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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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handelte. Einige Male brach der Professor zusammen. Er krümmte sich und war unfähig, einen weiteren Schritt zu tun. In diesen Augenblicken stellte ich mich mit der Eisenstange fest in der Hand über ihn und war entschlossen, unser Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Aber zu einem Kampf bestand kein Anlaß. Die Behaarten wurden zum Stehen gebracht, und ihre unheimlichen Reiter warteten geduldig solange, bis der Professor wieder aufstehen konnte. Dann wurden wir wieder gezwungen, schnellen Schrittes weiterzulaufen.
    Als wir endlich durch einen schmalen Eingang stolperten und auf eine große umhegte Fläche gelangten, war die Nacht hereingebrochen, und es war so dunkel geworden, daß man kaum noch etwas sehen konnte. Dort ließ man uns zurück. Wir folgten dem Plätschern von Wasser und gelangten an einen Bach, wo wir unseren Durst stillten und unsere Wunden und geschwollenen Füße badeten. Danach waren wir zu erschöpft und zu müde, um uns über unser weiteres Schicksal Gedanken zu machen. Wir lehnten uns auf dem Boden aneinander, um uns gegenseitig Wärme zu spenden, und schliefen ein.
     
     
Die Herrenameisen
     
    Einige Stunden später erwachten der Professor und ich – durchgefroren bis auf die Knochen. Und das war auch gar nicht verwunderlich, waren wir doch praktisch nackt. Nur einige Stoffetzen bedeckten uns noch. Hoch über uns zog der Mond seine Bahn und erleuchtete das Gehege taghell. Hin und wieder wurde die Stille von einem schrillen Schrei oder einem heftigen Schnauben unterbrochen. Ein paarmal hörten wir das metallische Knistern von Fühlern. Als ich einmal hochsah, bemerkte ich eine Ameise, die am Erdwall hochkletterte. Ihr taillierter Körper zeichnete sich scharf gegen den Himmel ab. Ich schüttelte mich, aber nicht nur aus Kälte. »Professor«, flüsterte ich, »ist dies ein Alptraum, oder bin ich wirklich wach?«
    »Ich fürchte, wir beide sind so wach, wie man das nur sein kann«, sagte der Professor seufzend.
    »Aber das Ganze ist doch völlig unmöglich«, erklärte ich. »Diese Insekten… Mein Gott, Professor, was ist nur aus der Welt geworden?«
    Reubens zupfte gedankenverloren an seinem ungekämmten Bart. »Ich habe keine Ahnung. Zu unserer Zeit gab es Wissenschaftler, die die Meinung vertraten, Insekten erwüchsen zu einer immer stärker werdenden Bedrohung für die Menschheit. Vielleicht… Aber Sie konnten ja mit eigenen Augen sehen, wie diese Ameisen auf Menschen geritten sind!«
    »Waren das wirklich Menschen?«
    »Doch, davon bin ich überzeugt.«
    »Aber diese Behaarung?«
    »Das könnte in dem Umstand begründet liegen, daß ihre nackten Körper jeder Witterung ausgesetzt wurden. Die Geeignetsten, in diesem Fall die kräftigsten und behaartesten haben überlebt und sich fortgepflanzt. Eine Zucht dieser Art könnte nach einigen Jahrhunderten einen Menschentyp hervorbringen, wie wir ihn hier vor uns haben.«
    Die Vorstellung einer Welt, in der die Insekten die herrschende Rasse waren und Menschen ihnen als Reittiere dienten, erfüllte mich mit tiefem Schrecken. Wenn die Welt der Zukunft wirklich so aussah, wie würde dann unser beider Schicksal aussehen? Trotz des eiskalten Nachtwindes und trotz des Umstands, daß wir hungrig waren und froren, fürchtete ich den Morgen. Aber dann wurde es doch wieder hell, und wir konnten unsere Umgebung besser in Augenschein nehmen. Das Gehege war eine Koppel und wahrscheinlich einen Quadratkilometer groß. Umgeben war es von einem ungleichmäßig hohen Wall, der mal drei Meter hoch war, an anderen Stellen aber bis zu sechs Metern aufstieg. Jenseits des Baches vor uns lagerten an einen Wall gelehnt Hunderte dieser behaarten Menschen. Kaum war die Sonne aufgegangen, da standen sie auf und strömten zum Bach, um zu trinken. Manche liefen bis zum Bauch ins Wasser hinein und tranken unbeherrscht wie Tiere. Der Anblick erfüllte mich mit Ekel. Es schien unmöglich, daß diese Kreaturen einmal Menschen wie der Professor und ich gewesen sein sollten. Nein und nochmals nein! Es wollte mir nicht in den Kopf, daß die Menschheit je so tief hatte sinken können.
    Einige Behaarte durchquerten den Bach, um uns aus der Nähe zu betrachten. Die meisten von ihnen waren Frauen. Aber alle bewegten sich gekrümmt vorwärts. Eine kam uns ziemlich nahe. Sie stieß klägliche Schreie aus. Der Professor trat mit der Absicht vor, sie anzusprechen. Das veranlaßte einen gewaltigen, bulligen Kerl mit dichten roten Haaren, die in der Sonne funkelten, mit einem

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