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Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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geronnen.
    Durch das Fenster schienen die Sterne!
    Und es waren nicht die etwa dreitausendsechshundert schwach funkelnden Sterne, die das menschliche Auge auf unserer Erde wahrnimmt. Lagash befand sich inmitten eines gigantischen Meeres. Dreißigtausend mächtige Sonnen sendeten ihren Glanz herab, der das Blut in den Adern gefrieren ließ. Dieses fürchterliche Licht war in seiner unerbittlichen Gleichgültigkeit hundertmal eisiger als der kalte Wind, der die in Todesfurcht erstarrte, unendlich leere Welt erschaudern ließ.
    Theremon kam taumelnd auf die Füße. Sein Hals preßte sich zusammen. Er rang verzweifelt nach Luft. Alle Muskeln seines Körpers krampften sich vor Grauen zusammen. Schier unerträgliche Angst packte seinen zitternden Körper und schüttelte ihn. Er wurde wahnsinnig, und er wußte es, und irgendwo ganz tief in ihm schrie ein letzter Funke gesunden Menschenverstandes gepeinigt auf und focht verzweifelt und hoffnungslos gegen die heranrollende schwarze Flut aus Wahn und Entsetzen. Es war gräßlich, verrückt zu werden und es zu wissen – zu wissen, daß man in einer Minute nur noch als körperliche Hülle existieren würde, daß alles das, was das Menschsein ausmacht, ein für allemal gestorben sein würde, ertrunken in dieser schwarzen Flut. Denn dies war die Dunkelheit – die Dunkelheit, die Kälte und der Untergang. Die hellen, leuchtenden Mauern des Universums waren zerborsten, und ihre grausamen schwarzen Trümmer fielen nun herab, um ihn zu zermalmen und auszulöschen.
    Er stieß gegen jemand, der auf allen vieren kroch, und er stolperte. Er raffte sich wieder auf, griff mit beiden Händen nach seinem gepeinigten Hals und wankte auf die Fackeln zu. Ihre tanzenden gelben Flammen waren das einzige, was sein gemarterter Geist noch wahrzunehmen vermochte.
    »Licht!« schrie er gellend.
    Irgendwo in einer Ecke kauerte Aton und weinte wimmernd wie ein zu Tode verängstigtes Kind. »Sterne – all die Sterne – das hab-ben wir nicht gewußt – wir haben gar nichts gewußt – wir dachten, sechs Sterne sind das Universum – wir wußten nichts – bemerkten nicht die Sterne – Finsternis ist für immer und ewig, und die Wände brechen ein, und wir wußten nichts – wir konnten es nicht wissen, konnten es…«
    Jemand griff nach einer Fackel; sie fiel herunter und erlosch. Der grauenhafte Glanz der Sterne sprang noch näher zu ihnen heran.
    Am Horizont, da wo Saro City lag, erhob sich ein roter Schein, wurde heller und leuchtender. Es war nicht der Schein der Sonnen.
    Wieder war die lange Nacht gekommen.
     
    Aus dem Amerikanischen übersetzt von Joachim Pente

ALFRED ELTON VAN VOGT
Der Waffenladen
     
    Das nächtliche Dorf machte einen merkwürdig zeitlosen Eindruck. Fara ging zufrieden neben seiner Frau die Straße entlang. Die Luft war wie Wein; er dachte vage an den Künstler, der von Imperial City gekommen war, um ein Bild zu malen: »Ein symbolisches Gemälde, das an eine Szene des elektrischen Zeitalters vor siebentausend Jahren erinnert.« – Er erinnerte sich deutlich an diesen Satz aus den Telestats.
    Fara glaubte fest daran. Die Straße lag vor ihnen mit den unkrautfreien, automatisch gepflegten Gärten, den Läden, die hinter der Blumenfülle verschwanden, den weichen, grasbewachsenen Bürgersteigen und den Straßenlaternen, die jeden Punkt ihrer Oberfläche beleuchteten – das war ein friedliches Paradies, in dem die Zeit stehengeblieben war. Und es schien fast selbstverständlich, daß das Bild des großen Künstlers von dieser harmonischen, friedlichen Szene jetzt zur Sammlung der Kaiserin gehörte. Sie hatte es bewundert, und natürlich hatte der begnadete Maler sie sofort demütig gebeten, es als Geschenk anzunehmen.
    Wie großartig muß das sein: wenn man der glorreichen, der göttlichen, der gütigen und lieblichen Innelda Isher, die eintausendeinhundertundachtzehnte der Dynastie, eine persönliche Huldigung darbieten kann.
    Während sie weitergingen, wandte sich Fara seiner Frau zu. Das sanfte Licht der nächststehenden Laterne tauchte ihr immer noch jugendliches Gesicht zur Hälfte in den Schatten. Er flüsterte, indem er seine Stimme instinktiv den weichen Konturen der Nacht anpaßte: »Sie sagte – unsere Kaiserin sagte –, daß unser kleines Dorf Glay die Eigenschaften repräsentiert, welche die hervorragendsten Tugenden ihres Volkes ausmachen. Ist das nicht ein wunderschöner Satz, Creel? Sie muß eine äußerst einfühlsame Frau sein. Ich…« Er verstummte

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