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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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erinnere, wird für die Kommunikation ein Zeitraum von etwa vierhundert Jahren benötigt. Die Alphabetologie ist ein Studium, das nur an den äußersten Rändern wachsen kann; wir haben es mit einem harten Kern unabänderlicher Fakten zu tun. Die alten Alphabete sind Geschichte und können nicht verändert werden. Ich habe sie alle studiert, jedes Schriftzeichen und jede Einzelheit, und habe ihre Wandlung im Laufe der Jahrtausende beobachtet. Man kann feststellen, daß ein Alphabet, so sehr man es auch modifiziert und verändert, doch immer Elemente seiner Vorgänger behält. Dies ist der Buchstabe ›L‹, in der Form, wie er für Computereingabe angepaßt wurde.« Sie kratzte ihn mit der Messerspitze in den Felsen und schrieb daneben ein wellenförmiges Schriftzeichen. »Und dies ist das hebräische Lamedh, und Sie können darin dieselbe Grundform erkennen. Das Hebräische ist ein Protoalphabet, so alt, daß es schier unglaublich ist. Und doch ist da dieselbe rechtwinklige Biegung festzustellen. Aber in diesen Zeichen hier ist nichts, das ich jemals zuvor gesehen habe.«
    Das Schweigen dehnte sich, während Hautamaki sie ansah, sie studierte, als wäre es ihr irgendwie ins Gesicht geschrieben, ob sie die Wahrheit sprach oder nicht. Dann lächelte er.
    »Ich will es Ihnen glauben. Ich bin sicher, daß Sie Ihr Fachgebiet sehr gut kennen.« Er ging zu seinem Rucksack zurück und entnahm ihm weitere Testgeräte.
    »Hast du das gesehen?« flüsterte Tjond ihrem Mann ins Ohr. »Er hat mich angelächelt.«
    »Unsinn. Das ist wahrscheinlich das erste Symptom von fortgeschrittenen Erfrierungen.«
    Hautamaki hatte ein Gewicht an das Teleskoprohr gehängt und registrierte jetzt, mit welcher Geschwindigkeit es sich über dem Boden bewegte. »Gulyas«, fragte er, »erinnern Sie sich noch an die Rotationsperiode dieses Planeten?«
    »Ungefähr achtzehn Standardstunden. Die Berechnung war nicht genau.«
    »Das reicht schon. Wir befinden uns hier in etwa fünfundachtzig Grad nördlicher Breite, und das entspricht dem Winkel jener starren Arme, während die Bewegung dieser Teleskope…«
    »Der Rotation des Planeten entgegenwirkt und sich mit derselben Geschwindigkeit in entgegengesetzter Richtung bewegt. Natürlich! Das hätte ich sehen müssen.«
    »Wovon redet ihr beiden denn?« fragte Tjond.
    »Sie weisen die ganze Zeit auf denselben Punkt am Himmel«, sagte Gulyas. »Auf einen Stern.«
    »Es könnte ein anderer Planet in diesem System sein«, sagte Hautamaki und schüttelte dann den Kopf. »Nein, dafür gibt es keinen Grund. Es muß etwas außerhalb sein. Wir werden es feststellen können, sobald es dunkel geworden ist.«
    Sie fühlten sich in den Atmosphärenanzügen wohl und hatten genügend Lebensmittel und Wasser. Die Maschine wurde aus jedem erdenklichen Winkel fotografiert und studiert, und dann stellten sie Theorien über ihre mutmaßliche Energiequelle auf. Trotzdem schleppten sich die Stunden bis zur Dämmerung hin. Es gab ein paar Wolken am Himmel, aber die waren bis zum Sonnenuntergang verschwunden. Als der erste Stern am dunkler werdenden Himmel auftauchte, beugte sich Hautamaki über das Okular des Teleskops.
    »Nur Himmel. Noch zu hell. Aber da erscheint jetzt eine Art leuchtendes Gitter im Feld. Fünf dünne Striche, die vom Rand nach innen weisen. Aber sie kreuzen sich in der Mitte nicht, sondern verblassen.«
    »Aber sie weisen damit auf den Stern in der Mitte, ohne ihn zu verdecken?«
    »Ja. Jetzt erscheinen die Sterne.«
    Es war ein Stern siebter Größe, er stand ganz allein unweit des Randes der Galaxis. Er schien in jeder Hinsicht normal und unauffällig, abgesehen von der Tatsache, daß er überhaupt keine Nachbarn hatte, nicht einmal im stellaren Sinne. Sie betrachteten ihn abwechselnd und markierten ihn, um ihn ja nicht mit einem anderen Stern zu verwechseln.
    »Fliegen wir dorthin?« fragte Tjond, obwohl das eher eine Feststellung als eine Frage war, auf die sie Antwort erwartet hatte.
    »Natürlich«, sagte Hautamaki.
     
     
III
     
    Als ihr Schiff die Atmosphäre hinter sich gelassen hatte, sandte Hautamaki eine Nachricht zur nächsten Relaisstation. Während sie auf die Antwort warteten, analysierten sie das Material, das ihnen zur Verfügung stand.
    Mit jedem Resultat wuchs ihre Begeisterung. Das Metall war nicht härter als einige der Hartlegierungen, die sie benutzten, aber seine Zusammensetzung war völlig anders, und es war offenbar in einem unbekannten Fertigungsprozeß entstanden, bei dem

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