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Titan 18

Titan 18

Titel: Titan 18 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brain W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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einer nach dem anderen. Eine Milliarde nach der anderen. Alpträume des Fallens! All die abgedunkelten Gestirne fielen ins Nichts, das nichts als Abgrund war. Nichts blieb übrig, außer einer winzigen Schote im Nichts, und ein paar zusammenhanglose Dinge wie Michael und seine Kollegen, und Boshel und seine Affen.
    Boshel empfand einen Augenblick lang Unruhe: er hatte sich an den Anblick des sich ausdehnenden Universums gewöhnt. Aber er hätte nicht unruhig zu sein brauchen, es begann alles von vorne.
    Ein paar Milliarden Jahrhunderte tickten lautlos dahin. Wiederum platzte die Schote in einem Regen von Funken auseinander, die dahinzogen und wuchsen. Sie nahmen Form an und begannen sich zu drehen, und aufs neue erschien das Leben auf den Rußstäubchen, die jene Funken abgeworfen hatten.
    Immer wieder geschah dies. Jeder Zyklus schien verdammt lange zu dauern, während all das geschah; aber im Rückblick waren die Zyklen nur wie ein Licht, das an‐und ausgeht. Und im längeren Rückblick waren sie wie eine hochfrequente Wechselstrommaschine, die eine atemberaubende Zahl solcher Zyklen in jeder Nanosekunde produzierte und sich äonenlang weiterdrehte. Und doch begann Boshel, sich zu langweilen. Es gab einfach kein anderes Wort dafür.
    Als erst ein paar Milliarden kosmischer Zyklen vollendet waren, hatte der Uhrfelsen eine Kerbe, in der man ein Pferd hätte verstecken können. Der kleine Vogel kam oft zurück, um seinen Schnabel zu schärfen. Und Pithekos Pete, der schnellste der Affen, hatte jetzt völlig zufällig den Sturm geschrieben, komplett und perfekt.
    Sie schüttelten sich alle die Hände, Affen und Engel. Es war ein großer Augenblick.
    Doch der Augenblick dauerte nicht an. Pete schrieb, anstatt weiterhin dem Zufallsfaktor gemäß auf die Tasten seiner Schreibmaschine zu schlagen, um den Rest der Stücke zu schreiben, nein, Pete schrieb seine eigene verbesserte Version des Sturm. Boshel war wütend.
    »Aber es ist besser, Bosh«, protestierte Pete. »Und ich hab’ da auch ein paar Ideen über Bühnenbau, womit wir das wirklich groß herausbringen können.«
    »Natürlich ist es besser! Aber wir wollen sie nicht besser, wir wollen sie ganz genauso. Könnt ihr Affen denn nicht kapieren, daß wir hier ein Problem der Wahrscheinlichkeit bearbeiten? Ach, wie seid ihr doch blöd!«
    »Gib mir dieses verdammte Buch einen Monat, Bosh, dann kopiere ich all den Quatsch, und dann sind wir fertig«, schlug Pithekos Pete vor.
    »Vorschriften, ihr Idioten, Vorschriften!« stieß Boshel hervor. »Wir müssen den Regeln gehorchen. Ihr wißt, daß das nicht erlaubt ist, und außerdem würde man es merken. Ich habe Grund zu der Annahme, und es schmerzt mich, das sagen zu müssen, daß einer meiner Affen und Kollegen hier im Raum ein Informant ist. Wir würden nie damit durchkommen.«
    Nach dem kurzen Mißverständnis lief alles besser. Die Affen blieben an ihrer Arbeit. Nach einer Anzahl von Zyklen, die man am besten mit einer Neun ausdrückt, die von in Pica gedruckten Nullen gefolgt ist, deren Zahl ausreicht, um das ganze Universum zu einem Zeitpunkt kurz vor einem Zusammenbruch zu umspannen (Radius und Umfang der größten Sphäre sind natürlich gleich), war die erste komplette Version fertig.
    Sie war natürlich fehlerhaft und mußte zurückgewiesen werden. Aber sie enthielt weniger als dreißigtausend Fehler; das ließ große Dinge und am Ende den Triumph vorausahnen.
    Später (Leute, um wieviel später!) waren sie ihm ganz nahe. Zu der Zeit, als die Spalte in dem Uhrenfelsen ein mittelgroßes Sonnensystem hätte aufnehmen können, hatten sie eine Version mit nur noch fünf Fehlern.
    »Es kommt noch«, sagte Boshel. »Es wird zur rechten Zeit kommen. Und Zeit ist das einzige, wovon wir genug haben.«
    Später – viel, viel später – schienen sie es perfekt zu haben. Zu der Zeit hatte der Vogel fast ein Fünftel des großen Steins mit seinen alle Jahrtausende erfolgenden Besuchen abgewetzt.
    Michael selbst las die Version und konnte keinen Fehler finden. Das war natürlich nicht beweiskräftig, denn Michael war ein ungeduldiger und hastiger Leser. Zur Bestätigung waren drei Lesungen vorgesehen, aber noch nie zuvor war die Hoffnung so hoch gewesen.
    Die Version bestand die zweite Lesung durch einen wesentlich sorgfältigeren Engel und wurde als buchstabengenau bestätigt. Aber jener Leser beendete seine Arbeit spät in der Nacht und war möglicherweise gegen Ende zu ein wenig oberflächlich geworden.
    Sie

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