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Titan 15

Titan 15

Titel: Titan 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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ertönte eine Stimme: »Hier Stardust. NHS bitte kommen.«
    »Barton, NHS 34G11. Notfall. Geben Sie mir bitte Kommandant Delhart.«
    Undeutlich drang ein fernes Durcheinander von Geräuschen durch den Lautsprecher, während das Gesuch die vorgeschriebenen Kanäle durchlief. Das Mädchen beobachtete ihn, das Lächeln war verschwunden.
    »Wollen Sie veranlassen, daß sie mich holen kommen?« verlangte sie zu wissen.
    Der Lautsprecher knackte, und dann war eine ferne Stimme zu hören, die sagte: »Kommandant, das NHS verlangt…«
    »Kommen sie mich holen?« fragte sie noch einmal. »Kann ich nicht zu meinem Bruder?«
    »Barton?« Die barsche, mürrische Stimme Kommandant Delharts drang aus dem Lautsprecher. »Notfall, was soll das heißen?«
    »Ein blinder Passagier«, antwortete er.
    »Ein blinder Passagier?« Die Frage klang leicht erstaunt. »Kommt zwar selten vor – aber was soll der Notruf? Sie haben ihn doch rechtzeitig entdeckt, also sollte keine wesentliche Gefahr entstehen. Ich nehme auch an, Sie haben den Bordcomputer informiert, damit die nächsten Angehörigen verständigt werden können.«
    »Es besteht ein Grund, warum ich Sie rufen mußte. Der blinde Passagier ist noch an Bord, und… die Umstände liegen völlig anders…« »Anders?« unterbrach ihn der Kommandant ungeduldig. »Wie können sie anders liegen? Sie wissen doch genau, der Treibstoffvorrat ist begrenzt, und Sie kennen das Gesetz so gut wie ich: Blinde Passagiere sind nach Entdeckung unverzüglich von Bord zu entfernen.«
    Das Mädchen sog hörbar den Atem ein. »Wie meint er das?«
    »Der blinde Passagier ist ein Mädchen.«
    »Was?«
    »Sie wollte ihren Bruder besuchen. Sie ist noch ein Kind und wußte nicht, was sie tat.«
    »Ach so.« Die Stimme des Kommandanten war plötzlich gar nicht mehr barsch. »Deshalb wollten Sie mit mir sprechen und hofften, daß ich irgend etwas tun könnte?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Es tut mir schrecklich leid, aber ich kann überhaupt nichts machen. Der Kreuzer muß seinen Fahrplan einhalten; davon hängt nicht nur das Leben eines, sondern vieler Menschen ab. Ich weiß, was Sie empfinden, aber ich habe keinerlei Möglichkeiten, Ihnen zu helfen. Sie müssen das erledigen. Ich lasse Sie mit dem Bordcomputer verbinden.«
    Die Lautsprechergeräusche verebbten zu einem fernen Rauschen, und er wandte sich wieder dem Mädchen zu. Mit vorgebeugtem, beinahe steifem Oberkörper saß sie auf der Bank und starrte ihn aus angstgeweiteten Augen an.
    »Wie hat er das gemeint, das erledigen? Mich von Bord entfernen… das erledigen – wie hat er das gemeint? Nicht so, wie es klang… das ist unmöglich. Was hat er gemeint – was hat er in Wirklichkeit gemeint?«
    Die ihr verbleibende Zeit war zu kurz, als daß der Trost einer Lüge mehr hätte sein können, als eine grausame Täuschung.
    »Er hat es genau so gemeint, wie es klang.«
    »Nein!« Sie wich zurück, als hätte er sie geschlagen, die eine Hand halb erhoben, wie um ihn abzuwehren; in ihrem Gesicht stand die entschiedene Weigerung, ihm zu glauben.
    »Es muß sein.«
    »Nein! Sie machen nur Spaß – Sie sind wahnsinnig! Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«
    »Es tut mir leid.« Langsam und behutsam sprach er auf sie ein. »Ich hätte es Ihnen eher sagen sollen – ich hätte, aber zuvor mußte ich tun, was ich konnte. Ich mußte die Stardust rufen. Sie haben gehört, was der Kommandant gesagt hat.«
    »Aber Sie können doch nicht einfach… Wenn Sie mich zwingen, das Schiff zu verlassen, dann sterbe ich!«
    »Ich weiß.«
    Sie musterte sein Gesicht und aus ihren Augen verschwand die Ungläubigkeit, die langsam einem Ausdruck blinden Entsetzens Platz machte.
    »Sie… wissen?« In großen Abständen kamen die Worte von ihren Lippen.
    »Ich weiß. Es muß so sein.«
    »Sie meinen es ernst – Sie meinen es wirklich ernst!« Sie sank zurück an die Wand, klein und schlaff wie eine Flickenpuppe und all ihr Widerstand, all ihre Ungläubigkeit waren verschwunden.
    »Sie werden es tun… Sie lassen mich sterben?«
    »Es tut mir leid«, wiederholte er. »Sie werden niemals wissen, wie leid es mir tut. Es muß so sein, und kein Mensch im Universum hat die Macht, das zu ändern.«
    »Sie lassen mich sterben, und ich habe doch nichts getan, wofür ich sterben müßte… ich habe doch gar nichts getan…«
    Er seufzte tief und erschöpft. »Ich weiß es, Kind. Ich weiß es…«
    »NHS.« Kurz und metallisch meldete sich der Lautsprecher. »Hier

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