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Titan 14

Titan 14

Titel: Titan 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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Harris wissen.
    »Während ich als Späher für den Jagdtrupp ausgeschickt wurde, erhielt ich direkte Anweisung, nicht weiter als zwanzig Kilometer nach Norden zu gehen. Ich ging sechzig.« Plötzlich war es um seine erzwungene Fassung geschehen. »Ich konnte nicht anders, Sir«, sagte er. »Hinter diesen beiden Berggipfeln war etwas, das mich anzog, und immer weiter anzog, und…« – er hob hilflos die Hände – »den Rest wissen Sie.«
    Plötzlich veränderte sich das Gesicht des Obersten, und ein warmes Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. Er lachte. »Ein teuflisches Gefühl, nicht wahr, Junge? Sie wissen, daß Sie nicht sollten, aber im gleichen Augenblick ist da etwas in Ihnen, das sagt, Sie müssen einfach wissen, was hinter diesen Bergen ist, sonst sterben Sie. Wenn Sie ein paar Jahre älter sind, werden Sie feststellen, daß es nicht nur Berge sind, die einem ein solches Gefühl vermitteln. Hier, Junge, setzen Sie sich.« Er deutete auf einen Korbstuhl.
    Kurt trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Die Veränderung, die der Oberst gerade durchgemacht hatte, verblüffte ihn, und die Aufforderung war ihm peinlich. »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte er, »aber wir sind jetzt nicht bei der Arbeit, und…«
    Der Oberst lachte. »Und einfache Soldaten, die nicht im Arbeitseinsatz sind, sitzen in der Gegenwart von Offizieren nicht. Ist es Ihnen noch nie seltsam vorgekommen, wie wir das hier machen, Diakon? Auf der einen Seite finden Sie nichts seltsam daran, daß Sie gemeinsam mit einem Major vor einen Pflug gespannt werden, auf der anderen Seite würden Sie im Traum nicht daran denken, außer Dienst in seiner Gegenwart zu sitzen.«
    Kurt sah ihn verblüfft an. »Die Arbeitstrupps sind etwas anderes«, sagte er. »Wir alle müssen arbeiten, wenn wir essen wollen. Aber in der Garnison sind Offiziere, Offiziere und gemeine Soldaten, gemeine Soldaten, und so war das immer.«
    Immer noch lächelnd griff der Oberst in seine Schreibtischschublade, holte etwas heraus und warf es Kurt hin.
    »Stecken Sie sich das in Ihre Skalplocke«, sagte er.
    Kurt sah es verblüfft an. Es war eine goldene Feder mit einem einfachen schwarzen Streifen, das Rangabzeichen eines Leutnants der Kaiserlichen Raummarine. Das Zimmer drehte sich um ihn.
    »So«, sagte der ältere Offizier, »jetzt können Sie sich setzen!«
    Kurt ließ sich langsam in den Sessel sinken und sah den Oberst immer noch staunend an.
    »Machen Sie den Mund zu!« sagte Oberst Harris. »Sie sind jetzt Offizier! Wenn ein Mann für seine Sandalen zu groß wird, geben wir ihm ein Paar neue – aber vorher lassen wir ihn etwas schwitzen!«
    Plötzlich wurde er ernst. »Jetzt, wo Sie zur Familie gehören, haben Sie ein Recht darauf, zu erfahren, warum ich die Sache mit dem Tafelland im Norden geheimhalte. Was ich zu sagen habe, wird Ihnen zunächst nicht einleuchten. Später, hoffe ich, daß es das tun wird. Sagen Sie«, fragte er plötzlich, »wo kam eigentlich das Bataillon her?«
    »Wir waren immer hier, denke ich«, sagte Kurt. »Als ich Rekrut war, erzählte Opa mir immer, daß wir vor langer Zeit von einem eisernen Vogel hierhergebracht wurden. Aber jeder weiß natürlich, daß etwas so Schweres nicht fliegen kann!«
    Ein in weite Fernen schweifender Blick trat in die Augen des Oberst. »Sechs Generationen«, sinnierte er, »und aus der Geschichte wird Legende. Weitere sechs, und aus den Legenden werden Märchen für Kinder. Ja, Kurt«, sagte er dann leise, »jedem leuchtet ein, daß etwas so Schweres nicht fliegen könnte, also wollen wir das für eine Weile vergessen. Aber wir sind von woanders gekommen. Einst hat es ein großes Reich gegeben, so groß, daß alle Sterne, die Sie des Nachts sehen, nur ein Teil davon waren. Und dann begann es auseinanderzubrechen, so wie die Dinge das tun, wenn sie zu alt werden und das Alter zu schwer auf ihnen lastet. Die Kommandanten fingen an, untereinander Krieg zu führen, und der Kaiser wurde schwach. Das Bataillon wurde hierher verlegt, um eine vorgeschobene Instandsetzungsbasis für seine Schiffe zu betreiben. Wir warteten, aber es kamen keine Schiffe. Fünfhundert Jahre sind keine Schiffe gekommen«, sagte der Oberst ernst. »Vielleicht haben sie versucht, uns abzulösen, und konnten es nicht. Vielleicht zerbrach das Imperium auch mit einem solchen Knall, daß wir dabei vergessen wurden. Es gibt tausend Möglichkeiten, die man sich aufzählen kann, wenn die Nächte lang sind, und man nicht einschlafen kann! Verloren…

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