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Titan 15

Titan 15

Titel: Titan 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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Hilfe bitten.«
    »Das läßt du lieber bleiben.«
    »Warum? Er ist viel menschlicher, als du es im Augenblick bist.«
    »Er wird dir nicht helfen, denn er hat den Auftrag.
    Vomact hat ihn zum Mörder Adam Stones bestimmt.«
    Martel unterbrach das Gespräch. Ganz plötzlich ging er in die Haltung Ich danke dir, Bruder, und entferne mich.
    Am Fenster wandte er sich um und ließ seine Blicke durch den Raum schweifen. Er sah, daß Vomacts Augen auf ihn gerichtet waren. Schnell gab er das Signal Ich danke dir, Bruder, und entferne mich und fügte die Respektfloskel hinzu, die Vorgesetzten gegenüber üblich war. Vomact verstand das Zeichen, und Martel konnte erkennen, wie die grausamen Lippen sich bewegten. Er meinte die Worte zu verstehen: »…paß gut auf dich auf…«, wartete aber nicht, um noch einmal nachzufragen. Er tat einen Schritt nach rückwärts und ließ sich aus dem Fenster fallen.
    Unterhalb des Fensters und außer Sichtweite stellte er den Luftmantel sofort auf Höchstgeschwindigkeit ein. Genüßlich schwamm er in der Luft, checkte sich gründlich durch und stellte seine Adrenalinzufuhr herunter. Dann löste er die Bremse und fühlte, wie die kalte Luft wie fließendes Wasser an seinem Gesicht vorbeiströmte.
    Adam Stone mußte in Chief Downport sein.
    Dort mußte er einfach sein.
    Würde Adam Stone nicht überrascht sein, jetzt in der Nacht? Überrascht, dem seltsamsten aller Lebewesen zu begegnen, dem ersten abtrünnigen Checker? (Auf einmal wurde Martel sich bewußt, daß er an sich selber dachte. Martel, der »Verräter an den Checkern«! Das klang befremdlich und unheilvoll. Aber was war mit Martel: »Treu im Dienste der Menschheit?« Hob das nicht alles auf? Und wenn er gewann, dann gewann er Luci. Verlor er, so verlor er nichts – ein unbekannter, entbehrlicher Habermann. Das war er zwar zufälligerweise selber, aber gegenüber der unermeßlichen Belohnung, die er für die Bruderschaft und für Luci erreichen konnte, was bedeutete das Risiko dann schon?)
    Dann dachte Martel, Adam Stone bekommt heute abend zwei Besucher. Zwei Checker, die Freunde sind. Inständig hoffte er, daß Parizianski noch immer sein Freund war.
    »Und alles«, fügte er laut hinzu, »hängt davon ab, wer von uns beiden zuerst eintrifft.«
    In unendlich vielen bunten Facetten begannen die Lichter von Chief Downport ihm durch den Dunst entgegenzuleuchten. Martel konnte die beiden äußeren Türme der Stadt unterscheiden und erhaschte einen Blick von der phosphoreszierenden Peripherie, die die Wildnis abhielt, egal ob Tiere, Maschinen oder Gebranntmarkte.
    Noch einmal rief Martel seine Glücksgötter an: »Helft mir für einen Anderen durchzukommen!«
     
     
5
     
    In Downport stieß Martel auf weniger Schwierigkeiten als erwartet. Den Flugmantel hängte er sich um die Schultern, so daß er die Instrumente verbarg. Er nahm den Check-Spiegel und machte sein Gesicht von innen zurecht, indem er Blut und Reflexen mehr Farbe und Lebendigkeit verlieh, bis seine Gesichtsmuskeln glühten und die Haut einen gesunden Schweiß abgab. Auf diese Weise wirkte er wie ein Anderer, der gerade einen langen, anstrengenden Nachtflug hinter sich hatte.
    Nachdem er seine Kleidung glattgestrichen und die Tafel in seiner Jacke versteckt hatte, sah er sich dem Problem gegenüber, was er mit dem Sprechfinger tun sollte. Wenn er den Nagel behielt, würde er ihn sofort als Checker ausweisen. Man würde ihm zwar Achtung entgegenbringen, doch er würde erkannt werden. Möglicherweise würden die Wachen ihn aufhalten, die die Technokratie zweifellos zum Schutze Adam Stones in dessen Umgebung aufgestellt hatte. Wenn er den Nagel abbrach… Aber das ging nicht! Kein Checker in der Geschichte der Brüderschaft hatte je freiwillig seinen Nagel abgebrochen. Das würde ja einem Austritt gleichkommen, und so etwas gab es nicht. Der einzige Weg auszusteigen war im Ex-und-Hopp! Martel steckte den Finger in den Mund und biß den Nagel ab. Seufzend betrachtete er den plötzlich fremd aussehenden Finger.
    Darauf ging er zum Stadttor, wobei er eine Hand in die Jacke schob und die Muskelkraft auf vierfache Normalstärke stellte. Als er sich durchchecken wollte, merkte er, daß seine Instrumente verdeckt waren. Kann genausogut gleich alles auf einmal riskieren, dachte er.
    Der Wächter hielt Martel mit einem Suchkabel auf. Plötzlich traf ihn die Kugel dumpf vor die Brust.
    »Sind Sie ein Mensch?« fragte eine unsichtbare Stimme. (Martel wußte, daß seine Feldladung die

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