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Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen

Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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doch auch kehrtmachen ...
    Er nahm den stillgewordenen Vogel von der Schulter. Nur mühsam konnte er seine Krallen lösen. »Wie war's? Haben wir nicht schon genug von der Reise?«
    Keine Antwort. Der kleine Körper war steif.
    Sos hielt ihn nahe ans Gesicht und wollte seinen Augen nicht glauben. Er spreizte sanft mit den Fingern einen Flügel - er blieb steif. Das Tier war lieber gestorben, als seinen Gefährten zu verlassen. Und Sos hatte nicht einmal den Eintritt des Todes bemerkt. Wahre Freundschaft . . .
    Er legte den gefiederten Leichnam in den Schnee und bedeckte ihn. Er fühlte einen Klumpen in der Kehle. »Tut mir leid, kleiner Freund«, sagte er. »Ein Mensch stirbt schwerer als ein Vogel.« Mehr brachte er nicht heraus.
    Er sah bergan und stapfte weiter.
    Jetzt war die Welt ein öder Ort für ihn geworden. Er hatte den Vogel wie eine Selbstverständlichkeit hingenommen. Sein plötzlicher Verlust brachte ihn völlig aus dem Gleichgewicht. Jetzt blieb ihm nichts übrig, als durchzuhalten. Er hatte einen treuen Freund getötet. In seiner Brust war eine Wunde, die nicht heilen wollte.
    Es war nicht das erste Mal, daß seine Torheit einem anderen geschadet hatte. Sol hatte nur Freundschaft verlangt. Statt ihm diese zu versprechen, hatte Sos ihn in den Ring gezwungen. Warum hatte er bloß seinen Ehrbegriff so hartnäckig vertreten? Warum hatte er Sols letztes Angebot so entschlossen zurückgewiesen? Deswegen, weil er sich auf ein engherziges Ehrkonzept gestützt hatte, um seine eigenen, selbstsüchtigen Ziele rücksichtslos voranzutreiben? Egal, wer dabei geopfert wurde? Und weil er sein Ziel nicht erreicht hatte - mußte er da gleich alles zerstören, was ihm noch geblieben war? Er dachte wieder an den kleinen Vogel und hatte jetzt eine Antwort.
    Der Berg wurde steiler. Der Sturm nahm zu. Soll es doch kommen, dachte er. Deswegen war er ja da. Er konnte nicht mehr unterscheiden, ob es Tag oder Nacht war. Seine Brille war eisverkrustet, wenn er sie überhaupt noch auf hatte. Es kümmerte ihn nicht. Überall wirbelndes Weiß. Er keuchte. Seine Lungen brannten. Er konnte nicht mehr genug Luft bekommen. Die steile Schneelandschaft vor ihm dehnte sich endlos.
    Erst, als er fast im Schnee erstickte, merkte er, daß er hingefallen war. Er versuchte aufzustehen. Seine Glieder gehorchten ihm nicht mehr richtig.
    »Komm!« hörte er Sola rufen, und er lauschte, obwohl er wußte, daß ihre Stimme nur eine Täuschung war. Er bewegte sich weiter, jetzt auf sichere Art - auf allen vieren.
    Darin kroch er auf dem Bauch dahin, erstarrt bis auf den Schmerz in seinem Herzen.
    Schließlich löschte eine angenehme Mattigkeit auch das aus.

XV

    »Die Muskeln lockern! Es ist besser, Sie gehen, damit der Kreislauf wieder in Schwung kommt!«
    Sos kam nur widerwillig zu sich. Er versuchte die Augen zu öffnen, doch die Dunkelheit blieb.
    »He! Finger weg von dem Verband! Auch wenn Sie nicht schneeblind sind, so sind Sie doch erfroren. Hier, meine Hand . . .!« Eine feste Männerhand stieß gegen seinen Arm.
    »Bin ich gestorben?« fragte Sos und stützte sich auf die dargebotene Hand.
    »Ja, in gewisser Weise. Sie werden nie mehr nach oben zurückkehren« - »Und - Dummerchen?«
    »Was?« - »Mein Vogel. Ist er auch mitgekommen?«
    Der Mann blieb stehen. »Entweder handelt es sich um ein Mißverständnis, oder Sie sind frecher als alle Teufel!«
    Sos klammerte sich an den Arm des Mannes und schrie vor Schmerz auf. Er zog mit der freien Hand am Kopfverband und riss ihn weg. Schmerz überflutete ihn, doch er konnte wieder sehen.
    Er befand sich in einem Herbergsraum und stand vor einem gewöhnlichen Schlafabteil, das mit ungewöhnlichen Geräten ausgestattet war. Er trug seine Beinkleider, sonst nichts. Ein dünner Mann in einem weibischen weißen Arbeitskittel verzog das Gesicht, als Sos Griff stärker wurde. Sos ließ ihn los und sah sich nach dem Ausgang um.
    Eine Herberge konnte das nicht sein, denn dieser Raum war viereckig. Die Standardeinrichtung hatte ihn zunächst irregeführt. Jedenfalls hatte er noch nie eine Unterkunft dieser Art gesehen.
    »Eine ungewöhnliche Wiederbelebung, das muß ich sagen«, bemerkte der Mann und rieb sich den Arm. Er war in mittleren Jahren, mit schütterem Haar und blassen Zügen. Offenbar hatte er die Sonne und den Kampfring lange entbehrt.
    »Sind Sie ein Irrer?«
    »Die meisten Menschen in Ihrer Lage begnügen sich mit einem >Oh, wo bin ich?< oder einer anderen Banalität. Sie sind ein

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