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Titan 23

Titan 23

Titel: Titan 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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der Zentaur frißt, von dem bleiben nicht einmal Knochen.«
    Selbst in diesem Augenblick fand Mason die Zeit, darüber nachzudenken, warum Nirvor ihn so haßte. Dann erinnerte er sich an seine Worte und den erschreckten Ekel, den er beim Blick in die Augen der Silbernen Priesterin verspürt hatte. Nirvor erinnerte sich – und für sie war dies eine Beleidigung, die sie nie verzeihen würde.
    »Ich bin euch gefolgt«, fuhr die kühle Stimme fort, »bis ihr die Falle über dem Lager des Zentauren erreicht hattet. Wenn der Meister zu vertrauensselig ist, um sich gegen Verrat zu schützen, dann werde ich ihn bewachen. Denn Greddar Klon hat versprochen, den Glanz von Corinoor und der Selene zurückzubringen, und ihr, die ihr seine Feinde seid, sollt sterben – jetzt!«
    Der Boden kippte scharf unter ihnen ab. Wieder fielen Mason und Alasa ins Leere und blieben auf einem Haufen Stroh liegen. Jetzt befanden sie sich in einem schwach beleuchteten Raum mit hoher Decke, einem riesigen Raum. Nur in einer fernen Ecke ragte etwas Schwarzes auf.
    Wieder war Nirvors Stimme zu hören. »Bald wird der Zentaur erwachen. Wenn ihr ihn seht, dann erweist dem Geschick des Meisters Reverenz. Denn einst war der Zentaur ein Mann von Al Bekr, ein Narr und ein Mörder, den Greddar Klons Wissenschaft an Körper und Gehirn zum Tier gemacht hat. Er wird nicht oft gefüttert. Man wirft auch nicht oft Jungfrauen in seine Höhle. Und er ist immer noch zum Teil Mensch…« Ironisches Gelächter verhallte. Mason sah in Alasas weißes Gesicht.
    »Kopf hoch!« sagte er, einen Augenblick ins Englische verfallend, und dann auf semitisch: »Hab Mut! Noch sind wir nicht tot.«
    Die Lippen des Mädchens waren blaß. »Und doch habe ich Furcht – dies ist Zauberei!«
    »Ich bin selbst ein Zauberer«, scherzte Mason mit einer Zuversicht, die er nicht empfand. Er hatte bemerkt, daß sich das dunkle Gebilde in der Ecke regte. Jetzt erhob es sich. Langsam trat es nach vorne ins Licht.
    Eisiger Schrecken lähmte Mason. Ein Zentaur – lebend, atmend, lebendig – stand vor ihm, ein Ungeheuer aus der Mythologie, zu plötzlichem Leben erwacht. Die chirurgische Kunst des Meisters hatte es geschaffen, sagte sich Mason, und doch konnte er seinen Ekel nicht niederkämpfen. Dieses Geschöpf war ungeheuerlich!
    Es hatte den Körper eines Tieres, ein Pferd von hellbrauner Farbe, die Hinterbacken von verkrustetem Kot bedeckt. Aus den Schultern wuchsen der Oberkörper und die Arme eines Mannes, haarig und mit mächtigen Muskelsträngen. Der Kopf war menschlich und doch auf eine undefinierbare Art – vertiert. In den Augen war keine Intelligenz, nur ein blasser Schimmer von stumpfem Haß.
    Die Augen musterten ihn flackernd und wanderten zu dem Mädchen hinüber. Ein Funken Gier blitzte in ihnen auf. Der herunterhängende Mund des Ungeheuers zuckte. Er gab unverständliche Laut von sich. Die mächtigen Arme schwangen in die Höhe; die Bestie tänzelte auf sie zu.
    »Bleib hinter mir!« sagte Mason. Das Heft seines Dolches lag kalt in seiner Hand. Er hob die Waffe.
    Der Zentaur zögerte, blickte auf den Mann herab. Jetzt schien er in sich zusammenzusinken, sich zum Sprung zu ducken. Und dann sprang er.
    Er warf sich nach vorne, seine Vorderhufe flogen, und er brüllte vor Wut. Und als dann der gigantische Fleischberg herunterkrachte, stieß Mason verzweifelt mit dem Dolch nach oben. Ob sein Stoß ein Ziel fand, wußte er nicht; ein Huf schmetterte gegen seinen Schädel, warf ihn benommen zurück. Er fiel kraftlos aufs Stroh.
    Schwärze wallte auf. Verzweifelt kämpfte er dagegen an. Sein Kopf war ein einziger blendender, pulsierender Schmerz aus roter Agonie, und als er sich zwang, die Augen wieder aufzuschlagen, bekam er kein scharfes Bild.
    Alasas Schrei riß Mason ins volle Bewußtsein zurück.
    Unfähig, sich zu bewegen, die Muskeln schwach wie Wasser, lag er da und starrte das Schreckliche an, das sich seinen Augen darbot. Die Menschbestie hatte das Mädchen mit ihren haarigen Armen gepackt. Die blöden Augen funkelten sie an. Eine krallenbewehrte Hand zuckte vor, packte Alasas Kleid und riß es brutal herunter.
    Verzweifelt kämpfte Mason gegen seine alles überwältigende Schwäche an, eine Übelkeit erregende Benommenheit, die ihn schwindeln ließ. Der Zentaur brüllte sein wahnsinniges Lachen hinaus.
    Und wieder war der Schrei Alasas zu hören – voll Entsetzen und Hilflosigkeit.
     
     
5. Kapitel
Der Wahnsinn des Zentauren
     
     
    Der monströse Kopf des

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