Titan 23
»Was…?«
»Wir sind vor einer Minute an einer Tür vorbeigekommen«, sagte Mason leise. »Schnell!«
Sie rannten zurück. Die Tür war unversperrt; Mason riß sie auf und blickte in einen winzigen Raum, der mit Geräten und Apparaten vollgestopft war. »Da hinein!« befahl er. »Hoffentlich bekommen wir keinen elektrischen Schlag von dem Zeug.«
Die Schritte waren jetzt lauter geworden. Sie drängten sich in die Kammer, und Mason zog die Tür zu. Er hatte vorgehabt, sie einen Spalt weit offen zu lassen, um hinaussehen zu können, aber das Türblatt klickte zu. In der Dunkelheit suchte Mason tastend nach einer Klinke, fand aber keine.
Die Schritte wurden lauter, zögerten – und verhallten dann in der Ferne. Mason konnte Alasas warmen Atem an seiner Wange spüren. »Wir können nicht hinaus«, sagte er leise. »Wir sind eingesperrt.«
Einen Augenblick lang blieb das Mädchen stumm, dann kam sie, vor Kälte und Furcht zitternd, in seine Arme und preßte sich an ihn. Die Berührung mit ihrer kalten Haut ließ Masons Kehle trocken werden. Er leistete einen Augenblick lang Widerstand – dann fegte eine Flamme der Leidenschaft seine Vorsicht weg. Seine Hände berührten seidenweiche Kurven; er fühlte Alasas weiche Lippen. Wie Feuer fühlten sie sich an.
Er zog das Mädchen an sich. Mit einem leisen Schluchzen legte sie die schlanken Arme um Masons Hals. Ihre Lippen berührten sich, und dann durchlief ein Zittern Alasas nackten Körper und sie drängte sich Mason entgegen.
Jetzt kamen die Schritte wieder – von einem anderen Geräusch begleitet, das Mason zusammenzucken ließ. Leise, wilde Flüche – in einer Stimme, die er kannte.
Die Stimme Erechs!
Auch das Mädchen hatte es gehört. Sie löste sich in der Finsternis von ihm, und Mason rief eindringlich:
»Erech! Erech!«
Stille. Dann die leise Stimme des Sumerers.
»Eh? Wer ist das?«
»Mason. Und Alasa. Hier drin!«
Die Tür schwang auf. Da stand Erech mit geweiteten Augen und offenstehendem Mund, sein Umhang hing ihm in Fetzen herunter, und er blutete aus einem Dutzend Wunden an der Brust.
»Ich habe euch gefunden – El‐lil sei Lob! Ganz Al Bekr habe ich durchsucht…«
Er riß sich den Umhang herunter und gab ihn dem Mädchen. Sie nickte dankbar und legte ihn sich um ihren nackten Leib.
»Für dich habe ich keinen Umhang, Mai‐sson – aber du bist ja gleich wieder in deiner Kammer. Was ist dir passiert?«
Mason sagte es ihm. Der Sumerer fluchte halblaut. »Diese Teufelin – Nirvor! Du hast mir das Leben gerettet, Mai‐sson, als du mir zugerufen hast, ich soll Murdachs Waffe benutzen. Das war genug Licht für mich, um den Leoparden abzuwehren. Getötet habe ich ihn damit nicht – aber der Bestie ein paar Wunden verpaßt, die sie sich jetzt bestimmt leckt.« Er grinste bösartig.
»Und jetzt hör mir zu, Mai‐sson – und du auch, Alasa! Ich bin zu Murdach gegangen und habe gesagt, was passiert ist. Er sagte, jetzt hätte er nicht genug Zeit, mit dir zu reden. Al Bekr wird bald erwachen. Falls du überleben solltest – hat er gesagt –, sollte ich dir diese Botschaft überbringen. Alasa werde ich verstecken. Du, Mai‐sson mußt so tun, als würdest du dem Meister gehorchen. Arbeite mit ihm zusammen, wie er es wünscht. Versuche, seine Geheimnisse zu lernen. Murdach weiß auch einige davon, aber nicht genug. Später wird Murdach sein Wissen zu dem deinen fügen, und dann werdet ihr beide – mit meiner Hilfe – vielleicht Greddar Klon besiegen.«
Mason nickte. »Okay. Ich meine – es ist gut, Erech. Du sagst, Alasa wird in Sicherheit sein?«
»Eine Weile. Ich kenne die versteckten Orte von Al Bekr. Wir müssen uns beeilen, Mai‐sson…« Der Sumerer beschrieb Mason, wie er zu seiner Kammer zurückkehren konnte. »Geh jetzt, schnell! Gehorche dem Meister, bis du von mir hörst!«
Alasa lief zu dem Archäologen, und ihre goldenen Augen blickten besorgt. »Und du wirst auf dich selbst aufpassen – um meinetwillen?«
Sie hob ihr bleiches Gesicht und…
Mason küßte sie wieder. Er hörte, wie der Sumerer einen erstaunten Pfiff ausstieß. Das Mädchen wandte sich Erech zu und sagte gebieterisch: »Wir gehen jetzt!«
Erech zuckte die Achseln und führte Alasa davon. Und Mason, dessen Lippen noch den Honig von Alasas Kuß schmeckten, entfernte sich mit einem zufriedenen Lächeln in entgegengesetzter Richtung.
Er fand seine Kammer bald. Der Roboterwächter stand immer noch vor der Tür und regte sich nicht von der Stelle, als
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