Titan 18
nie zugelassen hätte.«
»Aber«, warf Sutt ein, »wie würde Bürgermeister Hardin dann Lord Dorwins Versicherungen erklären, daß das Imperium uns unterstützen will? Sie schienen …« Er zuckte die Achseln. »Nun, sie schienen jedenfalls zufriedenstellend.«
Hardin ließ sich in den Sessel fallen. »Wissen Sie, das ist das Interessanteste an der ganzen Geschichte. Ich muß zugeben, daß ich seine Lordschaft für einen ganz außerordentlich großen Esel hielt, als ich ihn zum erstenmal sah – aber dann stellte sich heraus, daß er in Wirklichkeit ein äußerst fähiger Diplomat und sehr geschickter Mann war. Ich habe mir nämlich die Freiheit genommen, seine sämtlichen Aussagen auf Band aufzunehmen.«
Im Saal wurde es unruhig, und Pirenne klappte erschreckt den Mund auf.
»Na und?« fragte Hardin. »Mir ist völlig klar, daß das ein eklatanter Bruch der Gastfreundschaft war, etwas, das ein sogenannter Gentleman nie tun würde. Außerdem hätte es, wenn seine Lordschaft etwas bemerkt hätte, recht unangenehm werden können; aber das hat er nicht, und ich habe meine Aufzeichnung, und das genügt. Ich nahm mein Band, ließ eine Kopie anfertigen und schickte sie ebenfalls an Holk zur Analyse.«
»Und wo ist die Analyse?« wollte Lundin Crast wissen.
»Das«, erwiderte Hardin, »ist ja das Interessante. Die Analyse war bei weitem die schwierigste von den dreien. Als Holk nach zwei Tagen unablässiger Arbeit endlich alle bedeutungslosen Aussagen, alles vage Geschwätz und alle sinnlosen Ausschmückungen – kurz gesagt, den ganzen Schaum – herausgeschnitten hatte, stellte er fest, daß ihm nichts übrig geblieben war. Alles hat sich weggekratzt.
Lord Dorwin, meine Herren, hat in fünf Tagen der Diskussion überhaupt nichts gesagt, und das, ohne daß Sie das je bemerkt haben. Da haben Sie die Zusicherung, die Sie von Ihrem grandiosen Reich bekommen haben.«
Hardin hätte eine Stinkbombe auf den Tisch legen und damit auch nicht mehr Verwirrung erzeugen können, als sie nach seinen letzten Worten im Raum herrschte. Er wartete geduldig, bis die Erregung sich legte.
»Somit haben Sie«, schloß er, »als Sie Drohungen – und das waren es – bezüglich eines Einschreiten des Imperium nach Anacreon schickten, lediglich einen Monarchen gereizt, der es viel besser wußte. Natürlich verlangte sein Ego sofortiges Handein, und die Folge ist das Ultimatum – womit ich wieder bei meiner ursprünglichen Feststellung wäre. Wir haben eine Woche Zeit, und was tun wir jetzt?«
»Es scheint«, sagte Sutt, »daß wir keine andere Wahl haben, als es Anacreon zu gestatten, Militärstützpunkte auf Terminus einzurichten.«
»Darin stimme ich mit Ihnen überein«, erwiderte Hardin, »aber was unternehmen wir, um sie bei erster Gelegenheit wieder zu verjagen?«
Yate Fulhams Schnurrbart zuckte. »Das klingt ja, als hätten Sie sich dafür entschieden, Gewalt gegen sie anzuwenden.«
»Gewalt«, lautete die Antwort, »ist die letzte Zuflucht des Unfähigen. Aber ich habe ganz bestimmt nicht vor, den roten Teppich auszulegen und die besten Möbel für sie abzustauben.«
»Trotzdem gefällt mir nicht, wie Sie das ausdrücken«, beharrte Fulham. »Das ist eine gefährliche Einstellung; um so gefährlicher, weil wir in letzter Zeit festgestellt haben, daß ein großer Teil der Bevölkerung anscheinend in Ihrem Sinne auf alle Ihre Vorschläge zu reagieren scheint. Ich darf Ihnen vielleicht sagen, Herr Bürgermeister Hardin, daß der Aufsichtsrat gegenüber Ihren jüngsten Aktivitäten keineswegs blind ist.«
Er hielt inne und vernahm ein zustimmendes Murmeln rings um den Tisch. Hardin zuckte die Achseln.
Fulham fuhr fort. »Falls Sie auf die Idee kommen sollten, die Stadt zu irgendwelchen Gewalttätigkeiten aufzuhetzen, würden Sie damit einen Massenselbstmord auslösen – und wir haben nicht die Absicht, das zuzulassen. Unsere Politik hat nur ein Prinzip, und das ist die Enzyklopädie. Was immer wir zu tun oder zu lassen entscheiden, wird so entschieden werden, weil es eine erforderliche Maßnahme ist, die Sicherheit der Enzyklopädie zu garantieren.«
»Dann«, sagte Hardin, »sind Sie also zu dem Schluß gelangt, daß wir unsere Politik intensiven Nichtstuns fortsetzen müssen.«
Darauf meinte Pirenne bitter: »Sie selbst haben demonstriert, daß das Imperium uns nicht helfen kann; obwohl ich nicht ganz begreife, weshalb und wieso das so sein kann. Wenn ein Kompromiß notwendig ist …«
Hardin hatte das alptraumhafte
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