Titanen-Trilogie 01 - Das Erbe der Titanen
es noch ein Jahr, Sosa. Ich werde noch lange nicht dazu imstande sein. Zuerst muß ich noch viel lernen.«
Bob war vielleicht der Meinung, die Aussicht auf ein Reich hätte ihn umgestimmt. Bob dürfte nie erfahren, wo Sos' wahre Treue lag! Wenn man gegen Sol jemanden ausschickte, dann war es besser, wenn es ein Freund von Sol war . . .
»Darf ich deinen Armreif behalten - das Jahr über?«
»Behalte ihn für immer, Sosa! Du wirst meine Ausbildung übernehmen!«
Sie sah ihn traurig an. »Unsere Begegnung war kein bloßer Zufall. Bob wusste bereits, wozu du bestimmt warst, bevor wir dich hereingeschafft haben. Er hat alles vorausgeplant.«
»So!«
»Zum Henker mit ihm!« weinte sie. »Es war grausam von ihm!«
»Nach seinen Überlegungen und seiner Überzeugung war das eben notwendig. Und Bob hat den geeignetsten Weg gewählt, um das zu tun, was getan werden mußte. Du und ich - wir sind eben nur Werkzeuge, die zufällig am besten geeignet sind. So leid es mir tut, Sosa . . .«
»Dir tut es leid!« murmelte sie. Dann aber lächelte sie und versuchte, aus der Situation das Beste herauszuholen. »Wenigstens wissen wir, woran wir sind!«
Sosa übernahm also seine Ausbildung. Sie lehrte ihn Hiebe und Griffe, die sie in der Kindheit von einem Stamme gelernt hatte, der seinen Frauen die Selbstverteidigung beibrachte - und die Unfruchtbaren verstieß. Männer verachteten natürlich die waffenlosen Techniken. Aber ebenso fanden sie es verächtlich, eine Frau zu nehmen, die eine leichte Beute darstellte. Deswegen wurde das Wissen von der Mutter auf die Tochter weitergegeben, wie man einen Mann besiegt.
Sos wusste nicht, welche Mittel Bob hatte anwenden müssen, um Sosa zu bewegen, diese Praktiken an einen Mann preiszugeben. Er fragte auch nicht weiter danach.
Sie zeigte ihm, wie man mit der bloßen Hand Holz spaltet, wie man bloße Füße, Ellbogen und Kopf als Waffe verwendet. Sie zeigte ihm die verwundbaren Punkte des menschlichen Körpers - Stellen, wo ein einziger Hieb betäuben, verletzen oder töten konnte. Sie ließ ihn in angriffslustigem Zorn auf sich losgehen und brachte ihn immer wieder zu Fall. Er mußte sie würgen. Sie brach seinen Griff, als hätte er in seinen zwei Daumen nicht mehr Kraft als sie in zwei Händen! Sie brachte die natürlichen Waffen des Körpers zur Geltung, die so einfach waren, daß die Menschen sie fast schon vergessen hatten: Zähne, Nägel, ausgestreckte Finger, Schädel und sogar die Stimme.
Als er diese grundlegenden Dinge meisterte, lehrte sie ihn zu kämpfen, wenn einzelne Teile des Körpers behindert sind - ein Arm, beide Arme, die Beine, die Augen. Er griff sie blindlings an, mit zusammengebundenen Füßen, mit Gewichten an den Gliedern, nach Genuß einer Droge, die ihn schwindlig machte. Er erkletterte die Hängeleiter, während seine Arme in einer Zwangsjacke steckten. Er schwang sich durch die Stangen, während ein Arm mit einem Fuß zusammengebunden war.
Dann war es damit vorbei. Er mußte in den Operationssaal und sich den Narkosemitteln und Skalpellen ausliefern. Der Chirurg brachte unter der Bauch- und Rückenhaut biegsame Plastikplatten an, die stark genug waren, eine Messer- oder Schwertklinge abzuhalten. Um den Hals bekam er einen Kragen, der sich mit einem Schlüssel öffnen ließ. Arme und Beine wurden mit Metallschienen verstärkt. Das Gesicht wurde umgeformt, die Nase verstärkt, die Wangen mit Nylongewebe ausgefüllt. Kein Teil blieb, wie es war. Er war nicht mehr als Sos zu erkennen. Statt dessen konnte er sich nur schwerfällig, wie ein Roboter, fortbewegen und mußte gegen die Schmerzen der häßlichen Wiedergeburt ankämpfen.
Dann nahm Sos das Training wieder auf. Er arbeitete an den Geräten, die ihm bereits vertrauter waren als sein neuer Körper. Er erklomm die Leiter, turnte an den Stangen, hob Gewichte. Er übte sich im Gehen und härtete seine Hände und Füße ab. Mit der Zeit bildeten sich daran dicke Schwielen. Jetzt konnte Sosa mit voller Kraft - selbst mit einer Stange - Hiebe gegen seinen Magen, Nacken oder Kopf austeilen. Er lachte bloß dazu.
Dann entriss er ihr die Waffe und bog sie mit einem einzigen Griff zu einem S.
»Verdammter Gorilla«, beklagte sie sich. »Du hast ja Schwielen über deinen Schmerzpunkten!«
»Nylonschwielen«, sagte er trocken. »Ich könnte jetzt einen Gorilla zerreißen.« Seine Stimme klang rauh. Der Halskragen verhinderte alle sanfteren Töne.
»Du bist ein großes, häßliches Ungeheuer«, sagte sie und
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