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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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vollkommen nackt und trugen nicht einmal einen Lendenschurz. Eine zottige Mähne bedeckte ihr Haupt, und ein ungepflegter Bart hing ihnen im Gesicht. Behaarung fast so dicht wie ein Fell bedeckte ihren ganzen Rücken und die Außenseiten ihrer Arme und Beine. In gestrecktem Galopp kamen sie auf uns zu. Aber kurz bevor sie uns überrannt hätten, blieben sie abrupt stehen – wie Pferde, die heftig am Zaum gezügelt werden. Sie schüttelten ihre Mähnen und trampelten mit den Füßen auf dem Boden.
    »Eigenartig. Wirklich sehr eigenartig«, sagte der Professor gedankenverloren. »Hätten sie nicht diese Gesichtszüge und würde nicht der Körperbau dafür sprechen, würde niemand sie für Menschen halten.«
    »Sie wirken eher wie Affen«, erwiderte ich. »Ich hoffe nur, sie sind nicht so wild, wie sie aussehen. Sprechen Sie zu ihnen, Professor, bevor sie irgend etwas unternehmen. Dann können wir feststellen, ob sie der Sprache mächtig sind.«
    Der Professor hob eine Hand und zeigte damit seine friedlichen Absichten an. Er trat einen Schritt vor. Mit lauter Stimme redete er die behaarten Menschen an, um so die gut zehn Meter zu übertönen, die uns immer noch voneinander trennten.
    »Wir sind amerikanische Reisende!« rief er. »Ist jemand unter euch, der englisch spricht?«
    Als einzige Antwort darauf ertönte ein Schnauben, und ein Mensch bäumte sich auf. Letzteres wurde von einem knisternden Geräusch begleitet, das einem an die Nerven ging. Etliche Behaarte brachen aus dem Halbkreis auf, bäumten sich auf und schlugen aus, bevor sie widerwillig in die Formation zurückkehrten.
    »Großer Gott, Professor«, entfuhr es mir. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper. »Das gefällt mir ganz und gar nicht.«
    Der Professor wiederholte seine Frage in Französisch, Spanisch und Italienisch. Er versuchte es in Portugiesisch und in einigen Dialekten, die, wie er mir später erklärte, indianisch waren. Aber ohne Erfolg. Lediglich bei jeder Pause, die er zum Atemholen einlegte, ertönte wieder das trockene Geräusch, als würde jemand dünne Metalldrähte aneinanderreihen. Plötzlich trat Reubens einen Schritt zurück und legte eine Hand auf meine Schulter.
    »Diese Wesen«, flüsterte er und deutete auf die behaarten Menschen, »werden gesteuert.«
    »Gesteuert!« rief ich entsetzt. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Das ihnen etwas auf der Schulter sitzt.«
    Ich glaubte, der Professor hätte den Verstand verloren. »Was könnte das denn sein?« meinte ich, hielt dann aber inne, weil die Behaarten sich zu bewegen begannen. Der Halbkreis teilte sich in zwei Gruppen auf: die eine lief links und die andere rechts an uns vorbei. Hinter uns kamen sie wieder zusammen, trabten auf uns zu und zwangen uns so, uns vor ihnen zurückzuziehen. Erst zu diesem Zeitpunkt fiel mein Blick zum erstenmal auf die unglaublichen Reiter, die auf ihren Schultern hockten. Sie benutzten die Menschen als Reittiere, genauso wie Menschen Pferde ritten. Lange Fühler ragten bis in die Gesichter der Menschen, hatten sich in deren Mundwinkeln festgehakt und dienten so als Zaumzeug. Weitere Fühler ragten in die Luft oder rieben sich aneinander und erzeugten so das knisternde Geräusch, das mir so auf die Nerven ging. Die Körper, zu denen diese Fühler gehörten, waren etwa dreißig Zentimeter groß.
    »Gerechter Gott«, schrie ich auf, »Professor, was sind das für Wesen?« Ich hielt meine Eisenstange fester und hatte vor, mit ihr auf diese näherkommenden Schreckensgestalten einzudreschen. Aber der Professor hielt mich am Arm fest. »Beginnen Sie keinen Kampf, wenn Sie es vermeiden können«, warnte er mit fester Stimme. »Ich bin mir nicht sicher, um was für Wesen es sich dort handelt, glaube aber, es sind eine Art von Ameisen.«
    Wir zogen uns weiter vor ihnen zurück. Langsam zuerst, dann in strammem Schritt und schließlich im Dauerlauf. Als wir uns in die gewünschte Richtung bewegten, schienen die Insekten zufrieden und hielten ihre Reittiere in konstanter Entfernung zu uns. Aber sobald wir die Richtung geringfügig veränderten, trieben sie sofort ihre behaarten Menschen näher heran, um uns auf Kurs zu bringen.
    »Ich glaube, diese Ameisen treiben uns vor sich her wie Cowboys eine Viehherde«, keuchte Reubens.
    Wir erklommen einen Hügel und sahen vor uns eine flache Ebene. Weit entfernt – sicher etliche Kilometer vor uns – erhoben sich etliche Erdwälle. Wir brauchten nicht lange für die Erkenntnis, daß es sich dabei um unser Ziel

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