Titanen-Trilogie 03 - Der Sturz der Titanen
zurück, ehe die Schienen aufhörten. Nun sahen sie Plattformen, auf denen Kisten gestapelt waren und Nebengeleise, auf denen Waggons standen. Neq brach eine Kiste auf und entdeckte darin Kampfstöcke - etwa fünfzig Stück dieser Metallwaffe.
Also stimmte es doch! Die Unterwelt hatte die Nomadenwaffe hergestellt. Hatte das der Waffenlose nicht gewusst, als er die Zerstörung der Unterwelt plante?
Sie gingen bis ans Ende der Plattform und durchschritten einen dunklen Durchgang. Dann ging es eine sanft geneigte Rampe hoch, durch eine verkohlte Öffnung in eine große Halle. Die Luft war stickig und übelriechend. Neqa ließ den Strahl der Taschenlampe über den Bogen gleiten.
Er war mit Asche bedeckt, aus der sich da und dort verkohlte Häufchen erhoben. Der Geruch war hier noch viel intensiver.
»Was ist denn da passiert?« fragte sie verblüfft.
Neq merkte ihr an, daß sie keine Ahnung hatte. »Feuer. Die konnten hier nicht mehr rechtzeitig raus.«
»Sie?« Da erkannte sie die Form des nächsten Häufchens und
stieß einen Schrei aus. Es waren die Überreste eines menschlichen Wesens.
Neq führte sie die Rampe abwärts. »weißt du - sie waren schon tot, als die Holztür schließlich durchbrannte. Die muss versperrt gewesen sein oder verklemmt so wie die Schiebetür da oben. Jemand muss alles mit Benzin übergössen haben und -« Sie drehte sich zu ihm um. Die Taschenlampe hatte sie ausgeknipst, sie standen im Dunkel da. »Das haben die Nomaden gemacht?«
»Tyl sagte, es wäre schon vor ihrem Eindringen passiert. Die Brandstellen waren noch heiss, und überall war Rauch, deshalb konnten sie sich nicht lange hier aufhalten. Ich weiß nicht, wie es wirklich war,«
Sie gab ein ersticktes Geräusch von sich, und er spürte etwas Warmes über seinen Arm laufen. Da wusste er, daß sie sich erbrochen hatte.
»Helicon war die letzte Hoffnung des Menschen!« schluchzte sie und kämpfte erneut gegen ein Würgen an.
»Ich glaube, wir brauchen uns hier nicht weiter umzusehen«, sagte er. Er nahm ihr die Taschenlampe aus der kraftlosen Hand und führte Neqa zurück nach draußen.
VI
Neqa bestand darauf ihren Bericht zu verfassen. »Falls uns etwas zustößt, gerät die Geschichte nicht in Vergessenheit«, erklärte sie. »Außerdem habe ich die Einzelheiten jetzt noch frisch in Erinnerung. Bis wir zurück sind werde ich sie hoffentlich vergessen haben.«
Sie übernachteten auf dem Laster, obwohl sie die Kojen in der Herberge hätten benutzen können. Die Tunnelverbindung zu den Toten von Helicon war zu direkt und offen. Man hatte das Gefühl, als würden die Ausdünstungen des Todes hindurchdringen und die Herberge in ihre Schrecken einhüllen. Neq hatte die Szene vor Ort ganz objektiv in sich aufgenommen, in der Nacht aber überhöhte seine Phantasie die Schrekken der Unterwelt. Der plötzliche Tod im Ring, der Kampf gegen Gesetzlose - das war etwas anderes. Aber diese Hilflosigkeit, dieses Gefangensein angesichts des alles umschiessenden Feuers. . .
Keine Rede davon, daß man heute Versuche in Richtung Liebe wagte. Sie klammerten sich aneinander und versuchten die Nähe des Todes abzuwehren.
Am nächsten Tag stellte Neqa ihren Bericht fertig und verwahrte ihm im Handschuhfach. Dann fuhren sie los. Neq sah den Sinn einer geschriebenen Mitteilung noch immer nicht ein. Der Berg war tot, damit war die Sache erledigt. Diese Nachricht war für die Irren wohl kaum ein Trost. Mit ihnen würde es zu Ende gehen, und die Nomadenkultur würde zu völliger Wildheit und Gesetzlosigkeit verfallen.
Welche grandiose Torheit hatte den Waffenlosen verleitet, gegen Helicon vorzugehen? Er hatte den Berg bezwungen und hatte damit die Irren und die Nomaden gleichermaßen vernichtet. Nun würde in dunkles Zeitalter einsetzen.
Auch Neqa war wortkarg. Neq spürte, daß ihr ähnliche Gedanken durch den Kopf gingen wie ihm. Ihre Mission hatte wenigstens die gewünschte Information erbracht, konnte daher als Erfolg angesehen werden. Aber welch jämmerliche Mission es gewesen war!
Am zweiten Tag der Rückfahrt stießen sie auf eine Barrikade, die auf der Hinfahrt noch nicht da gewesen war. Neqs Argwohn erwachte sofort. Es waren Schwierigkeiten zu erwarten.
»Zufall?« fragte Neq.
»Unmöglich. Man hat uns auf der Hinfahrt beobachtet und klug gefolgert, daß wir auch wieder zurück müssten. Und infolgedessen hat man uns ein Hindernis in den Weg gelegt.«
Sie mussten anhalten. Ausweichen oder Umkehren war nicht
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