Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen
verstehe nicht.« Doch sie verstand sehr gut.
»Zeig mir deine Brust.«
Langsam und unter heftigem Erröten schälte sie das Kleid von der Schulter und entblößte die rechte Brust.
»Die ist neunzehn«, sagte er. »Sie erregt mich. Eine Brust wie diese - die kann einfach nicht alt sein, kann keiner Irren gehören, die Angst hat, daß sie nichts zu geben hat. Sie muss geliebt werden.«
Sie sah an sich selbst herunter. »Wenn du so redest, komme ich mir selbst wollüstig vor.«
»Ich werde deine Brust besingen«, meinte er.
Wieder errötete sie, und mit ihr ihre Brust, doch sie bedeckte sich nicht. »Woher kennst du diese Lieder?«
»Ach, die machen so die Runde. Manche behaupten, sie stammten aus der Zeit vor dem Blitz, aber das glaube ich nicht.« Und doch glaubte er es, so wie er es nicht glaubte, denn es kamen so viele Worte darin vor, die für einen Nomaden sinnlos waren.
»Die Bücher sind so alt. Möglich, daß auch die Lieder so alt sind.« Ihre Röte war verblasst.
Er sang, den Blick auf ihre Brust gerichtet:
Schwarz, schwarz, schwarz ist meiner Liebsten Haar,
Die Lippen rot, die Augen klar,
Die Hände zart, das Antlitz schön,
Ich liebe die Erde,
seh ich drüber sie gehn.
Wieder stieg ihr die Röte in die Wangen. »Wenn du so singst, dann ist alles so echt. Ich bin froh, daß mein Haar nicht schwarz ist.«
»Ach?« Er konnte seine Enttäuschung nicht verbergen.
»Nein. Ich wünschte, das Lied würde genau passen.«
»Es passt recht gut. Bis auf die Haarfarbe.«
»Ja?« In ihr regte sich Hoffnung.
»Nein. Ich möchte, daß es genau passt. »Und nach einer kleinen Pause setzte er hinzu. »Neqa.«
Sie hatte über ihr Erröten die Gewalt völlig verloren. »Wenn du das sagst, dann bin ich völlig durcheinander. Neqa.«
»Daran ist der Reif schuld.«
»Ich weiß. Ich bin dein Weib, solange ich ihn trage. Aber nicht wirklich.«
»Vielleicht kommt das noch.« Wenn es nur so einfach gewesen wäre.
»Ihr Nomaden - ihr gebt einem einfach den Reifen und damit hat sich's. Rasche Liebe, für eine Stunde oder für ein ganzes Leben. Ich begreife das nicht.«
»Aber du warst doch auch einmal Nomadin.«
»Nein. Ich war ein wild aufwachsendes Mädchen. Ich hatte keine Familie. Die Irren nahmen mich auf, sie erzogen mich und machten mich ihnen ähnlich - äusserlich. Das machen sie mit jedem, der Hilfe braucht. Ich war nie Angehöriger der Nomadengesellschaft.«
»Vielleicht verstehst du deswegen nicht den Sinn des Reifs.«
»Mag sein. Und du? Was ist mit dir?«
»Ich verstehe den Reif. Ich bringe es bloß nicht fertig, mich entsprechend zu verhalten.«
»Hm, vielleicht erklären sich damit unsere Schwierigkeiten. Du bist zu sanft und ich zu zaghaft.« Sie lachte nervös. »Eigentlich komisch, nachdem wir diese vielen Gegner getötet haben. Sanft und zaghaft.«
»Wir könnten einander heute nacht in den Armen halten. Vielleicht hilft es diesmal.«
»Und wenn die Gesetzlosen wiederkommen?«
Er stieß einen Seufzer aus. »Ich werde Wache halten.«
»Du hast gestern gewacht. Diesmal bin ich dran.«
»Na schön.«
Wieder lachten sie, jetzt schon ungezwungener, und ihre Brust geriet angenehm in Bewegung. »So trocken und sachlich! Was ist, wenn ich einfach sage: >Nimm mich in die Arme, drücke mich an dich, liebe mich?<« wollte sie wissen
Er überlegte. »Hm, versuchen könnte man es ja. Aber du musst es sagen, ehe ich zu nervös werde.«
»Ich kann es nicht sagen. Auch wenn ich es wollte.«
»Du möchtest es - aber du kannst mich nicht fragen?«
»Diese Frage kann ich nicht beantworten.« Diesmal vergass sie glatt das Erröten.
»Ich möchte es tun«, sagte er ganz ernst. »Aber ich kann doch nicht einfach so anfangen. Nicht ehe du etwas sagst. Und auch dann -«
»Komisch ist das. Wir wissen, was wir wollen, wir wissen,
was der andere fühlt, aber wir können nicht entsprechend handeln. Wir können sogar übers Sprechen sprechen, aber wir können nicht sprechen.«
»Morgen vielleicht«, sagte er.
»Morgen vielleicht.« Und der sehnsüchtige Blick, mit dem sie ihn ansah, als sie ihre Brust bedeckte, ließ sein Herz stocken und dann einen Sprung tun.
Das Morgen war wieder ein schöner Tag, und die Fahrspuren waren hart geworden. Die beiden hatten das Gefühl, daß die Leichen um den Laster bereits einen leichten Geruch ausströmten. Sie fuhren los, und die Natur entschädigte sie für die eintägige Verzögerung, indem sie ihnen eine hervorragende Fahrbahn
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