Titan 7
Glasein, farbenprächtig-milchiges Plastik von Ordine, grünliches Beryllium und andere Materialien.
Das tödliche Ausmaß des Zerstörerischen dieser Ausstellung ließ Fara schaudern. So viele Waffen für das kleine Dorf Glay, in dem seines Wissens höchstens zwei Leute ein Gewehr besaßen; und zwar ausschließlich für die Jagd. Das hier war absurd, bizarr, unheilvoll und bedrohlich.
Irgendwo hinter Fara sagte ein Mann: »Der Laden ist genau auf Lan Harris’ Grundstück. Da haben sie dem alten Gauner einen schönen Streich gespielt; der wird Krach schlagen!«
Das leise Kichern einiger Männer wirkte deplaziert in der warmen Nachtluft. Fara erkannte, daß der Mann recht hatte. Das Waffengeschäft war etwa zwölf Meter breit. Und es stand exakt in der Mitte des Gartengrundstücks, das dem alten Geizkragen Harris gehörte.
Fara runzelte die Stirn. Verdammt clever, diese Leute vom Waffengeschäft: Sie suchten das Eigentum des meistgehaßten Mannes im Dorf aus, nahmen es eiskalt in Besitz, und jeder Dorfbewohner sah sogar noch einen gewissen Reiz darin. Gerade diese ausgekochte Schlauheit machte es noch notwendiger, ihre Absicht scheitern zu lassen.
Er brütete immer noch vor sich hin, als er die rundliche Gestalt von Mel Dale, dem Bürgermeister, sah. Fara drängte sich hastig zu ihm durch, tippte respektvoll an seine Hutkrempe und fragte: »Wo ist Jor?«
»Hier!« Der Dorfpolizist bahnte sich mit dem Ellbogen seinen Weg durch eine Gruppe von Männern. »Irgendwelche Vorschläge?« wollte er wissen.
»Es gibt nur einen Vorschlag«, meinte Fara kühn. »Geh rein und verhafte sie.«
Zu Faras Verwunderung schauten sich die beiden Männer an und blickten dann betreten zu Boden. Der große Polizist antwortete schließlich kurzangebunden: »Die Tür ist verschlossen. Und keiner reagiert auf unser Klopfen. Ich wollte gerade vorschlagen, alles weitere auf morgen zu verschieben.«
»Unsinn!« Seine Überraschung machte Fara ungeduldig. »Holt eine Axt, und wir brechen die Tür auf. Mit unserem Zögern ermuntern wir dieses Gesindel nur zum Widerstand. Wir wollen so was nicht in unserem Dorf – nicht einmal für eine einzige Nacht, oder?«
Jeder in Faras unmittelbarer Nähe bekundete Zustimmung durch eifriges Kopfnicken. Zu eifrig. Fara schaute verwirrt um sich – die Augen der Männer senkten sich vor seinem ruhigen Blick. Er dachte: Sie sind alle eingeschüchtert. Und sie haben keinen Mut.
Bevor er etwas sagen konnte, griff Wachtmeister Jor ein: »Vermutlich hast du noch nichts über die Türen dieser Geschäfte gehört. Nach allen Berichten kann man sie nicht aufbrechen.«
Mit plötzlicher Beklemmung erkannte Fara, daß er selbst handeln müsse. »Ich hole den atomaren Schneidbrenner aus meinem Laden«, sagte er. »Der schafft’s. Geben Sie mir die Erlaubnis, Herr Bürgermeister?«
Im Schimmer des Schaufensters war deutlich zu erkennen, daß der beleibte Mann schwitzte. Er zog ein Taschentuch heraus, wischte sich über die Stirn. Dann sagte er: »Vielleicht rufe ich besser den Kommandanten der Kaiserlichen Garnison in Ferd an und frage ihn.«
»Nein!« Fara erkannte den Vorschlag als Ausflucht. Er fühlte sich selbst immer stärker werden; in ihm wuchs die Überzeugung, daß die Kraft des ganzen Dorfes in ihm war: »Wir müssen selber handeln. Andere Gemeinden haben diese Leute wirken lassen, weil sie keine entscheidende Aktion wagten. Wir müssen Widerstand bis zum Äußersten leisten. Von dieser Minute an. Einverstanden?«
Das »Einverstanden« des Bürgermeisters war kaum mehr als ein Hauch. Aber mehr brauchte Fara auch nicht.
Lauthals teilte er der Menge seine Absicht mit; und dann, als er sich durch die Menschenansammlung drängte, sah er seinen Sohn, der zusammen mit einigen Gleichaltrigen die Schaufensterauslagen betrachtete.
»Komm, Cayle, und hilf mir, die Maschine zu tragen!« rief Fara.
Cayle drehte sich nicht einmal um; und Fara eilte wutschäumend weiter. Dieser vermaledeite Bursche! Irgendwann in nächster Zeit mußte er seinen Sohn härter anpacken, sonst würde ein Nichtsnutz aus ihm.
Der Energiestrahl arbeitete geräuschlos – und geschmeidig. Kein Zischen, kein Funkensprühen. Er glühte in sanftem, weißem Licht, als streichle er die metallenen Türrahmen – aber kein Anzeichen der Hitzewirkung war zu erkennen.
Minutenlang weigerte sich Fara hartnäckig, seinen unglaublichen Mißerfolg anzuerkennen; er ließ fast unbegrenzte Energie über die Wand gleiten. Als er schließlich den
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