Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen
in konventionellen Beinkleidern da, die an ihm recht sonderbar aussahen. Das Fleisch auf der massiven Brust war gelblich getönt. Die Beine waren ungewöhnlich stämmig und muskulös, die kurzen Füße bloß. Seine Zehennägel krümmten sich ähnlich Hufen um die Zehen. Ein seltsamer Mann!
Die Arme waren nicht richtig proportioniert entwickelt, obgleich sie an einem Mann mit nicht so wuchtigem Oberbau recht eindrucksvoll gewirkt hätten. Die Hände aber, die sich nun um die Stöcke schlossen, erinnerten an Greifzangen. Ihr Griff war sonderbar unbeholfen – aber fest.
Die verschleierte Frau ließ sich am Ring nieder und sah zu. Ihre Verhüllung war ebenso merkwürdig wie der Körperbau des jungen Buckligen.
Der Stockkämpfer betrat den Ring argwöhnisch witternd wie ein Tier, das einer Falle ausweichen möchte. Der Morgenstern ließ seine an einer Kette hängende Waffe über dem Kopf wirbeln. Einen Augenblick lang sahen die zwei einander an. Dann kam der Sternkämpfer näher, wobei die Kreisbahn seines wirbelnden Zuschlaghammers den Körper seines Gegners zu durchschneiden drohte.
Der Stockkämpfer duckte sich. Dem Anprall der eisernen stachelbewehrten Kugel hätte niemand standhalten können. Seine kräftigen Beine und seine gekrümmte Haltung erleichterten das Ausweichmanöver. Tief gebückt lief er durch den Ring und kam hinter dem Sternkämpfer zum Stehen.
Das sagte alles. Tyl wußte nun, daß der Morgenstern den Stockkämpfer nie schaffen würde, wenn dieser ebensogut springen, wie ducken und ausweichen konnte. Und wenn überhaupt, dann mußte der Sternkämpfer ihn bald schaffen, denn der wirbelnde Ball wirkte auf den ausgestreckten Arm sehr ermüdend.
Aber soweit sollte es gar nicht kommen. Noch ehe der Sternkämpfer sich neu orientieren konnte, hatten die gegnerischen Stöcke seinen Waffenarm getroffen, und er war nicht mehr fähig, seine Haltung zu wahren. Die Kreisbewegung der Kugel wurde langsamer, der Mann schwankte.
Tyl, der merkte, daß der Mann zu dumm war, um seine Niederlage zu erfassen, sprach statt seiner: »Der Stern ergibt sich!«
Der Sternkämpfer sah sich verwirrt um. »Aber ich stehe noch immer im Ring!«
Für Torheit hatte Tyl nichts übrig. »Dann bleib drin.«
Der Mann wollte seinen Stern wieder in Bewegung setzen, war aber unsicher in seinen Bewegungen. Der Stockkämpfer kam ganz nahe heran und versetzte ihm einen Schlag auf den Schädel. Als Mann und Kugel zu Boden gingen, faßte der Stockkämpfer einen der Stöcke mit den Zähnen und faßte mit der freien Hand nach der Sternkette. Ein interessantes Manöver, da die typische Sternkette mit kleinen spitzen Stacheln versehen war, die einen solchen Griff eigentlich unmöglich machten. Doch das schien den Mann nicht zu stören. Er schleppte den Bewußtlosen an den Rand des Ringes, ließ ihn dann los und bückte sich, um ihn hinauszurollen.
Mit einem Gefühl, das reiner Freude eng verwandt war, verlieh Tyl dem grotesken Stockkämpfer den goldenen Reif der Mannbarkeit. Ihm fiel auf, daß die Hände des Mannes stark verhornt waren. Kein Wunder, daß ihm Stacheln nichts anhaben konnten. »Von nun an Krieger, nenne dich – « Tyl hielt inne. »Welchen Namen hast du erwählt?«
Der Mann setzte zum Sprechen an, doch seine Stimme war nur ein trockenes Keuchen. Es hörte sich an, als hätte auch sein Kehlkopf Hornhäute angesetzt. Das Wort, das er schließlich herausbrachte, klang wie ein Knurren.
Aber Tyl verstand es. »So nenne dich hinfort Var – Var der Stock.« Und dann fragt er: »Wer ist deine Gefährtin?«
Var schüttelte den zottigen gebeugten Kopf und sagte nichts. Nun aber trat die Frau vor und legte Mantel und Schleier ab.
»Sola!« rief Tyl aus. Er hatte die Frau des Herrn erkannt. Sie war noch immer hübsch, obwohl es schon zehn Jahre her war, seitdem er sie gesehen hatte. Sie war etwa vier Jahre bei Sol geblieben, dann war sie mit dem neuen Herrn des Imperiums gegangen. Und weil der Sieger waffenlos war, keinen Armreif trug und keinen Namen führte, hatte sie Reifen und Namen behalten, die sie bereits hatte. Das kam öffentlich eingestandenem Ehebruch gleich, doch hatte der Herr sie redlich gewonnen. Er war der mächtigste Mann, der je den Ring betreten hatte, bewaffnet oder nicht. Und wenn er selbst nichts auf Äußerlichkeiten gab, dann mußte sich jeder andere eine Bemerkung verkneifen.
Aber Sola hatte ihrem erwählten Gatten wenigstens die Treue gehalten, bis auf die Zeit ganz am Anfang, als sie sich mit diesem Sos
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