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Titan 15

Titan 15

Titel: Titan 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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etwas machen, ich habe schon alles getan, was in meiner Macht stand, indem ich mit der Stardust Verbindung aufnahm.«
    »Und sie kehrt nicht um… Aber es könnten doch andere Kreuzer in der Nähe sein, oder? Besteht denn keine Hoffnung, daß irgendwo je
    mand ist, der etwas zu meiner Rettung unternehmen könnte?«
    Vor Eifer vornübergebeugt wartete sie auf seine Antwort.
    »Nein.«
    Das Wort war wie ein eisiger Luftzug; sie lehnte sich an die Wand zurück, und Hoffnung und Eifer schwanden aus ihren Zügen. »Sind Sie sicher, sind Sie auch ganz sicher?«
    »Ja. Es gibt keine anderen Kreuzer im Umkreis von vierzig Lichtjahren. Es gibt nichts und niemanden, um Ihnen zu helfen.«
    Sie starrte vor sich hin und begann mit einer Falte ihres Rocks zu spielen. Sie sagte nun nichts mehr, und allmählich fügte sich ihr Verstand in die unerbittliche Erkenntnis.
    Es war besser so. Wenn sie alle Hoffnung verlor, würde auch die Furcht weichen. Mit dem Schwinden der Hoffnung würde die Resignation kommen. Sie brauchte Zeit, und doch hatte sie so wenig. Wieviel?
    Das NHS war nicht mit Mantel-Kühleinheiten ausgestattet. Die Geschwindigkeit mußte folglich vor dem Eintritt in die Atmosphäre drastisch herabgesetzt werden. Im Augenblick bremsten sie mit 1/10 der Erdbeschleunigung und näherten sich ihrem Ziel mit einer weitaus höheren Geschwindigkeit, als der Computer vorausberechnet hatte. Die Stardust hatte sich in relativer Nähe von Woden befunden, als sie das NHS abgesetzt hatte. Ihre augenblickliche Geschwindigkeit ließ sie wie einen Stein auf den Planeten zufallen. Bald würde ein kritischer Punkt erreicht sein, an dem der Bremsvorgang voll einsetzen mußte. In diesem Augenblick würde sich das Gewicht des Mädchens entsprechend der g-Zahl der Abbremsung vervielfachen, würde plötzlich zum entscheidenden Faktor werden. Dem Faktor, der dem Computer bei der Vorausberechnung des Treibstoffbedarfs für das NHS unbekannt gewesen war. Sie mußte hinaus, wenn der Abbremsvorgang wieder einsetzte. Wann war das? Wie lange konnte sie noch an Bord bleiben?
    »Wie lange kann ich noch bleiben?«
    Ihre Worte, die wie ein Echo seiner eigenen Gedanken waren, ließen ihn unwillkürlich zusammenzucken. Wie lange noch? Er wußte es nicht; er mußte den Computer der Stardust befragen. Jedes NHS erhielt eine knappbemessene Treibstoffreserve zum Ausgleich für ungünstige atmosphärische Bedingungen und zur Zeit wurde relativ wenig Treibstoff verbraucht. Die Datenspeicher des Computers enthielten noch alle Daten, die sich auf den für das NHS errechneten Kurs bezogen. Derartige Daten wurden nicht gelöscht, bis das NHS sein Ziel erreicht hatte. Er brauchte dem Computer lediglich die neuen Daten einzugeben: das Gewicht des Mädchens und den genauen Zeitpunkt, wann er den Bremsfaktor auf ein Zehntel herabgesetzt hatte.
    »Barton.« Während er noch den Mund öffnete, um die Stardust zu rufen, drang unvermittelt die Stimme von Kommandant Delhart aus dem Lautsprecher. »Aus dem Computerbericht geht hervor, daß Sie Ihre Durchsage noch nicht beendet haben. Haben Sie den Bremsfaktor herabgesetzt?«
    Der Kommandant wußte also, was er zu tun versuchte.
    »Ich bremse mit einem Zehntel«, erwiderte er. »Ich habe den Bremsvorgang um 17.50 unterbrochen, und das zusätzliche Gewicht beträgt 50 Kilogramm. Ich möchte so lange auf einem Zehntel bleiben, wie es nach dem Computer möglich ist. Würden Sie die Frage bitte weitergeben?«
    Es widersprach zwar den Bestimmungen, daß ein NHS-Pilot eigenmächtig von dem vom Computer berechneten Kurs oder Bremsfaktor abwich, doch der Kommandant erwähnte diesen Verstoß mit keinem Wort, er fragte nicht einmal nach den Gründen. Er brauchte nicht erst zu fragen – ohne Verständnis und Kenntnis der menschlichen Natur wäre er nie Kommandant eines interstellaren Kreuzers geworden.
    So sagte er lediglich: »Ich gebe die Daten an die Rechenabteilung weiter.«
    Der Lautsprecher verstummte, und er und das Mädchen warteten. Keiner sagte etwas. Sie würden nicht lange warten müssen, denn der Computer gab die Antwort nur wenige Augenblicke nach Eingabe der Frage. Die neuen Faktoren wurden in der ersten Rechnerreihe in einen stählernen Schlund gefüttert, und die elektronischen Impulse durchliefen ihre verschlungenen Bahnen. Hier und da klickte vielleicht ein Relais, ein winziger Zahn rastete ein, doch im wesentlichen waren es die elektronischen Impulse, die die Antwort fanden. Gestaltlos, gemütlos und unsichtbar

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