Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 15

Titan 15

Titel: Titan 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
anderer Checker gekommen, so daß sie vorgeben konnten, alle auf der Suche nach einem der wenigen dürftigen Vergnügungen zu sein, die einem Checker vergönnt waren, wie die Nachrichtenfilme oder das Begaffen schöner Frauen in einer Peepshow. Parizianski war in der Nähe, konnte aber nicht privat unterwegs sein, denn die Checker-Zentrale gab an, daß er dienstlich unterwegs sei und verfolgte alle seine Bewegungen.
    Die Stimme meldete sich wieder. Verwirrung drückte sch in ihr aus: »Adam Stone ist gefunden und geweckt. Er bittet den Hochgeschätzten um Verzeihung und sagt, er kenne keinen Martel. Wollen Sie Adam Stone nicht lieber morgen früh besuchen? Die Stadt wird Sie willkommen heißen.«
    Allmählich gingen Martel die Mittel aus. Es war schwierig genug, ständig einen Menschen zu spielen, ohne sich dabei in ein Netz von Lügen zu verstricken. Alles, was Martel erwidern konnte, war: »Sagen Sie ihm, ich bin Martel, Lucis Mann.«
    »Es soll geschehen.«
    Wieder das Schweigen um ihn her, die feindlichen Sterne und das Gefühl, daß Parizianski ganz in der Nähe war und immer näher kam. Martel spürte, wie sein Puls sich beschleunigte. Er warf einen verstohlenen Blick auf seine Cardiobox und stellte das Herz um eine Stufe herunter. Augenblicklich fühlte er sich ruhiger, obwohl er nicht in Ruhe hatte checken können.
    Diesmal klang die Stimme fröhlich, so als ob ein Ärgernis beseitigt wäre: »Adam Stone ist willens, Sie zu empfangen. Betreten Sie Chief Downport und seien Sie willkommen.«
    Die kleine Kugel fiel geräuschlos zu Boden, und schnurrend wurde das Kabel in die Dunkelheit zurückgezogen. Vor Martel wuchs ein zarter Bogen hellen Lichts aus dem Boden, der sich quer durch die Stadt zu einem der höheren Türme erstreckte – offensichtlich einer Herberge, die Martel noch nie betreten hatte. Martel raffte seinen Mantel eng um sich, um den Luftwiderstand möglichst gering zu halten, stellte sich, einen Fuß hinter dem anderen, auf den Strahl und fühlte mit einemmal, wie er durch die Luft gerissen wurde, einem Eingangsfenster entgegen, das sich plötzlich wie ein gieriger Rachen vor ihm auftat.
    Ein Turmwächter stand bei der Schwelle. »Sie werden erwartet, Sir. Tragen Sie Waffen, Sir?«
    »Nein«, sagte Martel, dankbar, sich auf seine eigenen Kräfte verlassen zu können.
    Der Wächter führte ihn am Kontrollschirm vorbei. Martel bemerkte, wie ein Warnzeichen über den Schirm huschte, als die Instrumente ihn registrierten und als Checker identifizierten. Aber der Wächter hatte nichts bemerkt.
    Schließlich blieb der Wächter vor einer Tür stehen. »Adam Stone ist bewaffnet. Er ist rechtmäßig bewaffnet mit Erlaubnis der Technokratie und aufgrund der Stadtfreiheiten. All jene, die hineingehen, werden gewarnt.«
    Martel nickte dem Mann verstehend zu und trat ein.
    Adam Stone war ein kleiner Mann, stämmig und freundlich. Sein graues Haar stand bürstenartig über einer niedrigen Stirn. Sein Gesicht war gerötet und wirkte fröhlich. Er sah eher aus wie ein vergnügter Führer durch eine Peepshow, nicht jedoch wie jemand, der am Rande des Raums gewesen war und ohne Habermannschutz die Große Qual bekämpft hatte.
    Unverwandt starrte er Martel an. Sein Blick drückte Verwirrung aus, vielleicht auch etwas Verärgerung, doch keine Feindseligkeit.
    Martel kam zur Sache. »Sie kennen mich nicht. Ich habe gelogen. Mein Name ist Martel, und ich führe nichts Böses gegen Sie im Schilde. Aber ich habe gelogen. Ich bitte um die hochgeschätzte Gabe Ihrer Gastfreundschaft. Behalten Sie Ihre Waffe. Richten Sie Ihre Waffe auf mich…«
    Stone lächelte. »Das tue ich«, und Martel bemerkte den kleinen Drahtpunkt in Stones kräftiger gedrungener Hand.
    »Gut. Bleiben Sie weiterhin auf der Hut vor mir. Das wird Ihnen meine Worte glaubwürdiger erscheinen lassen. Aber bitte, lassen Sie auf alle Fälle einen Diskretionsschirm hochziehen. Ich wünsche keine zufälligen Zeugen. Hier geht es um Leben und Tod.«
    »Zuerst: für wen geht es um Leben und Tod?« Stones Gesicht blieb ruhig, seine Stimme gleichmütig.
    »Für Sie und mich und die Welt.«
    »Sie sprechen in Rätseln, aber ich bin einverstanden.«
    Stone rief durch den Gang: »Diskretion, bitte.« Ein plötzliches Summen und all die kleinen Geräusche der Nacht verschwanden aus der Luft des Zimmers.
    »Sir, wer sind Sie? Was führt Sie hierher?« fragte Adam Stone.
    »Ich bin Checker 34.«
    »Sie, ein Checker? – Ich glaube es nicht.«
    Statt einer Antwort

Weitere Kostenlose Bücher