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Titan 21

Titan 21

Titel: Titan 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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die Moleküle an der Oberfläche zu größerer Dichte zusammengepackt wurden. Die Schriftzeichen ließen keinerlei Ähnlichkeit mit irgendeinem menschlichen Alphabet erkennen. Und der Stern, auf den die Instrumente gerichtet waren, lag weit jenseits der Grenzen galaktischer Forschung.
    Als die Nachricht eintraf, Signal aufgezeichnet, setzten sie ihr Schiff sofort auf den sorgfältig errechneten Kurs. Sie hatten Anweisung, alles zu untersuchen, alles zu melden, und genau das taten sie. Da sie den geplanten Kurs registriert hatten, waren sie frei. Sie, sie würden einen ersten Kontakt mit einer fremden Rasse herstellen – hatten bereits mit einem seiner Artefakte Kontakt hergestellt. Gleichgültig, was jetzt geschah, die Ehre konnte ihnen niemand mehr nehmen, das war unwiderruflich. Ihre nächste Mahlzeit wurde natürlich zu einer Feier, und Hautamaki lockerte sich immerhin genügend, um außer Wein auch andere Rauschmittel zuzulassen. Die Folgen waren fast katastrophal.
    »Ein Trinkspruch!« rief Tjond und stand leicht schwankend auf. »Auf die Erde und die Menschheit – nicht länger allein!«
    Nicht länger allein, wiederholten sie, und Hautamakis Gesicht verlor etwas von der gekünstelten Fröhlichkeit, die er sich etwas widerstrebend wie eine Maske übergezogen hatte.
    »Ich bitte Sie, mit mir auf jemanden zu trinken, den Sie nie gekannt haben«, sagte er. »Aber der jetzt hier sein sollte, um daran mit uns teilzuhaben.«
    »Auf Kiiskinen«, sagte Gulyas. Er hatte die Akten gelesen und wußte um die Tragödie, die Hautamaki immer noch nicht losließ.
    »Danke. Auf Kiiskinen.« Sie tranken.
    »Ich wünschte, wir hätten ihn kennenlernen dürfen«, sagte Tjond in einer Anwandlung weiblicher Neugierde.
    »Ein Mann, wie es nur wenige gibt«, sagte Hautamaki, der jetzt geradezu darauf erpicht schien zu sprechen, jetzt, da das Thema zum erstenmal seit dem Unglücksfall angesprochen war. »Einer der Besten. Wir waren zwölf Jahre auf diesem Schiff.«
    »Hatten Sie… Kinder?« fragte Tjond.
    »Deine Neugierde ist unpassend«, herrschte Gulyas seine Frau an. »Ich glaube, es wäre besser, wenn wir das Thema…«
    Hautamaki hob die Hand. »Bitte. Ich habe Verständnis für Ihr natürliches Interesse. Wir Männer haben bis jetzt nur etwa ein Dutzend Planeten besiedelt, und ich kann mir vorstellen, daß unsere Sitten und Gebräuche Ihnen seltsam erscheinen müssen; bis jetzt befinden wir uns noch in der Minderzahl. Aber wenn daran etwas peinlich ist, dann nur für Sie. Ist es Ihnen peinlich, daß Sie bisexuell sind? Würden Sie Ihre Frau in der Öffentlichkeit küssen?«
    »Mit Vergnügen«, sagte Gulyas und tat genau das.
    »Dann verstehen Sie, was ich meine. Wir empfinden dasselbe und handeln auch manchmal genauso, obwohl unsere Gesellschaft monosexuell ist. Das war eine natürliche Folge der Ektogenese.«
    »Nicht natürlich«, sagte Tjond, deren Wangen sich etwas gerötet hatten. »Für die Ektogenese wird eine fruchtbare Eizelle benötigt. Eizellen kommen von Frauen; eine ektogenetische Gesellschaft müßte logischerweise eine weibliche Gesellschaft sein. Eine nur männliche ist unnatürlich.«
    »Alles, was wir tun, ist unnatürlich«, erklärte Hautamaki ohne sichtbaren Ärger. »Der Mensch ist ein Lebewesen, das seine Umgebung verändert. Jede Person, die fern der Erde lebt, lebt in einer ›unnatürlichen‹ Umgebung. In dieser Hinsicht ist die Ektogenese nicht unnatürlicher als so zu leben, wie wir es jetzt tun, in einem Rumpf aus Metall in einer unwirklichen Manifestation der Raumzeit. Daß diese Ektogenese das Plasma zweier männlicher Zellen kombiniert, anstatt aus einer Eizelle und dem Sperma, hat nicht mehr Bedeutung als ihre rudimentären Brüste.«
    »Jetzt werden Sie beleidigend«, sagte sie, und ihr Gesicht rötete sich.
    »Nicht im geringsten. Sie haben ihre Funktion verloren, und deshalb sind sie degeneriert. Bisexuelle Menschen wie Sie sind ebenso natürlich – oder unnatürlich – wie wir Männer. Niemand von uns kann ohne die ›unnatürliche‹ Umgebung überleben, die wir uns geschaffen haben.«
    Die Erregung ihrer neuen Entdeckung hielt sie immer noch in ihrem Bann, und vielleicht hatten die Rauschmittel und der Zorn Tjonds Kontrolle über ihre Reaktionen etwas vermindert. »Wie – wie können Sie es wagen, mich unnatürlich zu nennen – Sie…«
    »Sie vergessen sich, Frau!« dröhnte Hautamaki und übertönte dabei das Wort, sprang auf. »Sie wollten mir die intimsten Einzelheiten meines

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