Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen
sich bereits zwischen den Geräten - mit einer Geschicklichkeit, die das Ergebnis langer Übung sein mußte.
Sos folgte ihr, faßte nach den aufrechten Stäben und schwang sich mit gesteigerter Gewandtheit weiter. Er fühlte sich bei diesen Bewegungen gleich viel besser, als schüttle er damit die Lethargie der eisigen Berge ab. Wieder hatte er sie eingeholt - und wieder entkam sie ihm überraschend.
Sie sprang in die Luft und faßte nach der untersten Sprosse einer Leiter, die von der hohen Decke hing. Wie eine Athletin klammerte sie sich mit den Beinen daran fest und stieg daran hoch, als wäre sie schwerelos. In Sekundenschnelle war sie außer Reichweite.
Sos packte die unterste Sprosse und entdeckte, daß sie aus biegsamem Plastik war. Er zog versuchsweise daran. Ein Zittern lief die Seile entlang, und das brachte auch das Mädchen in Bewegung. Seile? Er lächelte, schüttelte das Ding noch mehr und zwang das Mädchen damit, sich fest anzuklammern, damit es nicht abgeworfen wurde. Dann versuchte er hochzuklettern.
Die Strickleiter hielt sein Gewicht aus. Die Bewegung war ihm] zwar ungewohnt, doch konnte er sich rasch anpassen. Schließlich hatte er gelernt, mit einem Seil umzugehen.
Sie spähte verstört hinunter, doch er kletterte ruhig weiter und beobachtete sie. In einigen Sekunden würde er nach ihrem Fuß fassen und sie nach unten ziehen können.
Sie streckte die Beine durch das Leiterende und hing jetzt mit dem Kopf nach unten. Der Arbeitskittel glitt ihr von den Schultern. Darunter trug sie einen leichten, knappen zweiteiligen Anzug, der wenig mehr als Busen und Hinterteil bedeckte. Sos revidierte seine Einschätzung ihres Alters: Sie war so wohlgerundet wie eben eine richtige Frau.
Sie sah ihn mit elfenhaftem Gesicht an, breitete den Kittel aus und ließ ihn auf sein nach oben gewendetes Gesicht fallen.
Er fluchte und versuchte, den Kittel abzustreifen. Dabei verlor er beinahe die Leiter aus dem Griff.
Bis er sich wieder abgesichert hatte und den leicht parfümierten Kittel losgeworden war, stand sie schon auf dem Boden unter ihm und kicherte fröhlich. Sie war also an ihm vorbeigeglitten. »Möchtest du deinen Armreif, Tolpatsch?« neckte sie ihn.
Sos ließ sich hinunter und landete auf dem Boden. Schon war sie wieder weg. Diesmal hatte sie das kastenartige Gebilde erklommen und wand sich über und unter den Stangen wie eine Schlange hindurch. Jetzt wusste er, daß er sie nicht fangen konnte. Sie war eine Turnerin. Größe und Gewicht kamen ihr bei den Geräten sehr zustatten.
»Gut«, sagte er verdrossen, aber nicht mehr böse. Er bewunderte ihren geschmeidigen und gesunden Körper. Wer hätte solche Rundungen in so knapper Verpackung vermutet?
»Behalte ihn!«
Einen Augenblick und verschiedene Drehungen, und sie stand neben ihm. »Du gibst also auf?«
Er ließ seine Finger über ihrem Oberarm einschnappen und benutzte dabei denselben Trick wie beim Seilwurf. »Nein!«
Sie zuckte unter dem harten Griff nicht einmal zusammen, und rammte ihre freie Hand mit der Kante in seinen Bauch, knapp unter dem Brustkasten, und zwar von unten nach oben. Dabei hielt sie die Finger steif ausgestreckt.
Die Wucht des Hiebes überraschte ihn. Er war momentan wie gelähmt. Doch behielt er seinen Griff bei und drückte sogar noch fester zu, bis ihr festes junges Fleisch gegen den Knochen gequetscht wurde.
Auch jetzt kein Zusammenzucken oder Aufschreien. Wieder versetzte sie ihm mit der flachen Hand einen Hieb - diesmal gegen die Kehle. Eine unglaublich schmerzhafte Stelle. Sein Mageninhalt kam hoch. Sos konnte weder den Atem anhalten noch aufschreien. Also übergab er sich keuchend und würgend.
XVI
Beim Erwachen glaubte er erst, alles sei pure Einbildung gewesen. Wie all die merkwürdigen Dinge, die man im stummen Fernsehen zu sehen bekam. Aber sein Armreif war weg und hatte auf seinem rechten Handgelenk einen blassen Streifen hinterlassen. Jetzt war er allein in einer viereckigen Unterkunft und fühlte sich tadellos.
Als er sich wieder seiner Umwelt bewusst wurde, saß er auf dem Boden. Sie kniete über seinen Beinen und hatte die Hände auf seine Schultern gelegt. »Sos, das tut mir leid. Aber du bist sehr stark.«
Er starrte sie benommen an. Sie war tatsächlich geübter, als er vermutet hatte. Sie war zwar eine Frau, aber ihre Hiebe saßen.
»Sos, ich würde deinen Armreif so gerne behalten. Ich weiß, welche Bedeutung er hat.«
Er dachte an die Art und Weise, wie Sol seinen Armreif Sola gegeben
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