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Titan 14

Titan 14

Titel: Titan 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Fahrzeug, das auffällig blau lackiert war, parkte darauf; zu beiden Seiten standen sehr hohe, blauschwarze Bäume.
    Das war alles.
    Der Kapitän schüttelte den Kopf. Dann setzte er die Venture auf.
    Die Stadt Karres überraschte ihn auf vielfältige Art. Zum einen war sie viel größer, als man sich das aus der Luft hatte vorstellen können. Sie erstreckte sich viele Meilen weit durch den Wald, die Bergflanken hinauf und über das Tal – kleine Ansammlungen von Häusern oder auch einzeln stehende Gebäude, und jede Gruppe war von den übrigen und auch dem Himmel darüber durch Bäume abgeschirmt.
    Man liebte Farben auf Karres; aber dann versteckte man sie! Die Häuser waren bunt wie Blumen, rot und weiß, apfelgrün, goldbraun – alle blitzsauber, wie poliert wirkend und von dem würzigen, frischen Waldduft durchzogen. Und einige Male am Tag herrschte da noch ein Duft von erstaunlich guten Dingen, die man essen konnte! In der Stadt gab es Bäche und Teiche und eine große Anzahl schattiger Gemüsegärten. Dann waren da auch riskant aussehende Spielplätze, oben auf den Bäumen, und Plattformen auf den Baumwipfeln, und Galerien, die keinem erkennbaren Zweck zu dienen schienen. Auf dem Boden gab es hauptsächlich ein ungeheuer verwirrendes Labyrinth von Wegen – schmale, sandige Wege, die sich zwischen den großen, braunen Baumwurzeln und grauen Felsbrocken dahinschlängelten, und die zur Hälfte mit Nadeln und Blättern von den Bäumen bedeckt waren. Die ersten sechsmal, die der Kapitän sich unbegleitet auf den Weg machte, verirrte er sich binnen Minuten hoffnungslos und mußte wieder aus dem Wald herausgeführt werden.
    Aber am verstecktesten von allem waren die Leute! Es hieß, daß etwa viertausend Menschen in der Stadt lebten, und noch einmal so viele auf dem ganzen Planeten verstreut. Aber man bekam nie mehr als drei oder vier von ihnen gleichzeitig zu sehen – nur dann, wenn hin und wieder ein Rudel Kinder, die dem Kapitän alle von der Größe der Leewit zu sein schienen, plötzlich vor einem aus dem Unterholz schossen und dann wieder verschwanden.
    Was die anderen anging, so hörte man gelegentlich jemanden singen, oder um einen herum ertönten sanfte Weisen auf einer Vielzahl von hölzernen Musikinstrumenten.
    Aber eigentlich war es gar keine richtige Stadt, dachte der Kapitän. Sie lebten nicht wie Menschen, diese Hexen von Karres – eher wie eine Schar seltsamer Waldvögel, die zufällig am selben Ort nisten. Und dann noch etwas: Sie schienen die ganze Zeit beschäftigt – aber womit eigentlich?
    Er stellte fest, daß er zögerte, Toll darüber zu viele Fragen zu stellen. Toll war die Mutter seiner drei Hexen, aber nur Goth ähnelte ihr eigentlich. Es fiel schwer, sich Goth vorzustellen, wie sie langsam heranreifte und angenehme Rundungen bekam; aber so sah Toll aus. Sie hatte dieselbe leise, murmelnde Stimme, und auch bei ihr hatte man immer das Gefühl, als beobachte sie einen von der Seite und dächte dann insgeheim über einen nach. Und die Fragen des Kapitäns beantwortete sie alle mit rückhaltloser Offenheit; und doch schien er aus dem, was sie sagte, nie eine wirkliche Information beziehen zu können.
    Es war schon seltsam! Dabei verbrachte er jeden Tag einige Stunden in ihrer Gesellschaft, oder zumindest in einem der Räume ihres Hauses, während sie ihrer Arbeit nachging. Tolls Töchter hatten ihn mit nach Hause genommen, als sie gelandet waren, und man brachte ihn in dem Zimmer unter, das ihrem Vater gehörte – wie der Kapitän erfuhr, war der augenblicklich irgendwo auf Karres mit irgendwelchen geologischen Forschungsarbeiten beschäftigt. Anfänglich beunruhigte ihn dieses Arrangement ein wenig, insbesondere, da Toll und er die meiste Zeit alleine im Hause waren. Maleen ging auf irgendeine Schule; sie ging frühmorgens weg und kam am späten Nachmittag zurück; und Goth und die Leewit trieben sich einfach im Wald herum; sie kamen gewöhnlich erst lange nachdem der Kapitän zu Bett gegangen war zurück, und waren schon wieder weg, ehe er zum Frühstück erschien.
    Das war ganz bestimmt nicht die richtige Art, um sie aufzuziehen! Eines Nachmittags fand er die Leewit auf dem Sessel, den er gewöhnlich auf der Veranda vor dem Hause benutzte, eingerollt und in tiefem Schlaf. Sie schlief vier Stunden lang, während der Kapitän daneben saß und ein dickes, reich bebildertes Buch durchblätterte, das sich ›Geschichten von der alten Jerde‹ nannte. Hie und da nippte er an einem kühlen,

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