Titan 18
Finchley so attraktiv gestaltet hatte, wie dies in einer unentwickelten Kolonie möglich war, gab sich Otis auffallend gesellig. Der Koordinator war zufrieden.
»Scheint, daß die uns endlich einen vernünftigen Mann geschickt haben«, bemerkte er hinter vorgehaltener Hand gegenüber einem seiner Assistenten. »Sehen Sie zu, daß sich ein paar von den netteren Sekretärinnen ein wenig um ihn kümmern.«
»Wie ich höre, hätte er droben bei den Ausgrabungen beinahe einen Torang zu fassen gekriegt«, sagte der andere.
»Mhm, der ist mit bloßen Händen auf ihn losgegangen. Beinahe hätte er ihn geschnappt, denke ich.«
»Vielleicht ist es ganz gut, daß er das nicht geschafft hat«, meinte der Assistent. »Die sind groß genug, um einen Unbewaffneten ziemlich zuzurichten.«
Otis war unterdessen und auch während des restlichen Abends intensiv damit beschäftigt, neue Bekanntschaften zu machen. Er war so damit beschäftigt, jedes neue Gespräch auf die Torangs zu lenken und scheinbar beiläufige Fragen über das Wenige zu stellen, was von ihren Gewohnheiten und ihrer möglichen Vergangenheit bekannt war, daß er kaum bemerkte, wie man ihm besondere Aufmerksamkeit widmete. Als reisender Inspektor war er es gewöhnt, daß man sich darum bemühte, ihn zu unterhalten und abzulenken.
Am nächsten Morgen schnappte er sich Finchley in seinem Büro in dem weitläufigen, einstöckigen Gebäude aus Beton und Glas, das das Kolonial‐Hauptquartier war.
Nachdem er sich im Besucherstuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches vom Koordinator niedergelassen hatte, berichtete Otis ihm von den Schlüssen, zu denen er gelangt war. Finchleys schmale Augen öffneten sich ein wenig weiter, als er die Einzelheiten hörte. Sein breites, muskulöses Gesicht rötete sich leicht.
»Um Hirn …! Ich meine, Otis, warum müssen Sie das so aufblasen? Die Männer kriegen ohnehin nur selten einen zu fassen!«
»Vielleicht, weil sie so selten sind«, meinte Otis ruhig. »Woher wissen wir denn, daß sie nicht intelligent sind? Stellen Sie sich einmal vor, Sie würden in den Ruinen der Zivilisation Ihrer Vorfahren herumlungern, ein völlig primitives Leben führen, weil rings herum alles kaputt ist, dann wären Si e genauso argwöhnisch, wenn da ein Rudel lärmender Terraner aufmarschiert käme.«
Finchley zuckte die Achseln. Er schien sich nicht ganz wohl in seiner Haut zu fühlen, so als überlegte er, mit wem wohl leichter umzugehen war, mit Otis oder irgendeinem unzufriedenen Sportler aus seinem Bautrupp.
»Versuchen Sie doch einmal, das Gesamtbild zu sehen«, beschwor ihn Otis. »Endlich drängen wir hinaus ins Weltall, nach Jahrhunderten der Träume und Mühen. Bei all dem Leid, das wir mit den verschiedenen Kolonialsystemen zu Hause erlebt hatten, haben wir versucht, diese Vorhaben so zu planen, um alte Fehler zu vermeiden.«
Finchley nickte widerstrebend. Otis konnte klar erkennen, daß er in Gedanken bei seinen Terminplänen war.
»Eigentlich liegt es doch nahe«, fuhr der Inspektor fort, »daß wir eines Tages einen Planeten mit intelligentem Leben finden. Wir sind noch neu im Weltraum, aber je weiter wir herumtasten, desto logischer ist es, daß das einmal passiert. Deshalb hat die Kommission Regeln über den Umgang mit Lebensformen erlassen. Haben Sie sich die in letzter Zeit einmal durchgelesen?«
Finchley rutschte auf seinem Stuhl herum.
»Jetzt hören Sie mal!« protestierte er. »Jetzt machen Sie bloß aus mir keinen hartgesottenen Vandalen, der nichts anderes im Kopf hat, als alles zu vernichten, das sich auf Torang bewegt. Ich jage ja nicht nach Affen!«
»Ich weiß, ich weiß«, besänftigte ihn Otis. »Aber ehe die Kolonialkommission die Vernichtung von irgendwelchen eingeborenen Lebensformen sanktioniert, werden wir beweisen müssen – nicht nur, daß diese Lebensform nicht intelligent ist – sondern auch, daß sie in genügender Zahl existiert, damit nicht die Gefahr der völligen Ausrottung besteht.«
»Und was, erwarten Sie, soll ich da unternehmen?«
Otis musterte ihn mit einigem Mitgefühl. Finchley war genau der Typ von Pragmatiker, wie ihn die Kommission brauchte, um die ersten Baustufen einer Kolonie auf einem fremden Planeten zu überwachen, aber er war keineswegs unvernünftig. Er wollte bloß, daß man ihn in Frieden ließ, damit er den harten Job erledigen konnte, den man ihm aufgehalst hatte.
»Daß Sie die Jagd auf Torangs verbieten«, sagte Otis. »Es muß doch noch etwas anderes geben, an dem
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