Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen
eine Lektion in guten Manieren!«
Sos streckte nur die Hand aus und packte den Stab des Kriegers.
»He - was . . .!« Der Mann mußte den Stab entweder loslassen oder ihm folgen. Abwehren konnte er ihn nicht. Gleich darauf streckte er die Hände nach oben, als Sos den Stab und den Mann mit einem Arm hochhob und ihn in der Luft herumschwenkte. »Wenn du mich nicht zu deinem Herrn führst, trage ich dich eigenhändig hin!«
Sos senkte plötzlich den Arm, und der Mann stürzte zu Boden, sich dabei noch immer an den Stab klammernd.
Inzwischen hatten sich Zuschauer eingefunden. Sos nahm nun den Stab, faßte ihn an beiden Enden und bog ihn zu einem Halbkreis zusammen. Dann übergab er das nutzlos gewordene Ding seinem Besitzer.
Man führte ihn daraufhin sehr rasch vor den Anführer.
Der war Sav.
»Was kann ich für Euch tun, starker Mann?« fragte Sav, der ihn mit seinen veränderten Zügen und dem Albinohaar nicht erkannte. »Wir sind hier sehr im Gedränge, aber falls Ihr gekommen seid, Euch uns anzuschließen . . .«
»Gebt Euch und Euren Stamm zu erkennen und übergebt mir beides!«
Zum ersten mal war Sos froh über die Rauheit seiner Stimme.
Sav lachte gutmütig. »Ich bin Sav, der Stabkämpfer, und überwache das Stabtraining für Sol, den Herrn des Reiches. Wenn Ihr nicht von Sol geschickt seid, übergebe ich Euch gar nichts!«
»Ich komme nicht von Sol. Ich bin gekommen, ihn zu bezwingen und statt seiner zu herrschen!«
»Sonst nichts? Also, Herr Namenlos, Ihr könnt hier gleich anfangen. Wir stellen einen Mann gegen Euch im Ring auf. Den müßt Ihr besiegen oder Euch unserem Stamm anschließen. Was ist Eure Waffe?«
»Außer meinen Händen habe ich keine Waffe.«
Sav studierte ihn interessiert. »Also noch einmal - Ihr habt keinen Namen, keinen Stamm, keine Waffe. Aber Ihr wollt dieses Lager übernehmen, nicht wahr?«
»Ja.«
»Vielleicht habe ich heute meinen langsamen Tag; aber ich kann Euch nicht ganz folgen: Wie wollt Ihr das schaffen?«
»Ich werde Euch im Ring besiegen.«
Sav lachte schallend. »Ohne Waffe?«
»Habt Ihr Angst, Euch mit mir zu messen?«
»Ich würde nicht mit Euch kämpfen, selbst wenn Ihr eine Waffe hättet. Es sei denn, Ihr habt einen Stamm von gleicher Größe in die Waagschale zu werfen. Kennt Ihr denn die Regeln nicht?«
»Ich wollte nur Zeit sparen.«
Sav blickte ihn jetzt eindringlicher an. »Ihr erinnert mich an jemanden. Nicht das Gesicht, auch nicht die Stimme. Ihr . . .«
»Dann wählt einen Mann gegen mich aus. Ich werde ihn besiegen und auch alle anderen, die Ihr nach ihm aufstellt, bis dieser Stamm mir gehört.«
Jetzt lag Mitleid in Savs Blick. »Ihr wollt wirklich einen geübten Stabkämpfer im Ring herausfordern? Mit bloßen Händen?«
Sos nickte.
»Das geht mir zwar gegen den Strich; aber mir soll's recht sein!«
Er forderte einen seiner Leute zum Duell auf und ging dann zum Ring voran.
Der ausgewählte Kämpfer war verlegen. »Er hat doch keine Waffe!« rief er.
»Dann schlag ihn ein paar mal zusammen«, riet ihm Sav. »Er hat es so gewollt.«
Männer scharten sich um den Ring. Die Episode mit dem Stabkämpfer hatte sich herumgesprochen. Sos zog sein Übergewand aus und stand in kurzen Hosen und bloßen Füßen da.
Die Gaffer starrten ihn an. Das Obergewand hatte ihn bisher vom Kinn bis zum Knie und den Ellbogen verhüllt und nur die Hände und Füße freigelassen. Man hatte angenommen, er wäre ein großer, rundlicher Mann - schon älter nach der Haarfarbe und der ledernen Haut zu schließen. Seine Kraft, die er bereits bewiesen hatte, hatte die Leute neugierig gemacht.
»Bizeps wie Keulen!« rief jemand aus. »Seht mal seinen Nacken an!«
Jetzt trug Sos keinen Metallkragen mehr. Jetzt war sein Nacken eine solide Masse von Hornschwielen und Narbengewebe.
Der für ihn bestimmte Gegner starrte ihn offenen Mundes an.
Sav zog den Mann zurück. »Gom, geh du in den Ring!« sagte er kurz und bündig zu einem anderen.
Jetzt trat ein viel größerer Krieger vor, dessen Körper von vielen Kämpfen narbenbedeckt und verfärbt war. Das war ein Veteran. Er hielt die Waffe angriffsbereit und betrat, ohne zu zögern, den Ring.
Sos trat ebenfalls in den Ring und blieb mit in den Hüften gestützten Händen stehen.
Gom kannte keine Skrupel. Er holte ein paarmal aus, um zu sehen, was der Namenlose tun würde, und landete dann einen fürchterlichen Hieb seitlich an Sos' Hals.
Sos blieb stehen, ohne zu schwanken.
Der Stabkämpfer sah seine Waffe an,
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