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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Panzer, die geöffneten, brüllenden Münder, und die Männer waren über ihm – und gingen durch ihn hindurch und über ihn hinweg, als wäre er nicht da. Er blieb stocksteif sitzen, und das Herz hämmerte in seiner Brust. Und dann spürte er, als käme er von irgendwo aus der Ferne, den Wind der herangaloppierenden Pferde, die rings um ihn herum waren.
    Und oben auf dem Hügel waren die heiseren Rufe »Ut! Ut« zu hören und der hohe, scharfe Klang von Stahl. Staub wirbelte rings um ihn auf, und irgendwo zu seiner Linken schrie ein sterbendes Pferd. Aus dem Staub heraus kam ein Mann den Hügel heruntergerannt. Er taumelte und stürzte und stand wieder auf und rannte weiter, und Bishop sah, daß Blut aus seinem aufgerissenen Panzer quoll und über das Metall strömte und das tote, trockene Gras besudelte, während der Mann den Hügel herunterstolperte.
    Jetzt kamen die Pferde wieder, und einige von ihnen waren ohne Reiter und galoppierten mit gestrecktem Hals, und die Zügel flogen im Wind und Schaum tropfte aus ihren Mäulern.
    Ein Mann sackte im Sattel zusammen und fiel herunter, aber sein Fuß verfing sich im Steigbügel, und sein Pferd scheute und schleifte ihn mit sich.
    Oben auf der Hügelkuppe triumphierte das Viereck der Sachsen, und durch den sich senkenden Staub sah er den Haufen von Leichen, die außerhalb der Schildmauer lagen.
    Laßt mich hier heraus! schrie Bishop zu sich. Wie komm’ ich hier heraus! Laßt mich heraus…
    Und da war er heraus, wieder in dem Zimmer mit dem einzelnen Stuhl und den vier leeren Wänden.
    Er saß still da und dachte:
    Es gab keinen Taillefer.
    Niemand, der vor den anderen ritt und sang und das Schwert durch die Luft wirbeln ließ.
    Die Geschichte von Taillefer war nichts anderes als das Fantasieprodukt irgendeines Kopisten, der die Geschichte verbessert hatte, um sich die Zeit zu vertreiben.
    Aber Männer waren gestorben. Sie waren die Hügel heruntergetaumelt, aus ihren Wunden blutend, und sie waren gestorben. Sie waren von den Pferden gestürzt und von ihren erschreckten Tieren zu Tode geschleift worden. Sie waren den Hügel heruntergekrochen mit nur noch Minuten des Lebens in den Adern und einem Wimmern in der Kehle.
    Er stand auf, und seine Hände zitterten.
    Unsicher ging er ins nächste Zimmer.
    »Gehen Sie zu Bett, Sir?« fragte der Schrank.
    »Ja, ich glaube schon«, sagte Bishop.
    »Sehr gut, Sir. Ich werde abschließen und dunkel machen.«
    »Sehr liebenswürdig.«
    »Routine, Sir«, sagte der Schrank. »Wünschen Sie noch etwas?«
    »Gar nichts«, sagte Bishop. »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht«, sagte der Schrank.
     
     
IX
     
    Am Morgen suchte er die Arbeitsvermittlungsstelle auf, die er in einem Winkel der Hotelhalle fand.
    Es war niemand anwesend, außer einem kimonianischen Mädchen, einer hochgewachsenen statuenhaften Blondine mit einer Eleganz der Bewegung, die auch ihre zierlichsten Geschlechtsgenossinnen auf der Erde beschämt hätte. Eine Frau, dachte Bishop, die man aus irgendeinem klassischen griechischen Mythos herausgerissen hatte, eine blonde Göttin, die zu Leben und Schönheit erwacht war. Sie trug kein weichfließendes, griechisches Gewand, aber sie hätte es tragen können. Sie trug, um bei der Wahrheit zu bleiben, nur sehr wenig, und das machte sie nur noch ansehnlicher.
    »Sie sind neu«, sagte sie.
    Er nickte.
    »Warten Sie, ich weiß«, sagte sie. Sie sah ihn an. »Selden Bishop, Alter neunundzwanzig Erdjahre, IQ 160.«
    »Ja, Ma’am«, sagte er.
    Dabei vermittelte sie ihm ein Gefühl, als müßte er sich verbeugen und einen Kratzfuß machen.
    »Betriebswirtschaft, wie ich höre«, sagte sie.
    Er nickte wortlos.
    »Bitte, setzen Sie sich, Mr. Bishop. Dann besprechen wir das.«
    Er setzte sich und dachte: es paßt einfach nicht zu so einem schönen Mädchen, so groß und robust zu sein. Oder so effizient.
    »Sie möchten anfangen, irgend etwas zu tun«, sagte das Mädchen.
    »So hatte ich mir das gedacht.«
    »Sie haben sich auf Betriebswirtschaft spezialisiert. Ich fürchte, in dem Bereich gibt es nicht viele offene Stellen.«
    »Ich würde für den Anfang nicht zuviel erwarten«, sagte Bishop mit, wie er meinte, geziemender Bescheidenheit und realistischer Betrachtung der Dinge. »Ich würde praktisch alles nehmen, bis ich bewiesen habe, was ich kann.«
    »Sie würden ganz unten anfangen müssen. Und Sie würden zwei Jahre Ausbildung brauchen, nicht nur im praktischen Bereich, sondern auch in der Methode und der Theorie.«
    »Das würde

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