Titan 23
Tentakel fuchtelten aufgeregt, und sie ließen das Mädchen zu Boden sinken, untersuchten sie sorgfältig. Eine Armbewegung Alasas ließ Mason aufatmen; das Mädchen versuchte schwächlich, auf die Beine zu kommen.
Die Gorichen schleppten sie zu Masons Gefängnis zurück und stießen sie hinein. Wieder wurde die Tür geschlossen.
Alasa kroch auf ihn zu…
»Kent! Was ist passiert?«
»Du…« Mason zögerte. In den Augen des Mädchens las er, daß sie sich an nichts erinnerte – sich des alptraumhaften Angriffs auf ihn nicht bewußt war. Der Wahnsinn der Pflanzenmenschen war aus ihrem Gehirn gelöscht worden. »Nicht viel«, sagte er, und sein Gesicht rötete sich. »Kannst du meine Fesseln lösen, Alasa?«
Sie beugte sich vor und machte sich an den Banden zu schaffen. Würden die Gorichen es zulassen, daß sie ihn befreite?
Und dann war das Werk getan. Mason stand auf, rieb sich die Gelenke, um den Blutkreislauf wieder in Gang zu bringen. Er hastete zur Tür, trat prüfend dagegen.
Die Pflanzenmenschen draußen schienen das alles ungerührt zu beobachten.
Wieder trat Mason gegen das Glas, aber es zerbrach nicht. Er warf sich mit der Schulter dagegen, schaffte es aber nur, sich dabei den Arm zu verstauchen. Die Zelle war leer und enthielt nichts, das er als Waffe hätte gebrauchen können.
Ein Ausruf Alasas ließ ihn herumwirbeln. Sie wies auf einen Winkel der Zelle, in der die Wände in die Decke übergingen. Grünlich‐weißer Dampf drang in das Gefängnis, kräuselte sich unheildrohend in der sonst unbewegten Luft.
Angst packte Mason. Er sprang vor, versuchte, die Düse zu erreichen. Wenn er es schaffte, sie zu verstopfen – aber sie war zu hoch an der Wand angebracht. Verwirrt zog er sich zur Tür zurück und fuhr fort, auf sie einzuschlagen.
Aber das Material, aus dem sie gefertigt war, zäher als Stahl, leistete Widerstand. Mason hörte erst auf, als er die Tür durch eine dicker gewordene Wolke aus grünlichem Nebel kaum mehr erkennen konnte. Alasa berührte ihn am Arm.
»Kent? Was geht hier vor?«
»Ich weiß nicht«, sagte er langsam. »Die machen Experimente an uns. Was sie sich davon erwarten – nun, das weiß ich einfach nicht. Vielleicht bringt uns das Zeug um. Wenn ja, dann hoffe ich, daß es ein schneller Tod ist.«
Alasa drückte sich mit einem kleinen Schrei an Mason, und er legte schützend die Arme um sie. Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter, und so standen sie eine Weile da, während der grüne Nebel dichter wurde – und dichter…
Bald war Mason völlig geblendet. Eigenartigerweise bereitete das Atmen ihm keinerlei Schwierigkeiten. Irgendwie stieg ihm das Gas zu Kopfe, das lag wahrscheinlich an dem Sauerstoff, der ihm beigemengt war, aber das Ganze bereitete ihm keine Schwierigkeiten. Vielleicht würde das Gas – bei dem es sich ja um ein Experiment handelte – auf menschliche Wesen überhaupt nicht wirken.
Er ließ sich zu Boden fallen und hielt das Mädchen dabei an sich gedrückt. Dann warteten sie in der blinden, smaragdfarbenen Leere, und Mason beruhigte Alasa, so gut er konnte. Sein Puls ging schneller, das kam von dem warmen, seidigen Körper des Mädchens. Er wußte, daß das seltsame Gas ihn erregte, und doch wuchs der Wahnsinn in ihm. Und auch Alasa spürte die berauschende Wirkung. Ihre Hände krochen nach oben, berührten Masons Haar. Sie zog seinen Kopf herunter, suchte seine Lippen in der grünen Düsternis, bis sie die ihren berührten. Flammen einer dunklen Leidenschaft wallten in Mason auf…
Er kämpfte verzweifelt dagegen an. Der Atem des Mädchens mischte sich in den seinen, unregelmäßig, heiser. Seine Finger berührten die seidige Glätte der Rundungen ihres Körpers, und der fühlte sich an wie Feuer. Plötzlich waren seine Muskeln so schwach wie Wasser.
»Alasa!« flüsterte er. »Alasa!«
In einer Aufwallung neu entdeckter Kräfte drückte er das Mädchen an sich und suchte ihre Lippen. Phantastische Visionen blitzten durch sein Bewußtsein. Ein Wahnsinn, der vom Giftgas der Pflanzenmenschen ausgelöst war…
Alasa schien ihm zu entgleiten, im grünleuchtenden Abgrund zu verschwinden. Und dann war sie weg. Mason war allein. Wolken wirbelten um ihn, und dann hörte er ganz schwach in der Ferne ein Pochen, das immer lauter wurde. Jener Teil seines Gehirns, der sich noch die Vernunft bewahrt hatte, wußte, daß dies alles eine aus Drogen geborene Halluzination war, nicht die Wirklichkeit, aber die ganze Zeit toste das ferne Pochen immer
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