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Titan 15

Titan 15

Titel: Titan 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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Kugel erleuchtet haben würde, wenn er ein Checker im Habermann-Zustand gewesen wäre.)
    »Ja, ich bin ein Mensch.« Es war Martel bewußt, daß der Klang seiner Stimme bisher in Ordnung gewesen war; er hoffte nur, daß er nicht für einen Manshonjaguar oder ein Tier oder einen Gebranntmarkten gehalten werden würde, die sich bisweilen mit Mimikry in die Städte und Häfen der Menschheit einzuschleichen suchten.
    »Name, Nummer, Rang, Vorhaben, Auftrag, Aufbruchszeit.«
    »Martel.« Er mußte sich seiner alten Nummer entsinnen; als Checker 34 durfte er hier nicht auftreten. »Sonnenbezirk 4234, Jahr 182 des Raums. Rang: Nachwuchs-Subtechnokrat.« Das war keine Lüge, sondern sein offizieller Dienstgrad. »Vorhaben: privat und im Rahmen der Gesetze dieser Stadt. Kein Regierungsauftrag. Aufbruch aus Chief Outport um 20.19 Uhr.« Alles kam nun darauf an, ob man ihm glaubte oder Nachforschungen in Chief Outport anstellte.
    Die Stimme klang gelangweilt und routinemäßig: »Beantragte Zeit in der Stadt.«
    Martel bediente sich der Standardphrase: »Soviel Ihr mir gnädiglichst zugestehen wollt.«
    Wartend stand er in der kalten Nachtluft. Hoch über ihm konnte er durch eine Öffnung im Dunst das giftige Glitzern am Himmel der Checker erkennen. Die Sterne sind mir feind, dachte er. Zwar habe ich mir die Sterne unterworfen, doch sie hassen mich. Oh-lala, das klingt antik! Wie ein Buch. Ich habe zu viel gecrancht.
    Die Stimme sagte: »Sonnenbezirk 4234 komma 182, Nachwuchs-Subtechnokrat Martel, kommen Sie, betreten Sie die gesetzlichen Pfade dieser Stadt. Willkommen. Begehren Sie Speise, Gewand, Geld oder nur Gesellschaft?« Die Stimme klang nicht besonders gastfreundlich, nur geschäftsmäßig. Welch ein gewaltiger Unterschied, wenn man als Checker in die Stadt kam! Dann kamen die Unteroffiziere dienstbeflissen herbeigeeilt, beleuchteten ihre mürrischen Gesichter mit den Gürtellampen und formten in grotesker Ehrerbietung jedes Wort umständlich mit den Lippen, schrien dabei gegen die tauben Ohren der Checker an. So also wurde man als Subtechnokrat behandelt: sachlich, aber nicht schlecht. Wirklich nicht schlecht.
    Martel antwortete: »Was ich brauche, habe ich, doch bitte ich die Stadt um einen Gefallen. Mein Freund Adam Stone ist hier. Ich wünsche ihn in einer dringenden und gesetzmäßigen Angelegenheit zu sprechen.«
    Die Stimme erwiderte: »Haben Sie eine Verabredung mit Adam Stone?«
    »Nein.«
    »Die Stadt wird ihn ausfindig machen. Welche Nummer hat er?«
    »Ich habe sie vergessen.«
    »Vergessen haben Sie sie? Ist Adam Stone nicht ein Magnat der Technokratie? Sind Sie auch wirklich sein Freund?«
    »Aber sicher doch.« Martel verlieh seiner Stimme einen leicht beleidigten Tonfall. »Wächter, bezweifeln Sie meine Worte, dann rufen Sie doch Ihren Subtechnokraten.«
    »Kein Zweifel vorhanden. Warum ist Ihnen die Nummer nicht bekannt? Das kommt in die Akten«, fuhr die Stimme fort.
    »Wir waren Jugendfreunde. Er hat dann das …«, Martel wollte schon ›Ex-und-Hopp‹ sagen, doch gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, daß der Ausdruck nur unter Checkern geläufig war. »Er ist von Erde zu Erde gesprungen und gerade erst zurückgekommen. Ich habe ihn früher gut gekannt und möchte ihn wiedersehen. Seine Familie hat mir Nachricht und Grüße aufgetragen. Möge die Technokratie uns beschützen.«
    »Angehört und für glaubwürdig befunden. Adam Stone soll gesucht werden.«
    Auf das, wenn auch geringe, Risiko hin, einen Nicht-Mensch-Alarm auszulösen, schaltete Martel in seiner Jacke das Checker-Sprechgerät ein. Er sah, daß die zitternde Lichtnadel sein Wort erwartete und begann mit seinem stumpfen Finger zu schreiben. Das geht so nicht, dachte er und machte einen Augenblick der Panik durch, bis er einen Kamm fand, dessen Zähne zum Schreiben scharf genug waren. Er schrieb: »Kein Notfall. Martel Checker ruft Parizianski Checker.«
    Die Nadel bebte, die Antwort leuchtete auf und war kurz darauf wieder verschwunden:
    »Parizianski Checker im Dienst und unerreichbar. Vertretung durch Zentral-Dienststelle.«
    Martel schaltete das Sprechgerät ab.
    Parizianski war irgendwo in der Nähe. War es möglich, daß er den direkten Weg, geradewegs über die Stadtmauer, genommen hatte? Dabei hätte er einen Alarm ausgelöst und sich in bürokratische Scherereien einlassen müssen, wenn die Offiziere ihn mitten in der Luft aufgegriffen hätten. Wohl kaum. Das hätte bedeutet, Parizianski wäre in Begleitung einer ganzen Gruppe

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