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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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Nordens nur noch mehr. Der Hungertod erhob sein häßliches Haupt. Die Kriminalität nahm Überhand. Hunderttausende starben am Hunger, an Krankheiten und Epidemien. Diejenigen, die sich eine Passage zusammenleihen, -betteln oder -stehlen konnten, flohen nach Europa oder Asien. Von einer Bevölkerungszahl von hundertzwanzig Millionen im Jahr 1935 waren nur noch sieben Millionen übriggeblieben, als die Ameisen von Norden angriffen.«
    »Und heute?« wollte der Professor wissen.
    »Heute leben auf dem ganzen Doppelkontinent einige hunderttausend Tiermenschen, die von den Herrenameisen als Nahrungsquelle und zu Transportzwecken gezüchtet wurden.«
    Ich starrte den Professor zu Tode erschrocken an. Erst gestern noch, so schien es, hatten wir ein dicht bevölkertes, blühendes Amerika verlassen. Riesige Industriestädte hatten ihren Rauch und ihre Asche gen Himmel gesandt. Große Lokomotiven hatten Tausende Menschen über zwei Stahlschienen Tausende Kilometer weit durchs Land befördert. Und jetzt… jetzt sah es so aus, als hätte es das alles nie gegeben. War es möglich, daß fünfhundert Jahre ein Weltreich auflösen konnten? Fünfhundert Jahre!
    »Kommen Sie«, sagte Soltano. »Für den Moment haben wir genug über solche Dinge geredet. Sie werden mehr im Laufe der nächsten Zeit erfahren, sobald Sie sich hier eingelebt und uns besser kennengelernt haben.«
    Er führte uns auf die Plaza hinab, wo wir sofort von der Menge umgeben und aufs herzlichste empfangen wurden.
     
     
Soltano erzählt dem Professor vom Fortschritt und den Gefahren der Zukunft
     
    Als ich an jenem ersten Tag auf der Burg der Wissenschaft von der Empore gekommen war, traf ich auf das Mädchen, das den Professor und mich vor den Herrenameisen gerettet hatte. Sie hieß Theda und sah an diesem Tag noch wunderbarer aus.
    »Sie haben viele Gefahren erleben müssen, Raymond«, sagte sie schüchtern.
    »Sie waren es wert, erlebt zu werden, denn sie führten mich zu Ihnen«, gab ich zurück. Und ich meinte es ehrlich.
    Das schien ihr nicht übel zu gefallen.
    »Es ist die Stunde des Badens. Lassen Sie uns ins Becken gehen.«
    Ich sah mich nach dem Professor um. Aber er verschwand gerade mit einer Gruppe älterer Wissenschaftler, die sich offensichtlich gern der Mühe unterzogen, ihn zu unterhalten.
    »Sehr gern«, sagte ich zu Theda.
    Das Becken war ein künstlich angelegtes Schwimmbad von etwa fünfzig Metern Seitenlänge. Ich sprang hinter Theda ins Becken. Als ich mich keuchend am anderen Ende aus dem Wasser zog, fand ich mich neben dem jungen Mann wieder, der uns zum Frühstück abgeholt hatte. Ich legte mich neben ihn und erfuhr, daß sein Name Servus war. Er war Thedas Zwillingsbruder. Servus erzählte mir, daß beide Eltern tot waren. Theda und er lauschten entzückt meinen Darstellungen des Lebens und der Gebräuche im Jahre 1926. Als es Zeit für das Mittagessen wurde, waren wir drei feste Freunde geworden.
    In den folgenden Tagen lernte ich eine Menge über die Burg der Wissenschaft und ihre Bewohner. Zusammen mit Theda und Servus spazierte ich auf den Brüstungen, die die Burg umgaben, und konnte von dort die steilen Wälle hinabsehen, die hier zweihundertfünfzig Meter hoch waren. Am Fuße der Burg wurde der Berg sehr abschüssig. Im Osten erstreckte sich eine Ebene, so weit das Auge reichte. Im Nordwesten lag eine düstere Bergkette. Auf der Ebene, die siebenhundertfünfzig Meter unter mir lag, gedieh kein Grün. Der Anblick erinnerte mich an eine Frage, die ich mir hier schon oft gestellt hatte.
    »Wo bekommt Ihr eigentlich Wasser her?« fragte ich Servus.
    »In der ersten Zeit«, antwortete er, »holten meine Vorfahren es aus Brunnen, die sie bis zu zwölfhundert Meter tief in die Erde gruben. Aber vor etwa zweihundert Jahren trockneten sie aus. Ich glaube, es war damals eine schreckliche Zeit, als die Gefahr des Verdurstens drohte. Man unternahm Anstrengungen, Wasser von weit entfernten Seen zu beziehen. Aber ohne Erfolg. Gerade noch rechtzeitig entdeckten dann unsere Chemiker eine Methode, Wasser künstlich herzustellen.«
    »Wasser künstlich herstellen!« rief ich verwundert.
    »Ja, aus Wasserstoff und Sauerstoff, das dürfte dir doch nicht unbekannt sein. Heute wird alles Wasser, das wir benötigen künstlich hergestellt und in großen Tanks tief unter der Burg gelagert. Von dort aus wird es mit Pumpen nach oben befördert.«
    »Wunderbar«, sagte ich in meiner Bewunderung für solchen Einfallsreichtum. Aber in dieser Burg der

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