Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan-4

Titan-4

Titel: Titan-4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
Vom Netzwerk:
um ihn zu verhehlen. »Ich dachte, niemand täte das.«
    »Ich schon. Und ich mag es, wenn jemand mitgeht.«
    Unsicher setzte der Junge sich wieder. »Mutter…?«
    Mrs. Hanshaw war in ihrem Sessel erstarrt, ihre verkniffenen Lippen zeugten von ihrem Schrecken. »Aber selbstverständlich, Dickie«, brachte sie dennoch heraus. »Aber gib auf dich acht.«
    Und außerdem gelang es ihr, Dr. Sloane einen raschen und unheilvollen Blick zuzuwerfen.
     
    In einer Beziehung hatte Dr. Sloane gelogen. Er ging nicht ›manchmal‹ hinaus. Seit seiner frühen Studentenjahre war er nicht wieder im Freien gewesen. Gewiß, er hatte sportliche Neigungen besessen (und hatte sie in gewissem Maße noch heute), aber seitdem war die Verbreitung von Ultraviolettkammern sowie innerhalb der Häuser angelegter Swimmingpools und Tennisplätze sehr gestiegen. Für jene, die sie sich leisten konnten, waren sie weitaus zufriedenstellender, als gleichartige Anlagen im Freien es jemals zu sein vermochten, so sehr den Elementen ausgeliefert wie sie es waren. Es gab keinen Anlaß und keine Gelegenheit, nach draußen zu gehen.
    Deshalb spürte er nun ein Kribbeln auf seiner Haut, als der Wind sie berührte, und er senkte seine von Flexies umhüllten Schuhe mit behutsamen Schritten ins Gras.
    »Hei, sehen Sie dort!« Richard war jetzt ein ganz anderer, er lachte; seine Verschlossenheit war gewichen.
    Dr. Sloane sah gerade noch das flüchtige Huschen von Blau, das in einem Baum verschwand. Blätter raschelten, dann war es nicht länger sichtbar. »Was war das?«
    »Ein Vogel«, entgegnete Richard. »Ein blauer Vogel.«
    Dr. Sloane blickte voller Staunen rundum. Das Haus der Hanshaws stand auf einem Hügel, und man konnte meilenweit sehen. Das Gebiet wies nur einen dürftigen Baumbestand auf, und zwischen den Baumgruppen glänzte das Gras hell im Sonnenschein. Inmitten von tiefem Grün bildeten Farben rote und gelbe Muster. Das waren Blumen. Aus den Büchern, die er im Laufe seines Lebens studiert, aus den Videofilmen, die er gesehen hatte, wußte er genug über die Natur im Freien, so daß all dies auf ihn einen seltsamen Eindruck von Vertrautheit machte. Und doch, das Gras war so säuberlich und niedrig, die Blumen gediehen so ordentlich. Verschwommen wurde er sich dessen bewußt, daß er alles in viel wilderem Zustand vorzufinden erwartet hatte. »Wer kümmert sich eigentlich hierum?« fragte er.
    Richard hob die Schultern. »Weiß nicht. Vielleicht die Mekkanos.«
    »Mekkanos?«
    »Hier schwirren eine Menge davon herum. Manchmal kommen sie mit einem atomaren Schneider oder so etwas, den halten sie über den Boden. Auf die Weise schneiden sie das Gras. Und sie fummeln immer an den Blumen und alldem. Da drüben ist einer.«
    Er meinte ein kleines, etwa eine halbe Meile entferntes Objekt. Der Metallrumpf warf grelle Lichtblitze, während der Mekkano sich langsam über die Wiese bewegte, mit irgendeiner Tätigkeit befaßt, deren Art Dr. Sloane nicht erspähen konnte. Dr. Sloane war erstaunt. Das wirkte wie eine perverse Art von Ästhetizismus, eine Absonderlichkeit von ästhetischem Lustgewinn… »Was ist das?« fragte er plötzlich.
    Richard blickte auf. »Das ist ein Haus«, erläuterte er. »Es gehört den Fröhlichs. Koordinaten A 3/23-461. Der kleine Punkt da hinten ist die öffentliche T-Tür.«
    Dr. Sloane starrte zu dem Haus hinüber. So sah ein Haus also von außen aus? Irgendwie hatte er sich diesen Anblick wesentlich kubischer und gewaltiger vorgestellt. »Kommen Sie«, rief Richard und lief voraus.
    Dr. Sloane folgte gemessener. »Kennst du alle Häuser in dieser Gegend?«
    »So ungefähr.«
    »Wo ist A 3/26-475?« Natürlich war das sein eigenes Haus.
    Richard schaute sich um. »Einen Moment … O ja, ich weiß, wo es ist – sehen Sie das Wasser dort?«
    »Wasser?« Dr. Sloane erkannte einen silbernen Faden, der sich durch das Grün wand.
    »Klar. Richtiges Wasser. Fließt über Steine und so etwas. Es fließt ununterbrochen. Man kann es überqueren, indem man auf die Steine tritt. Das nennt man einen Fluß.«
    Wahrscheinlich eher ein Bach, dachte Dr. Sloane. Selbstverständlich hatte er Geographie gelernt, aber was heutzutage tatsächlich noch etwas galt, waren Ökonomie und Kulturgeographie. Naturgeographie war – außer unter Spezialisten – eine fast ausgestorbene Wissenschaft. Dennoch vermochte er, jedenfalls in theoretischer Hinsicht, zwischen Flüssen und Bächen zu unterscheiden.
    Richard war noch nicht fertig mit seiner

Weitere Kostenlose Bücher