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Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen

Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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hatte. Die besonderen Umstände hatten zunächst nicht vermuten lassen, daß diese Verbindung sich so locker gestalten würde. War er nun selbst nahe daran, einen Armreif mutwillig zu vergeben, nur weil eine Frau ihn darum gebeten hatte? Er versuchte zu sprechen, doch sein Kehlkopf hatte sich von dem Hieb noch immer nicht erholt.
    Sie hielt ihm ihr Gelenk entgegen. Er wich nicht zurück, sondern umfaßte es zögernd. Ihm fiel ein, daß er um Sola gekämpft hatte und unterlegen war, während diese Frau ihn um den Armreif herausgefordert und gewonnen hatte.
    Vielleicht mußte man ihm den Reif mit Gewalt wegnehmen. Wenn er dazu schnell bereit gewesen wäre, hätte er ihn der blonden Miß Smith geben können. Er wusste doch, daß sie ihn begehrt hatte. Auch Sola hatte ihm ihre Liebe aufgezwungen und hatte erreicht, daß er ihre Liebe erwiderte. Ihm gefiel zwar nicht, was sich daraus über seinen Charakter ableiten ließ, doch war es besser, sich damit abzufinden, als es zu leugnen.
    Er berührte den Armreif und ließ dann die Hand fallen.
    »Danke, Sos«, murmelte sie und küsste ihn in den Nacken.
    Man hatte ihn also doch vom Berg gerettet, wiederbelebt und hier zur Ruhe gebettet, während sein kleiner Freund das Zeitliche gesegnet hatte.
    Er stand auf und fand sein Gewand sauber und ausgebessert neben der Schlafkoje vor. Wenn das der Tod war, überlegte er, so war er dem Leben nicht unähnlich. Unsinn. Es war nicht der Tod. Hier gab es keine Lebensmittelvorräte und keine Waffen. Der Waffenständer fehlte überhaupt. Sos öffnete die Tür und hoffte, Wald oder eine vertraute Gegend oder wenigstens den Fuß des Berges zu sehen. Doch er sah vor sich nur eine kahle Mauer. Es war die gleiche Mauer, die er im Traum entlanggegangen war.
    Also war der Traum keine Phantasie, sondern Wirklichkeit gewesen. »Ich werde bei dir sein, Sos.«
    Das war die Stimme des Mädchens, der zierlichen Frau, die ihn geneckt und schließlich niedergeschlagen hatte. Seine Kehle schmerzte immer noch ein wenig, wie er jetzt merkte. Er betrachtete sein Handgelenk.
    Gut. Sie hatte also behauptet, sie wisse, was der Armreif bedeutet.
    Sie kam lächelnd den Gang entlang. Jetzt hatte sie einen viel kleidsameren Kittel an. Das Haar, das sie jetzt sichtbar trug, war braun und lockig und steigerte ihre Weiblichkeit beträchtlich. Der Armreif glänzte an ihrem Arm. Offenbar hatte sie das Gold auf Hochglanz poliert. Er bemerkte, daß der Reif zwanglos ihr Gelenk umspannte und die Enden sich sogar überschnitten, während er an seinem Arm weit auseinanderklaffte. Hatte diese kleine Person ihn tatsächlich besiegt?
    »Fühlst du dich besser, Sos?« fragte sie besorgt. »Ich weiß, gestern habe ich dich ordentlich herumgejagt. Aber der Arzt sagte, ein bißchen Bewegung wäre das beste für deinen Kreislauf. Also habe ich für Bewegung gesorgt.«
    Er sah sie verständnislos an.
    »Ach ja - du hast ja noch keine Ahnung von unserer Welt.« Sie lächelte bestrickend und nahm seinen Arm. »Du bist im Schnee fast erfroren, und wir mußten dich hereinschaffen, bevor du dauernden Schaden davongetragen hättest. Manchmal dauert eine völlige Genesung Wochen, aber dein Zustand war so gut, daß wir dir sofort das Stärkungsmittel gegeben haben. Eine Art Droge. Davon verstehe ich nicht viel. Sie entschlackt den Kreislauf und scheidet die beschädigten Gewebe aus. Es muß aber überall hingelangen, in Finger, Zehen und sonst . . . Wie gesagt, ich verstehe nichts davon. Ein paar gute Freiübungen bringen die Sache viel besser in Schwung. Dann schläft man und weiß als nächstes nur, daß man sich besser fühlt.«
    »Ich kann mich nicht erinnern . . .«
    »Sos, ich habe dich eingeschläfert. Nachdem ich dich geküsst habe. Es hängt davon ab, daß man die richtigen Druckpunkte berührt. Ich kann es dir zeigen, wenn . . .«
    Er verneinte hastig. Sie hatte ihn also hierhergeschafft. Hatte sie ihn auch ausgezogen und seine Kleider gereinigt, wie Sola es vor langer Zeit getan hatte? Die Parallelen waren beunruhigend.
    »Schon gut, Sos. Ich trage schließlich deinen Armreif. Letzte Nacht bin ich nicht bei dir geblieben. Ich wusste, du würdest nicht bei Bewusstsein sein. Von jetzt an bleibe ich bei dir.« Sie zögerte. »Es sei denn, du hast deine Absicht geändert . . .«
    Sie war so klein, einer Puppe viel ähnlicher als einer Frau. Ihre Besorgtheit war rührend, doch er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Sie wog nur halb soviel wie er. Was konnte sie schon von dem

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