Titan 21
Zugang zu der anderen unterdrückten Hälfte von Daryeshs Bewußtsein und ihrem Triumph, und Laird erkannte, daß er besiegt war.
So einfach, so grausam einfach – Daryesh konnte ihn aufhalten, konnte ihren gemeinsamen Körper im Konflikt ihrer beiden Willen lähmen, und schon das würde genügen. Denn während Laird schlief, während Daryeshs größeres Ego bewußtlos war, hatte das ausgebildete Unterbewußtsein des Vwyrddaners die Macht übernommen. Es hatte in seinem selbstgeschaffenen Somnambulismus einen Brief an Joana geschrieben und darin die ganze Wahrheit erklärt, und diesen Brief an einen Ort gebracht, wo man ihn leicht würde finden können, wenn man einmal anfing, in seinen Habseligkeiten eine Erklärung für seine Lähmung zu suchen. Und dieser Brief enthielt unter anderem die Anweisung, man solle Daryeshs Körper so lange in Gewahrsam halten, bis gewisse näher bezeichnete Methoden, wie sie die Vwyrddanische Psychiatrie kannte – Drogen, Elektrowellen, Hypnose – eingesetzt werden konnten, um die Laird-Hälfte seines Bewußtseins auszutilgen.
Der Sieg der Janyards lag in greifbarer Nähe.
»Daryesh!« Joanas Stimme schien aus weiter Ferne zu ihm zu dringen; ihr Gesicht schwebte in einem Nebel seines verblassenden Bewußtseins. »Daryesh, was ist los? O Liebster, was ist denn?«
Und der Vwyrddaner dachte grimmig: »Gib auf, Laird! Ergib dich mir! Du darfst dein Ego behalten. Ich werde diesen Brief vernichten. Sieh doch, mein ganzes Bewußtsein steht dir jetzt offen – du kannst sehen, daß ich es diesmal ehrlich meine. Ich würde lieber diese Behandlung vermeiden, wenn es möglich ist, und ich bin dir etwas schuldig. Aber ergib dich jetzt, sonst wirst du aus deinem eigenen Gehirn ausgelöscht!«
Niederlage und Vernichtung – und nichts als der langsame, alles verzerrende Tod als Belohnung für seinen Widerstand. Lairds Willen gab nach, sein Bewußtsein befand sich in einem zu chaotischen Zustand, als daß er klar hätte denken können. Nur ein abgestumpfter Impuls drang heraus: »Ich gebe auf. Du hast gewonnen, Daryesh.«
Der zusammengebrochene Körper richtete sich am Boden langsam auf. Joana beugte sich besorgt über ihn. »Was ist denn? Was war denn los?«
Daryesh lächelte benommen. »Die Aufregung bewirkt das gelegentlich bei mir. Ich habe dieses fremde Nervensystem noch nicht ganz unter Kontrolle. Jetzt ist es schon gut. Gehen wir!«
Lairds Hand streckte sich hoch und zog den Schalter herunter.
Daryesh schrie, ein animalisches Brüllen entrang sich seiner Kehle, versuchte, den Schalter zurückzuschieben. Und wieder brach der Körper im Widerstreit der beiden Willen zusammen.
Es war wie eine Erlösung aus der Hölle, aber es war immer noch die unvermeidbare Logik der Ereignisse, als Lairds eigenes Ich sich wieder vereinte. Während eine Hälfte von ihm noch von der Niederlage zitterte und die andere Hälfte ihren Sieg begriff, dachte er wild:
»Keiner von ihnen hat bemerkt, wie ich das getan habe. Sie haben zu sehr auf mein Gesicht geachtet. Oder, wenn sie es getan haben, dann haben wir ihnen ja früher schon bewiesen, daß dies nur ein harmloser Regelschalter ist. Und – die tödlichen Strahlungen überfluten uns bereits! Wenn du jetzt nicht kooperierst, Daryesh, dann werde ich uns hier festhalten, bis wir beide tot sind!«
So einfach, so einfach. Laird hatte Daryeshs Erinnerungen geteilt, und deshalb auch sein Wissen um selbsttäuschende Techniken. Mit der vergrabenen Hälfte seines Bewußtseins hatte er vorhergesehen, daß der Vwyrddaner vielleicht einen solchen Trick versuchen würde, und hatte deshalb seinerseits einen posthypnotischen Befehl eingebaut. In einer Situation wie dieser, wenn alle Hoffnung zunichte gemacht schien, sollte sein bewußter Verstand sich ergeben, und dann würde sein Unterbewußtsein den Befehl erteilen, den Schalter umzulegen.
»Jetzt mußt du kooperieren, Daryesh! Du liebst das Leben ebenso wie ich. Mach mit – und sehen wir zu, daß wir hier verschwinden!«
Widerstrebend, zögernd: »Du hast gewonnen, Laird.«
Wieder erhob sich der Körper, stützte sich auf Joanas Arm und arbeitete sich mühsam auf die Boote zu. Die nicht wahrnehmbaren Todesstrahlen durchströmten sie, taten ihr kumulierendes Werk. In drei Minuten würde das Nervensystem vernichtet sein.
»Zu langsam, zu langsam. Komm Joana, lauf!«
»Warum…« Sie blieb stehen, und in den Gesichtern der beiden Männer hinter ihr schimmerte plötzlich Verdacht. »Daryesh – was meinen Sie?
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