Titan 21
Lebens entlocken und sind beleidigt, wenn ich einige Ihrer eigenen Tabus erwähne. Die Männer sind ohne Ihresgleichen besser dran!« Er atmete tief, machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum.
Tjond verließ nach jenem Abend ihre Kabine fast eine Standardwoche lang nicht. Sie arbeitete an ihrer Analyse der fremden Schriftzeichen, und Gulyas brachte ihr ihre Mahlzeiten. Hautamaki erwähnte den Zwischenfall nicht mehr und schnitt Gulyas das Wort ab, als der versuchte, sich für seine Frau zu entschuldigen. Aber er protestierte auch nicht, als sie wieder im Kontrollraum erschien, fiel aber wieder auf seine frühere Angewohnheit zurück, nur zu Gulyas zu sprechen, und sie nie unmittelbar anzureden.
»Wollte er wirklich, daß ich auch mitkomme?« fragte Tjond und faßte ein winziges Härchen mit der Pinzette, das die elfenbeinhafte Glätte ihrer Stirn und ihres Schädels beeinträchtigte. Sie zupfte es heraus und griff sich an die Stirn. »Ist dir aufgefallen, daß er wirklich Augenbrauen hat? Hier, große, zottige Dinger – was für ein Atavismus! Und dann Haar am Schädelansatz. Widerlich! Ich wette mit dir, daß die Männer ihre Gene nach Haarigkeit sortieren, das kann doch kein Zufall sein. Aber du hast mir noch nicht geantwortet. Hat er tatsächlich darum gebeten, daß ich mitkomme?«
»Du hast mir ja keine Chance gegeben, dir zu antworten«, meinte Gulyas, und ein Lächeln weichte seine schroffen Worte auf. »Er hat nicht namentlich nach dir verlangt. Das wäre zuviel erwartet. Aber er sagte, daß um neunzehn Uhr eine Besprechung der ganzen Mannschaft stattfinden würde.«
Sie betupfte sich die Ohrläppchen mit rosa Make-up und strich dann über ihre Nase, ehe sie das Kosmetiketui zuklappte. »Ich bin so weit, wenn du auch so weit bist. Wollen wir sehen, was der Schiffsmeister will?«
»In zwanzig Stunden brechen wir aus dem Hyperraum«, verkündete Hautamaki, als sie sich im Kontrollraum versammelt hatten. »Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß wir den Leuten – den Aliens – begegnen, die die Funkboje konstruiert haben. So lange wir nicht das Gegenteil festgestellt haben, werden wir davon ausgehen, daß sie friedlich gesonnen sind. Ja, Gulyas?«
»Schiffsmeister, es hat viele Kontroversen über die Intentionen hypothetischer Rassen gegeben, die entdeckt werden könnten. Es gibt keine eigentliche Übereinkunft…«
»Das hat nichts zu sagen. Ich bin Schiffsmeister. Die Beweise, die uns bis zur Stunde vorliegen, deuten auf eine Rasse, die Kontakt sucht, aber nicht auf Eroberung aus ist. Ich sehe das so. Wir haben eine reiche und sehr alte Zivilisation, und so haben wir auf der Suche nach anderen intelligenten Lebensformen auch mit Schiffen wie diesen Forschungen durchgeführt. Eine ärmere Zivilisation könnte in der Zahl der Schiffe beschränkt sein, die sie dafür einsetzt. Daher die Funkbojen. Ein einzelnes Schiff könnte eine große Zahl davon in einem weiten Raumbereich absetzen. Es gibt ohne Zweifel andere. Alle dienen sie dem Zweck, die Aufmerksamkeit auf einen einzigen Stern zu lenken, einen Stern, der eine Art Treffpunkt sein muß.«
»Das beweist noch keineswegs friedliche Absichten. Es könnte eine Falle sein.«
»Das bezweifle ich. Es gibt viel bessere Methoden, kriegerische Tendenzen zu befriedigen, als so komplizierte Fallen wie diese aufzustellen. Ich denke, daß ihre Absichten friedlicher Natur sind, und das ist das einzige, worauf es ankommt. Bis wir ihnen tatsächlich gegenüberstehen, wird alles, was wir tun, auf einer Vermutung aufbauen müssen. Deshalb habe ich bereits die Bewaffnung des Schiffes abgeworfen…«
»Sie haben was?«
»… und ich fordere Sie auf, alle persönlichen Waffen abzugeben, die Sie etwa in Ihrem Besitz haben sollten.«
»Sie riskieren unser Leben – ohne uns auch nur zu fragen«, sagte Tjond erzürnt.
»Keineswegs«, antwortete er, ohne sie anzusehen. »Sie haben selbst Ihr Leben riskiert, als sie in den Dienst eintraten und den Eid ablegten. Sie werden meinen Anordnungen gehorchen. Alle Waffen sind binnen einer Stunde hier abzuliefern; ich möchte ein sauberes Schiff, ehe wir durchbrechen. Wir werden den Fremden gegenübertreten, nur mit unserer Menschlichkeit bewaffnet. Sie mögen glauben, daß die Männer aus irgendwelchen perversen Gründen nackt gehen, aber das stimmt nicht. Wir haben die Kleider aufgegeben, weil sie dem völligen Aufgehen in unserer Umgebung hinderlich sind, und damit handeln wir gleichermaßen praktisch wie
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