Titan 14
grünen, leicht alkoholischen Getränk, das Toll lautlos neben ihn gestellt hatte, oder sog aromatischen Rauch aus einer riesigen Pfeife mit Bodenstütze, einem Lieblingsstück von Tolls Mann.
Dann wachte die Leewit plötzlich auf, rollte sich auseinander, warf ihm einen Blick zu, der ein Zwischending zwischen einem Stirnrunzeln und einem freundlichen Grinsen war, hüpfte von der Veranda und verschwand zwischen den Bäumen.
Er konnte diesen Blick nicht ganz ausdeuten! Vielleicht hatte er überhaupt nichts zu bedeuten, aber…
Der Kapitän legte sein Buch hin und sinnierte ein wenig. Zwar schien sich niemand viel wegen seines Hierseins zu denken. Anscheinend wußte ganz Karres von ihm, und er hatte inzwischen auf beiläufige Art schon eine ganze Menge Leute kennengelernt. Aber niemand kam, um ihn auszufragen, oder auch nur einen Besuch abzustatten. Doch Tolls Ehemann würde vermutlich bald zurückkehren und…
Wie lange war er eigentlich schon hier?
Großer Patham, dachte der Kapitän erschreckt. Er hatte aufgehört, die Tage zu zählen!
Oder waren es Wochen?
Er ging hinein, um Toll zu fragen.
»Es war eine herrliche Zeit«, sagte er, »aber ich muß wieder weiter, denke ich. Morgen früh vielleicht…«
Toll legte ihre Näharbeit in einen gläsernen Korb zurück, legte die schmalen, kräftigen Hexenhände in den Schoß und blickte lächelnd zu ihm auf.
»Wir haben schon gedacht, daß Sie das denken würden«, sagte sie, »und so haben wir… wissen Sie, Kapitän, es war ziemlich schwierig, etwas zu finden, womit wir Ihnen dafür danken können, daß Sie die Kinder zurückgebracht haben.«
»War es das?« sagte der Kapitän, dem plötzlich klar wurde, daß er ebenfalls völlig vergessen hatte, daß er ja pleite war! Und jetzt stand ihm Onswuds Groll unmittelbar bevor.
»Gold und Edelsteine wären natürlich genau richtig gewesen!« sagte sie. »Aber unglücklicherweise sind wir nie dazu gekommen, danach zu suchen, obwohl es ohne Zweifel irgendwo auf Karres eine ganze Menge davon gibt. Und Geld haben wir keines – wenigstens keines, das Sie gebrauchen könnten!«
»Nein, das haben Sie wohl nicht«, pflichtete ihr der Kapitän betrübt bei.
»Aber«, fuhr Toll fort, »wir haben in der Stadt alle darüber gesprochen, und dann haben wir eine Menge Dinge in Ihr Schiff geladen, die Sie vielleicht mit gutem Gewinn verkaufen können!«
»Oh«, machte der Kapitän dankbar, »das ist sehr schön von…«
»Da sind Pelze«, sagte Toll, »die schönsten Pelze, die wir herausgekriegt haben – zweitausend davon!«
»Oh«, sagte der Kapitän und behielt tapfer sein Lächeln im Gesicht. »Nun, das ist ja wunderbar!«
»Und Essenzen!« sagte Toll. »Jeder hat eine Flasche von seinem speziellen Parfüm gebracht. Das sind also achttausenddreihundertdreiundzwanzig Flaschen Parfüm – alle verschieden!«
»Parfüm!« sagte der Kapitän. »Schön, schön – aber Sie sollten wirklich nicht…«
»Und dann«, schloß Toll zufrieden, »noch der grüne Lepti-Likör, den Sie so mögen, und das Wintenbeeren-Gelee!« Sie runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht mehr, wie viele Krüge und Gläser«, gab sie zu. »Aber es waren eine ganze Menge. Es ist alles eingeladen. Glauben Sie, Sie werden alles verkaufen können?« fragte sie lächelnd.
»Bestimmt kann ich das!« sagte der Kapitän mannhaft. »Es ist alles herrliche Ware, und im ganzen Imperium gibt es nichts Vergleichbares.«
Und das entsprach auch der Wahrheit. Auf Karres würde man Miffelpelze nicht einmal als Innenfutter verwenden. Wenn er jetzt allein gewesen wäre, er hätte die Tränen nicht zurückhalten können.
Die Hexen hätten nichts Unverkäuflicheres finden können, selbst wenn sie sich die größte Mühe gegeben hätten. Pelze, Kosmetika, Lebensmittel und Spirituosen – man würde ihn ohne Anruf abknallen, wenn man ihn dabei ertappte, wie er solche Ware ins Imperium brachte. Aus demselben Grunde, aus dem man sie auch auf Nikkeldepain nicht verwenden konnte – solche Angst hatten sie, daß Seuchen von nicht freigegebenen Welten eingeschleppt wurden!
Er frühstückte am nächsten Morgen allein. Toll hatte ihm einen Zettel neben den Teller gelegt, auf dem sie in großer, nicht besonders lesbarer Schrift erklärte, sie hätte weggehen und die Leewit holen müssen; falls er wegmüßte, ehe sie zurückkäme, wünsche sie ihm alles Gute.
Er bestrich sich zwei Brötchen mit Wintenbeeren-Gelee, trank eine große Tasse Kaffee, aß sein Omelett aus
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