von hier entfernt, Tausende von Meilen von hier entfernt, würden wir es immer noch besitzen. Zeit, Raum, Entropie – kein Attribut des Universums kann uns das nehmen, es sei denn, es tötete uns, es zerdrückte uns.
    Es ist nur, daß das Universum stirbt! Die Sterne verbrennen ihre Substanz. Die Planeten bewegen sich langsamer auf ihren Achsen. Sie fallen nach innen auf ihre Sonnen zu. Die Atompartikel, aus denen alles besteht, verlangsamen ihre Bahnen. Stück für Stück, über die zahllosen

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