Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
In Intelligenz und Wissenschaft.«
    Wieder saß er vollkommen bewegungslos da. Gelegentlich drehte er an den Reglern oder murmelte Unverständliches. Schließlich, nachdem er eine halbe Stunde lang nichts gesagt hatte, schlich ich mich hinaus.
    Am nächsten Tag fand ich ihn mit weit geöffneten Augen vor, gleich jemandem, der einen Schock erlitten hat.
    »Ich weiß nicht, was mich dazu treibt, weiterzumachen«, stieß er hervor. »Menschen sind Bestien. Hoffnungslos. Sie werden nie etwas anderes sein. Maschinen flogen über diese Stadt und warfen Bomben; löschten sie aus. Sie brennt. Ich habe ein kleines Kind gesehen, das in einem von Flammenwänden umschlossenen Hof eingesperrt war. Eine Stadt so groß wie Chicago – ein Meer von Rauch und Flammen.«
    Er saß da und vergrub den Kopf in den Händen.
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Er schien völlig verstört zu sein. Ich konnte ihm nicht helfen. Schließlich führte ich ihn aus dem Labor und brachte ihn zu mir nach Hause. Ich zermarterte mir den Kopf, wie ich ihn eine Zeitlang von dem Apparat fernhalten könnte.
    Aber am nächsten Tag saß er bereits wieder an den Okularen.
    Ich hatte bis vier Uhr nachmittags Unterricht. Danach eilte ich ins Laboratorium. Ich fand einen vollkommen veränderten Mann vor.
    Er machte einen gefaßten und entschlossenen Eindruck. Das erleichterte mich, da ich wirklich beunruhigt über seinen Zustand gewesen war. Aber woher dieser plötzliche Umschwung kam, war mir unklar.
    Es sah so aus, als hätte er seine Depression endgültig überwunden und sich dazu entschlossen, etwas gegen den Krieg und für die Menschheit zu tun.
    »Hier ist eine Welt, die Tausende von Jahren in der Zukunft liegt«, begann er. »Menschenmassen, weit jenseits unserer Vorstellungskraft. Gott sei Dank ist es nicht unsere Welt, sondern irgendeine andere. Sie haben sich nicht ein bißchen von ihrer krankhaften Grausamkeit entfernt. Nein – bleiben Sie weg von dem Ding. Ich kann Ihnen nicht erlauben, sich diese gräßlichen Szenen anzusehen. Männliche und weibliche Soldaten… sie sind in blutigen Haufen aufgestapelt, höher als das Kapitol. Maschinen, die Tausende und Abertausende von Menschen töten. Bleiben Sie weg!
    Es ist nicht unsere Welt. Wir können unsere Welt immer noch retten. Wir werden heute damit beginnen, Harlan – Sie und ich. Wir werden unsere Welt vor einer solchen Zukunft schützen.
    Wir müssen es stoppen!« sagte er wieder.
    Aber dann setzte er sich wieder hin und starrte erneut in das Instrument.
    Ich war aufgeregt, aber nicht beunruhigt. Die plötzliche, wilde Entschlossenheit dieses sonst so sanftmütigen Mannes hatte mich überrascht. Jedenfalls war ich sehr erleichtert, daß er seine Depressionen überwunden und wieder Halt in sich selbst gefunden hatte.
    Jedenfalls dachte ich das damals.
    Er erlaubte mir, ihn nach Hause zu bringen.
    »Unserer Rasse soll das nicht geschehen«, sagte er mit grimmiger Entschlossenheit.
    Am folgenden Tag hatte ich keinen Unterricht zu geben. Ich rief ihn schon früh morgens an, aber er war nicht mehr zu Hause. Er mußte schon ins Labor gefahren sein. Ich eilte ebenfalls dorthin und fand ihn, fieberhaft an den Reglern drehend, am Gerät sitzend vor.
    Er machte einen sehr nervösen Eindruck.
    »Todesstrahlen«, sagte er, als ich hereinkam. »Zerfetzte Menschen.
    Furchtbare Explosionen. Tödliches Gas. Bomben, die mit tödlichen Krankheitskeimen gefüllt sind. Teuflische Erfindungen.« Er wirbelte herum und sah mich an. »Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß unsere Welt nicht dem gleichen Schema folgen wird. Sie geht den gleichen Weg. Es wird so sein. Es wird das gleiche geschehen wie in den anderen Welten. Wir müssen es aufhalten!«
    Er stand in der Mitte des Zimmers und redete. Ich nutzte die Gelegenheit, einen Blick durch die Linsen zu werfen. Ich sah eine tote Welt. Wracks. Asche. Explosionskrater. Zerfetzte Leichen. Nirgends war eine Bewegung zu entdecken. Selbst pflanzliches Leben schien erstorben zu sein. Neben einem riesigen Geschütz lag ein Haufen Granaten, daneben ein toter Soldat.
    Man konnte Professor Cosgrave rhetorische Fähigkeiten nicht absprechen. Er redete blühenden Unsinn über den Frieden im Universum. Und selbst da vermutete ich noch nichts.
    Aber am anderen Morgen, als ich hereinkam, dämmerte es mir. Er stand auf einem Stuhl. Speichel lief über sein Kinn, und als ich hereinkam, begann er mit hoher Stimme zu singen.
    Ich bin die Friedenstaube.
    Hört mich an! Alle Menschen

Weitere Kostenlose Bücher