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Titan 18

Titan 18

Titel: Titan 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brain W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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zu orientieren, zuckte dann die Achseln und ging um einen Erdhaufen herum auf das Gebäude zu, das er für das richtige hielt.
    Das war es ziemlich sicher, überlegte er. Ja, die Schatten um diesen Fensterbogen sehen genauso aus – dieselbe Tageszeit …
    Er blieb fast schuldbewußt stehen und sah sich um, um sicher zu gehen, daß niemand seine Rückkehr zum Schauplatz seines kleinen Abenteuers beobachtete. Schließlich erwartete man von einem Kolonialinspektor nicht, daß er wie ein kleiner Junge herumlief und Gespenster jagte.
    Als er sich vergewissert hatte, daß er alleine war, trat er schnell durch den zerbröckelnden Bogen – und erstarrte.
    »Ich bin sehr geehrt, Ihre Bekanntschaft zu machen«, sagte der Torang mit einer mild klingenden, leicht summenden Stimme. »Wir hatten schon gedacht, daß Sie vielleicht hierher zurückkehren würden.«
    Otis riß den Mund auf. Die schwarzen Augen zu beiden Seiten des schmalen Schädels hatten ihn von oben bis unten gemustert und in ihm das unangenehme Gefühl erzeugt, als würde er für eine Artilleriesalve abgemessen.
    »Man kennt mich als Jal‐Ganyr«, sagte der Torang. »Wenn man mir keine unrichtigen Daten geliefert hat, kennt man Sie als Jeff Otis. Das ist so.«
    Die letzte Feststellung kam fast ohne Änderung im Tonfall, aber ein noch funktionierender Winkel in Otis Bewußtsein interpretierte sie als Frage. Er holte tief Luft und merkte plötzlich, daß er einen Augenblick lang zu atmen vergessen hatte.
    »Ich wußte nicht … ja, das ist so … ich wußte nicht, daß ihr Torangs terranisch sprechen könnt oder sonst etwas. Wie …?«
    Er zögerte, während eine Million Fragen in ihm hochstiegen, die er stellen wollte. Jal‐Ganyr strich sich geistesabwesend mit der dreifingrigen linken Hand über den grauen Pelz an seiner Brust. Er hockte geduldig auf einem flachen Felsen. Otis hatte irgendwie das Gefühl, daß man ihm nur dank disziplinierter Höflichkeit erlaubt hatte, mit seinem Murmeln Zeit zu vergeuden.
    »Ich bin nicht von den Torangs«, sagte Jal‐Ganyr in seiner leicht pfeifenden Stimme. »Ich bin von den Myrbs. Sie würden vielleicht Myrbii sagen. Man hat mich nicht informiert.«
    »Sie meinen, das ist der Name, den Sie für sich selbst benutzen?« fragte Otis.
    Jal‐Ganyr schien nachzudenken, und seine beweglichen Augen kreisten nach innen, um das Gesicht des Terraners zu mustern.
    »Mehr als das«, sagte er schließlich, als er es sich überlegt hatte. »Ich meine, ich gehöre der Rasse an, die ihren Ursprung auf Myrb hat, nicht auf diesem Planeten.«
    »Ehe wir weitergehen«, beharrte Otis, »sagen Sie mir zumindest, wie Sie unsere Sprache gelernt haben!«
    Jal‐Ganyr machte eine flüchtige Geste. Sein »Gesicht« war für den Terraner unlesbar. Otis hatte den Eindruck, daß er soeben das Äquivalent eines Lächelns und eines Achselzuckens gesehen hatte.
    »Was das betrifft«, sagte der Myrb, »dann habe ich die wahrscheinlich vor Ihnen gelernt. Wir haben Sie lange Zeit beobachtet. Sie würden Unglauben, wie lange.«
    »Aber dann …« Otis hielt inne. Das mußte bedeuten, bevor die Kolonisten auf diesem Planeten gelandet waren. Fast fürchtete er, es könnte bedeuten, bevor sie dieses Sonnensystem erreicht hatten. Er verdrängte den Gedanken und fragte: »Aber warum leben Sie dann so, inmitten der Ruinen? Warum haben Sie bis jetzt gewartet? Wenn Sie mit uns in Verbindung getreten wären, dann hätten wir Ihnen beim Aufbau geholfen …«
    Er sprach nicht weiter und fragte sich, was es war, das so falsch klang. Jal‐Ganyr rollte müßig die Augen, als verabscheute er die sie umgebenden Ruinen. Wieder schien er alle Implikationen von Otis Frage abzuwägen.
    »Wir haben Ihre Nachricht an Ihren Chef aufgefangen«, antwortete er schließlich. »Wir entschieden, daß Zeit war, mit einem von Ihnen in Verbindung zu treten. Wir haben kein Interesse am Wiederaufbau«, fügte er dann hinzu. »Wir haben verborgene Unterkünfte für uns selbst.«
    Otis stellte fest, daß seine Lippen trocken waren. Er hatte unbewußt den Mund offenstehen lassen. Er feuchtete sie mit der Zungenspitze an und entspannte sich hinreichend, um sich gegen die Wand zu lehnen.
    »Sie meinen, die Entscheidung, die ich mir beschafft habe, wonach Sie als geschützte Gattung gelten?« fragte er. »Sie haben Instrumente, um solche Signale aufzufangen?«
    »Ja, das habe ich. Und das haben wir«, sagte Jal‐Ganyr einfach. »Es ist entschieden worden, daß Sie sich weit genug im Weltraum

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