Titan 23
und durch menschlich. Unwillkürlich beugte Mason den Kopf und küßte sie in die weiche Höhlung ihres Nackens, küßte ihre runden Schultern.
Alasa fuhr zurück, machte sich von ihm frei.
»Es müßte einen Weg nach draußen geben«, sagte Mason abrupt und etwas unsicher. »Der Meister hat sich darauf verlassen, daß der Zentaur seine Opfer tötet. Es bestand also keine Notwendigkeit, aus diesem Verlies ein echtes Gefängnis zu machen. Ich… ich werde mich umsehen.«
In einer Ecke fand Mason ein kleines Rinnsal, das aus einem Loch in der Wand kam und in einem Abfluß verschwand. Wo das Wasser herauskam, war ein Rohr zu erkennen, das in die Dunkelheit schräg nach oben verlief. Es sah nicht besonders einladend aus, aber nachdem Mason sich sorgfältig in dem Verlies umgesehen hatte, erkannte er, daß dies der einzige Weg nach draußen war.
»Willst du es versuchen, Alasa?« fragte er. Das Mädchen hatte ihn beobachtet. Sie nickte und kam zu ihm. »Ich gehe voraus«, erbot sich Mason. »Wenn ich durchkomme, dann schaffst du es auch.«
Er ließ sich auf Hände und Knie nieder und kroch in das Loch. Das Wasser war nicht tief. Eiskalt floß es leise vor sich hinmurmelnd unter ihm dahin.
Mason befand sich in einem Tunnel, einer nach oben führenden Röhre, die nicht viel breiter als seine Schultern war, und so glatt, daß er einige Male ausglitt. Wenn es noch steiler wurde, dann würde er nicht mehr weiterkommen. Hinter sich hörte er das Mädchen, ihr Atem ging schwach und unregelmäßig.
Das Licht, das hinter ihnen in die Röhre fiel, wurde immer schwächer und verschwand schließlich ganz. Darauf bewegten sie sich in völliger Dunkelheit.
Eine endlose Reise durch die verborgenen Tiefen von Al Bekr! Mehr als einmal fühlte Mason, wie eisige Verzweiflung nach ihm griff, wußte aber zugleich, daß es sinnlos sein würde, jetzt umzukehren, vielleicht sogar tödlich. In der Behausung des Zentauren würden sie Nirvor und dem Meister auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sein. Aber hier hatten sie wenigstens eine Chance, wenn auch nur eine geringe.
Der Tunnel verlief jetzt wieder eben. In der Dunkelheit um sich tastend, spürte Mason neben sich nur Leere. Das Geräusch herunterströmenden Wassers war zu hören. Er erkannte, daß der Tunnel sich hier gabelte, in zwei Tunnels teilte; durch den einen der beiden waren sie nach oben geklettert. »Nicht zu schnell, Alasa! Halt dich an meinem Fuß fest!«
Langsam schoben sie sich an dem unsichtbaren Abgrund vorbei. Dann ging es weiter, auf Händen und Knien, die aus einem Dutzend Schürfwunden bluteten – immer weiter. Bis schließlich ein schwaches grünliches Leuchten Mason wieder Mut machte. Er beschleunigte sein Tempo.
Über ihm war in der Tunneldecke ein Drahtgitter eingelassen. Er zerrte vergebens daran, aber es ließ sich nicht lösen. Nach einem kurzen Hinweis an das Mädchen stemmte sich Mason mit aller Kraft mit dem Rücken gegen das Gitter. Die Adern traten auf seiner Stirn hervor, während er sich abmühte, es aus seiner Verankerung zu drücken.
Ein leichtes Ächzen war zu hören, aber das Gitter gab nicht nach. Mason ruhte sich aus und versuchte es ein zweites Mal. Diesmal schaffte er es; das Gitter gab knirschend nach.
Vorsichtig schob er den Kopf durch die Öffnung und sah sich um. Sie befanden sich in einem grünlich erleuchteten leeren Raum mit Wasserrohren, Pumpen und fremdartigen Maschinen. Mason zwängte sich durch die Öffnung, die er sich geschaffen hatte, und half dann Alasa, hinter ihm herauszusteigen. Beide waren sie klatschnaß und zitterten vor Kälte.
»So weit, so gut«, sagte Mason grimmig. »Weißt du, wo wir hier sind?«
Das Mädchen schüttelte den Kopf. An ihren nackten Schultern klebte das dunkle Haar. »Mir ist diese Stadt auch fremd. Ich weiß nicht, wie wir entkommen können – oder wo uns verstecken.«
»Nun, hier können wir nicht bleiben«, knurrte Mason. »Komm mit!« Er ging auf eine Tunnelmündung in der Mauer zu. Vorsichtig drangen sie in den Tunnel ein. Al Bekr schlief immer noch – doch es würde bald erwachen, sagte sich Mason. Außerdem hatten sie, falls sie einem der Roboterwächter begegnen sollten, Murdachs Lähmungswaffe nicht mehr.
Zweimal sahen sie in der Ferne Roboter, schafften es aber, ihnen auszuweichen. Dann schienen Stunden zu verstreichen, bis sie, durch einen endlosen, grün beleuchteten Korridor laufend, Schritte hörten. Mason blieb stehen.
Alasas Gesicht war weiß. Sie flüsterte:
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