Titan 18
Höhe schießen, und es lief mir eisig über den Rücken. »Jetzt …?«
»Ruhig Blut!« sagte Manuel. »Wir haben eine Menge Zeit.«
Wir schlüpften in unsere Kleider und gingen die langen Korridore hinunter. Das Schiff war still. Außer dem schweren, unregelmäßigen Dröhnen der Maschinen war nur das Flüstern unserer Schuhe und das heisere Scharren des Atems in meinen Lungen zu hören. Kathryns Gesicht war blaß, und ihre Augen wirkten im düsteren Licht riesengroß. Aber sie drückte sich nicht an mich. Sie ging zwischen uns beiden und wirkte so weit entfernt, daß ich es gar nicht verstehen konnte. Hie und da kamen wir an einem Gorzuni‐Krieger vorbei, der irgend etwas zu erledigen hatte; wir zuckten dann jedesmal zur Seite und wurden zu Sklaven. Aber ich sah den bitteren Triumph in Manuels Blick, wenn er den Titanen nachsah.
Hinein in die Räume, wo die Maschinen im flackernden Dämmerlicht wie heidnische Götter aufragten. Drei Gorzuni erwarteten uns dort, bewaffnete Ingenieure, die uns anfauchten. Einer von ihnen versuchte, Manuel einen Schlag zu versetzen, aber der duckte sich weg, als hätte er gar nichts bemerkt, und beugte sich über den Gravitationsgenerator. Er winkte mir zu, ihm beim Abheben des Deckels zu helfen.
Ich sah gleich, daß eine der Feldspulen kurzgeschlossen war. Das erzeugte einen Harmonieabfall, der den Raumverwerfungen erzeugenden Strom beeinträchtigte. Es wäre leicht zu reparieren gewesen. Aber Manuel kratzte sich am Kopf und blickte dann zu den unwissenden Riesen auf, die hinter uns standen. Er begann mit gespielter Sorgfalt Leitungen zu überprüfen.
Dann sagte er zu mir: »Wir arbeiten uns bis zum Hilfskonverter durch. Den habe ich schon vorbereitet, damit er das tut, was ich will.«
Ich wußte, daß die Gorzuni uns nicht verstehen konnten, und daß ihnen jeder menschliche Gesichtsausdruck verschlossen blieb; trotzdem verspürte ich ein Prickeln in meinem Rücken.
Langsam arbeiten wir uns auf die gedrungen wirkende Maschine zu, die die Kraftquelle für sämtliche Hilfsaggregate des Schiffes darstellte. Manuel schaltete ein Oszilloskop ein und studierte die Kurve, als hätte sie etwas zu bedeuten. »Aha!« sagte er.
Wir schraubten das Strahlungsschild ab und legten damit die Auslaßröhre frei. Ich wußte, daß das zornige, blutrote Licht, das ihr entströmte, ungefährlich war, daß der größte Teil der Radioaktivität abgeschirmt war. Trotzdem zuckte ich unwillkürlich davor zurück. Wenn ein Konverter durch das Ventil gereinigt wird, trägt man normalerweise einen Schutzpanzer.
Manuel ging an eine Werkbank und holte sich ein Gerät, das er selbst hergestellt hatte. Ich wußte, daß es für Reparaturen nicht zu gebrauchen war, aber er hatte auch schon bei früheren Aufträgen so getan, als wäre es ein Werkzeug. Es handelte sich um einen bleibeschichteten, flexiblen Schlauch, der an eine Magnetronpumpe angeschlossen werden konnte, mit einer ganzen Anzahl von Meßgeräten und Schaltern, die um des schieren Effekts willen angebracht waren. »Helfen Sie mir, John«, sagte er leise.
Wir montierten die Pumpe über dem Auslaufventil und schalteten die paar Instrumente ein, die wirklich etwas bedeuteten. Ich hörte, wie Kathryn hinter mir aufstöhnte, und plötzlich überkam mich die schreckliche Erkenntnis und lähmte meine Hände. Da war nicht einmal eine Dichtung …
Der Gorzuni‐Ingenieur kam auf uns zu und grollte in seiner harten Sprache eine Frage. Sein Kollege kam dicht hinter ihm. Manuel antwortete bereitwillig, ohne dabei den Blick von den wie wild ausschlagenden, völlig sinnlosen Meßgeräten zu wenden.
Er wandte sich zu mir um, und ich sah den Spott in seinen Augen. »Ich habe denen gesagt, daß der Konverter dringend von Abfallprodukten gesäubert werden muß«, sagte er in Anglic. »Das gilt übrigens für das ganze Schiff.«
Er nahm den Schlauch in die Hand, während die andere an einem Schalter der Maschine lag. »Schauen Sie nicht hin, Kathryn«, sagte er ohne Betonung. Dann legte er den Schalter um.
Ich hörte, wie die Dämpferplatten herunterfuhren. Manuel hatte die automatische Sicherung kurzgeschlossen, die normalerweise dafür sorgte, daß sie oben blieben, wenn das Atomfeuer brannte. Ich hielt mir die Hand über die Augen und duckte mich.
Die Flamme, die heraussprang, war wie ein Stück der Sonne. Sie zischte aus dem Schlauch und quer durch den Saal. Ich fühlte, wie meine Haut unter der Hitze einschrumpfte, und hörte das Brüllen der
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